Fliegende Blätter (157.1922 (Nr. 4014-4039))

Demonstratio ad ocutos.

Bei Grünmeyers geht es ein bißchen knapp zu. Grünmcyer
hat zwar ein ganz nettes Geyalt, aber cs sind fünf Kinder da.
Man wird also verstehen, daß z. B. Butter nur sehr selten aus dem
Grünmeyerschen Tische zu finden ist.

Neulich gab cs aber doch welche nachmittags zum Tee. Leider
kam Zwichlinger hinzu, und es ließ sich nicht vermeiden — man
mußte ihn schon zu einem Täßchen Tee bitten.

Zwieblinger nahm dankend au. Angenehm überrascht sah er-
den Klumpen Butter auf dem Tisch. „Ah, das scheint ja eine ganz
köstliche Butter zu sein. Ja, das ist nicht so einfach mit der Butter
heutzutage — nicht wahr? Blödsinniger Preis - für eine Familie
kaum noch zu erschwingen."

„Ach ja!" seufzte Frau Grünmeyer.

Zwieblinger nahm sich eine Schnitte Brot und zückte das
Messer nach der Butter. „Ja, diese Buttersorgen! Für mich als

Junggesellen ist das ja nicht so schlimm. Ich kaufe mir hin und
wieder mal ein Pfündchen. Das. kann man sich als Junggeselle
schon inal leisten — man hat ja nur Ausgaben für sich allein.
Das kann ich mir schon mal gönnen. Und dann haue ich ordentlich
in die Butter ein," Zwieblinger halbierte den Bnttcrklumpen
und nahm sich die Hälfte - „und streiche sic aufs Brot, daß es
eine Freude ist. Zollhoch streiche ich — sehen Sic her! So dick
streiche ich die Butter!"

Zur Beruhigung.

(Aus einem Geschäftsbrief.)

Auf Ihr vorgestriges Mahnschreiben teile ich Ihnen mit, daß
ich Ihnen den schuldigen Betrag in den allernächsten Tagen über-
senden werde. Ich warte nur auf die endgültige Stabilisierung
der Mark.

Der Muslkfctnd.

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