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Warum der Herr Hugo vou Rosenduft sein schönes Gut verkaufen wollte.

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mir's nur nicht uugütig, cS ist recht traurig, ich war gerade
; auf dem Wege zu Ihnen. Die kleine Gertrud ist recht krank,
das arme Wiirmcheu, und ruft immer nach Ihnen, aber nun
freilich..." — „Gertrud krank!" rief Cäcilie und war mit
einem Sprung aus dem Wagen, „meine kleine Gertrud krank?"

I Hugo, fahren Sic immer nach Hause, es ist nicht weit von
! hier und bis zu Ihrem Schlosse ist es auch nicht mehr weit,
j ich komme zu Fuße nach, ich muß das arme Kind sehen!"
Hugo wollte Cäcilie» durchaus begleiten. „Nein, nein, Hugo!
hier der ehrliche Friedrich bringt mich hinab und gibt mir
dann auch das Geleit nach Liebclfiugen. Fahren Sic ruhig
weiter, wo wollen Sic denn auch Wagen und Pferde lassen?
Ich komme bald nach." Hugos erneute Anträge seiner Beglei-
tung wurden entschieden zurückgcwiesen; cs ging auch gar nicht,
Wagen und Pferde mitten im Walde stehen zu lassen. Hugo
mußte, ärgerlich genug über diese Störung, allein seinen Weg
sortjetzcn. Eine lange, lange Stunde hatte er schon daheim ge-
wartet und war eben im Begriff nach der Mühle zu wandern,
um seine Braut dort aufzusuchcn, da kam Cäcilie an. Sic
war sehr heiter und erzählte, das Kind sei wieder viel besser,
es habe sich sehr gefreut, sic zu sehen. — „Hugo, sprechen
Sic nicht von dem Besuch bei meinem Pathchen," sagte Cäcilie,
als der Bräutigam höchst glücklich die schöne Braut Abends
»ach Hause fuhr, „Papa ist wunderlich, und will nicht haben,
daß ich die Leute so oft besuche." — Hugo versprach das
tiefste Stillschweigen. Er schwamm bereits in Freude und
Liebe. Anfangs hatte er noch zuweilen mit unruhiger Ver-
wunderung jener plötzlichen Umwandlung Cäciliens gedacht:
„Möcht' ich doch nur wissen," hatte er in sich hineingemurmelt,
„wie's der Alte angestellt hat, daß mein Cäcilchcn wie umge-
kehrt ist!" Bald aber hatte er diese Umkehr, die, von außerr
her, wohl gar durch einen Machtspruch ihr aufgezwungen, gar
nichts Schmeichelhaftes für ihn hatte, ganz vergessen, und
! hatte sich in die Uebcrzcugung hineingelebt, Cäcilie habe all-
! mählig seine Vorzüge erkannt und sei nun aus eigenem Triebe

! ihm gewogen und zugethan.

— „Hugo, ich muß Sie noch einmal um einen Gefal-
len bitten," schmeichelte Cäcilie ein paar Tage später. „Ach,
was denn, was den»? Alles, Alles thu ich, was Sic wollen,

! Cäcilchcn!" war die Antwort des entzückten Bräutigams,
j Das Mädchen setzte ihm nun auseinander, wie in Zoblitz
I eine ehemalige Dienerin ihres Hauses in lehr bedrängten Um-
ständen lebe. „Der Vater will nichts von ihr wissen," fuhr
sie fort, „denn cs hat Verdrießlichkeiten mit ihr gegeben, ehe
sic weghani, aber ich kann nicht zugeben, daß die arme Seele
verkommt. Hie und da, wenn Gelegenheit war, habe ich ihr
heimlich etwas zugcschickt, aber ich weiß, daß ein Besuch von
mir der Armen mehr Freude machen würde, als eine Menge
Geschenke, drum möchte ich sic gern einmal wieder sehen. Papa
aber darfs nicht erfahren. Sic sollen mir nun dazu verhelfen.
Kommen Sic heut Nachmittag mit der Kutsche, ich will mein
Mädchen mitnehmen und einige abgelegte Sachen für die Marie.
Wir sagen Papa, ich ginge mit Ihnen nach Liebelfingen, er
wird nichts dagegen haben. Sic fahren mich aber nach Zob-

litz, dort besuche ich die arme Marie und wir kehren dann >
nach Licbelsingcn zurück. Papa kann uns nicht begleiten, denn ?
er hat mit dem Amtmann von Bölau Geschäfte abzumachen." !
Hugo versprach Alles. Ueber Tisch machten die Brautleute
den Major mit dem Projekte bekannt, Nachmittags eine» Be-
such in Licbelsingcn abzustatten. Der Major gab mit Vergnü-
gen seine Einwilligung. — Als Nanettc bei der Abfahrt mit
einem großen Hcnkelkorbe auf dem Rücksitz Platz nahm,

fragte der Major: „Was Teufel, nehmt ihr Proviant mit,

als ob ihr Gott weiß wohin führet? Was ist denn in dem

Korbe?" „Wir wollen Vorhänge aufstecken drüben" fiel

Nanettc schnell ein, „die Vorhänge in der blauen Stube sind
so grau und zerdrückt." — „Ha ha!" lachte der Major, „das
Böglcin macht sich das Rcstchen drüben schon bereit!" und
als die Kutsche fortrollte, schmunzelte er vor sich hin: „Nur
gewollt! aber fest! dann setzt man was durch! War mir das
Mädel doch widersetzlich und jetzt ist sic des Gukuks aus die Hei-
rat!)!" und einen lustigen Marsch pfeifend trat er in das
Haus zurück. — Cäcilie aber war ungewöhnlich erregt und
zugleich so niedergeschlagen, daß Hugo besorgt fragte, was ihr
fehle? — „Ach, Herr von Rosenduft," klagte sic und die
Thränen traten ihr in die Augen, „ich bin von Natur nicht
so voller Lug und Trug, aber mein Vater zwingt mich dazu!"
— „Was meinen Sic denn?" fragte Hugo. — „Sic meint
das, wegen der Vorhänge!" fiel Nanettc schnell ein. — „Ach,
gehen Sie, Cäcilchcn", tröstete Hugo, „das ist ja nur eine
unschuldige List!" Die Ausrede mußte aber Cäcilien doch viel
zu schaffen machen, sie war unruhiger und seltsamer, wie ge-
wöhnlich. Hugo dachte vor sich hin und pries sich glücklich, einen
solchen Phönix, der alle möglichen Tugenden vereinte, in sein
Haus cinführcn zu können. Wohlthätig und liebevoll war sic,
das zeigte die Geschichte mit der Marie, und wie wahr, wie

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Warum der Herr Hugo von Rosenduft sein schönes Gut verkaufen wollte"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Muttenthaler, Anton
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Herr <Motiv>
Straße <Motiv>
Beobachtung
Karikatur
Junge Frau <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 29.1858, Nr. 693, S. 115

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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