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Schönheitssinn der Thicre.
Der Notar Losinger hat einen allen Pudel, von dessen
Intelligenz er nicht genug zu erzählen weiß. Eines Abends
kommt man wieder aus die Eigenschaften der Hunde zu spre-
chen, und jeder Hundebesitzer lobt seinen Amorle, Wald-
mann u. s. w. „Haben Sie schon Schönheitssinn bei einem
Hund bemerkt?" fragt der Notar, und beginnt, da die An-
wesenden laut lachen, ganz ernsthaft zu erzählen: „Mein
Negro stört mich kürzlich durch lautes Gebell. Wie ich
mich umsehe, so steht er vor dem Spiegel und thut wie
wüthend gegen sein eigenes Bild. Ich muß bemerken, daß
er schon lange nicht mehr geschoren worden war und deßhalb
sehr verwildert aussah. Vorgestern lasse ich ihn nun scheeren,
und denken Sie sich mein Erstaunen — ich finde ihn heute
früh wieder vor dem Spiegel. Aber diesmal bellt er nicht,
er nickt lächelnd seinem Gegenüber zu und betrachtet schmunzelnd
seine und des Spiegelbilds wohlgeschorene Pfötchen. Ja, meine
Herren, so ein Hund wie meiner hat nicht nur Verstand, son-
dern auch Schönheitssinn!"
Ein Gcrmnni st.
„Ich habe eine wahre Antipathie gegen diese Fremd-
wörter. Ich kenne gar nichts Famoseres, als wenn sich
j Jemand in seiner Muttersprache legere und graciös zu-
gleich auszudrücken versteht. Aber da kommen solche Ein-
fallspinsel, solche Suitiers und glauben, sic könnten im-
poniren, wenn sie französisch und Gott weiß was par-
liren; citiren fremde Classiker und geben sich ein Air,
als ob sie den Superlativ aller Weisheit und Intelligenz
präsentire n sollten, sehen aber dabei nicht, daß sic sich
grandios blamiren."
Prof. I)r. Regen Pfeifer über Nationalökonomie.
„Verehrte Zuhörer! Man hört so oft die Behauptung,
daß stehende Heere mit langer Präscnzzeit eine Verringerung
des Nationalvermögens hcrvorbringen. Nichts ist falscher als
dies. Einige Fragen werden uns darüber sogleich in's Klare
setzen, weil sie durch ihre Beantwortung die Wahrheit gleich-
sam bei den Haaren herbeiziehen. Also: ein großes sichen-
des Heer entzieht der Arbeit viele Kräfte — bindet sie für-
unproduktive Zwecke — gut — was aber ist davon die
Folge? Einfach die, daß die Ucbriggebliebcncn mehr arbeiten
müssen; vermehrte Arbeit aber erhöht den Ertrag — erhöhter
Ertrag vermehrt den Nationalwohlstand, vermehrter National-
wohlstand ergibt eine viel höhere Steuerkraft — also: er-
Schönheitssinn der Thicre.
Der Notar Losinger hat einen allen Pudel, von dessen
Intelligenz er nicht genug zu erzählen weiß. Eines Abends
kommt man wieder aus die Eigenschaften der Hunde zu spre-
chen, und jeder Hundebesitzer lobt seinen Amorle, Wald-
mann u. s. w. „Haben Sie schon Schönheitssinn bei einem
Hund bemerkt?" fragt der Notar, und beginnt, da die An-
wesenden laut lachen, ganz ernsthaft zu erzählen: „Mein
Negro stört mich kürzlich durch lautes Gebell. Wie ich
mich umsehe, so steht er vor dem Spiegel und thut wie
wüthend gegen sein eigenes Bild. Ich muß bemerken, daß
er schon lange nicht mehr geschoren worden war und deßhalb
sehr verwildert aussah. Vorgestern lasse ich ihn nun scheeren,
und denken Sie sich mein Erstaunen — ich finde ihn heute
früh wieder vor dem Spiegel. Aber diesmal bellt er nicht,
er nickt lächelnd seinem Gegenüber zu und betrachtet schmunzelnd
seine und des Spiegelbilds wohlgeschorene Pfötchen. Ja, meine
Herren, so ein Hund wie meiner hat nicht nur Verstand, son-
dern auch Schönheitssinn!"
Ein Gcrmnni st.
„Ich habe eine wahre Antipathie gegen diese Fremd-
wörter. Ich kenne gar nichts Famoseres, als wenn sich
j Jemand in seiner Muttersprache legere und graciös zu-
gleich auszudrücken versteht. Aber da kommen solche Ein-
fallspinsel, solche Suitiers und glauben, sic könnten im-
poniren, wenn sie französisch und Gott weiß was par-
liren; citiren fremde Classiker und geben sich ein Air,
als ob sie den Superlativ aller Weisheit und Intelligenz
präsentire n sollten, sehen aber dabei nicht, daß sic sich
grandios blamiren."
Prof. I)r. Regen Pfeifer über Nationalökonomie.
„Verehrte Zuhörer! Man hört so oft die Behauptung,
daß stehende Heere mit langer Präscnzzeit eine Verringerung
des Nationalvermögens hcrvorbringen. Nichts ist falscher als
dies. Einige Fragen werden uns darüber sogleich in's Klare
setzen, weil sie durch ihre Beantwortung die Wahrheit gleich-
sam bei den Haaren herbeiziehen. Also: ein großes sichen-
des Heer entzieht der Arbeit viele Kräfte — bindet sie für-
unproduktive Zwecke — gut — was aber ist davon die
Folge? Einfach die, daß die Ucbriggebliebcncn mehr arbeiten
müssen; vermehrte Arbeit aber erhöht den Ertrag — erhöhter
Ertrag vermehrt den Nationalwohlstand, vermehrter National-
wohlstand ergibt eine viel höhere Steuerkraft — also: er-
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Schönheitssinn der Thiere" "Ein Germanist"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 49.1868, Nr. 1205, S. 55
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg