Seeräuber«!
mal in See stach, und wie der Mann am Pfingstmontag zurück-
gegondelt kommt, da denken wir, er hat sein Boot mit Maien
geschmückt. Keine Ahnung .... da hat das Lolz einfach im
Wasser wieder ausgeschlagen, und nun können Sie sich einen Vers
machen, wie der Kahn überhaupt aussah. Also steigen Sie als
Anfänger nur in ein ausprobiertes, bewährtes Fahrzeug ein!"
Der Rat war vielleicht nicht so schlecht, kurz und gut, als ich mich
von dem ollen, ehrlichen Seemann verabschiedete, da hatte er
bereits eine ganz erhebliche Anzahlung in der Tasche, und ich war
sozusagen schon ein halber Kapitän I Ein ganzer sollte ich am
nächsten Tage werden, denn der Mann bestand darauf, daß er
sein Geld gleich bekam. Für den Preis, wie er sagte, eine abso-
lute Voraussetzung. Ich war zeitig da, befühlte mein Boot von
allen Seiten, ging ab und zu aus dem Schuppen ins Freie, um
kritisch nach dem Wetter zu schauen, und erkundigte mich bei einem
Lerrn mit dunkler Kapitänsmütze nach der Windstärke, war aber
anscheinend an einen Laien geraten, denn klarer Bescheid war
absolut nicht von ihm zu erhalten. So zog ich lieber meinen
„Sigismund Rüstig" aus der Tasche, um den fürchterlichen Schiff-
bruch noch einmal in allen Einzelheiten nachzulesen und mich vor
allem zu orientieren, wie sich der Schiffszimmermann am besten
in solch einer Lage verhält. Der Schiffszimmermann hat mir
immer besonders imponiert. Er ist in der Stunde der Rot der
eigentliche Mann, von dem Leben und Tod abhängt. Er sägt und
wütet mit der Axt in den ungeheueren Bohlen und fügt Balken
an Balken, daß es eine Lust ist, ihm zuzusehen, obschon die gur-
gelnden Wasser um ihn bereits immer höher steigen. Ich sah un-
willkürlich meinen „Seeräuber" an. Run, viel zu gurgeln würde
das Wasser in diesem Falle nicht haben, aber ich werde doch für
Zeichnung von «k. Kirchner
Jurysreie Ausstellung »3a, Sie hatten ganz recht, daß Sie den Besuchern die Stöcke abnahmen. Wissen Sie
aber, was Sie noch machen müßten? Sie sollten auch die Taschenmesser abgeben lassen!"
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mal in See stach, und wie der Mann am Pfingstmontag zurück-
gegondelt kommt, da denken wir, er hat sein Boot mit Maien
geschmückt. Keine Ahnung .... da hat das Lolz einfach im
Wasser wieder ausgeschlagen, und nun können Sie sich einen Vers
machen, wie der Kahn überhaupt aussah. Also steigen Sie als
Anfänger nur in ein ausprobiertes, bewährtes Fahrzeug ein!"
Der Rat war vielleicht nicht so schlecht, kurz und gut, als ich mich
von dem ollen, ehrlichen Seemann verabschiedete, da hatte er
bereits eine ganz erhebliche Anzahlung in der Tasche, und ich war
sozusagen schon ein halber Kapitän I Ein ganzer sollte ich am
nächsten Tage werden, denn der Mann bestand darauf, daß er
sein Geld gleich bekam. Für den Preis, wie er sagte, eine abso-
lute Voraussetzung. Ich war zeitig da, befühlte mein Boot von
allen Seiten, ging ab und zu aus dem Schuppen ins Freie, um
kritisch nach dem Wetter zu schauen, und erkundigte mich bei einem
Lerrn mit dunkler Kapitänsmütze nach der Windstärke, war aber
anscheinend an einen Laien geraten, denn klarer Bescheid war
absolut nicht von ihm zu erhalten. So zog ich lieber meinen
„Sigismund Rüstig" aus der Tasche, um den fürchterlichen Schiff-
bruch noch einmal in allen Einzelheiten nachzulesen und mich vor
allem zu orientieren, wie sich der Schiffszimmermann am besten
in solch einer Lage verhält. Der Schiffszimmermann hat mir
immer besonders imponiert. Er ist in der Stunde der Rot der
eigentliche Mann, von dem Leben und Tod abhängt. Er sägt und
wütet mit der Axt in den ungeheueren Bohlen und fügt Balken
an Balken, daß es eine Lust ist, ihm zuzusehen, obschon die gur-
gelnden Wasser um ihn bereits immer höher steigen. Ich sah un-
willkürlich meinen „Seeräuber" an. Run, viel zu gurgeln würde
das Wasser in diesem Falle nicht haben, aber ich werde doch für
Zeichnung von «k. Kirchner
Jurysreie Ausstellung »3a, Sie hatten ganz recht, daß Sie den Besuchern die Stöcke abnahmen. Wissen Sie
aber, was Sie noch machen müßten? Sie sollten auch die Taschenmesser abgeben lassen!"
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Juryfreie Ausstellung"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1932
Entstehungsdatum (normiert)
1927 - 1937
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 176.1932, Nr. 4533, S. 374
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg