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Warum der Herr Hugo von Rosenduft sein schönes Gut verkaufen wollte.

(Schluß.)

Er schaute und schaute, aber immer umsonst! Ruhig und
harmlos zog die Zoblitzcr Bevölkerung an ihm vorüber, hier
ein Dienstmädchen, dort ein pscifender Schusterjunge, da ein
Handwerker, und alle sahen so glcichmüthig und unbekümmert
aus, als gäbe cs aus der ganzen Welt keine llugeduld und
kein Warten. Herr Hugo aber wußte ganz genau, daß in
diesem Artikel vor der Hand noch kein Mangel eingetreten
lei. Er rannte bereits ängstlich auf und nieder, schaute Gaß
auf, Gaß ab — keine Cäcilic zeigte sich. Er trat wieder in
das einsame Zimmer, zählte — ein eitles Bcruhigungsmittel!
— alle Fensterscheiben heraus und herunter; die Uhr kam
gar nicht mehr in die Tasche. — „Wo bleiben sie nur!"
seufzte er, „hätt ich mir nur wenigstens sagen lassen, wo
diese verdammte Marie wohnt!" Aber auch das wußte er
nicht! — Er rannte in "den Stall, sah nach den Pferden, er-
boste sich innerlich über die phlegmatische Ruhe seines Kutschers,
rannte wieder auf die Straße, und hätte am liebsten mit Je-
dem der Vorüberschlendernden Händel angefangcn. Die ganze
Welt war ihm verhaßt, weil Alles so unausstehlich ^glcichmü-
thig aussah; selbst die Häuser, die so kalt und gekästen drein
schauten, ärgerten ihn, er hätte den Zoblitzern am liebsten ihr
Städtchen über den Köpfen anzünden mögen. Jede Minute machte
ihn ingrimmiger. So war langsam wieder eine Stunde hingc-
gangen. — Jetzt verwandelte sich die Ungeduld in Sorge, die
Sorge stieg zur Angst. Sollte ihr denn etwas zugestoßcn sein? sollte
sic angefallen worden sein? Zn Zoblitz dem ruhigen Städtchen?
Das war unmöglich! Jetzt fing er an, den Wirth ganz von wei-
tem auszufragcn, ob im Städtchen hier nicht ein Frauenzimmer
wohne, das ehemals in Machau gedient? Der wußte nichts.
Hugo war schier verzweifelt. Er drehte sein Bärtchen mit
solcher Heftigkeit, daß ihm die Haare in der Hand blieben,

er ballte die Fäuste und schlug sich auf die Schenkel; er rannte
in den Hof, um dort in einem Winkel sich ausstuchen zu kön-
nen. — Jetzt fing es bereits an zu dämmern, und Cäcilie
war und blieb weg. In der Wirthsstube sammelten sich
allgemach die Stammgäste, sie lachten, plauderten von dem
und jenem, und Roscnduft hätte sie am liebsten alle erwürgt.
Konnten die Menschen da so hinlabern und plaudern, als ob
gar keine Sorge und keine Angst und Rathlosigkcit auf der
Welt wäre! Aber wo war nur Cäcilic hingcrathen? — Er
rannte in den Straßen hin und sah sich jedes Haus an, sie ;
sahen alle nach der Reihe alt und erbärmlich genug aus, daß !
die unselige Marie hätte drin wohnen können. Sollte er
hineinlaufen in die Häuser und sich erkundigen? aber wo
dann anfangen? Er hätte weinen mögen vor Angst, Wuth und
Ungeduld! — Jetzt gesellte sich eine neue Sorge zu der
vorigen. Der Major erwartete sic gewiß längst, was sollte er
nun dem Ergrimmten sagen ? „Was mach' ich nur, was mach'
ich nur?" jammerte er in sich hinein. „Ich wünschte die Marie
wäre, wo der Pfeffer wächst! hätt' ich mich doch nicht verlei-
ten lassen, hierher zu fahren!" — Es war immer dunkler
geworden, die Sterne traten bereits aus der Dämmerung
hervor. Hugo war in fast wahnsinniger Rathlosigkcit in zwei
oder drei Häuser cingedrungc», hatte erstaunte und erschrockene
Familien, die harmlos um die Kartoffclschüssel herumsaßen,
durch seine gepreßte, athemlose Frage gestört: Ob vielleicht
hier ein Frauenzimmer wohne, das Marie heiße, und zu der
vor einigen Stunden ein vornehmes Fräulein gekommen sei;
war, nachdem ihm überall ein erstauntes „Nein!" zur Ant-
wort geworden, wieder zurück uach dem Gasthof gelaufen, in
der Hoffnung, er würde jetzt Cäcilicn im Gasthof finden, und
war, dort angekommen, wiederum, Gott weiß zum wievielsten

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