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190

M eine Kuudschaf t.

(Schluß.)

Habt Ihr den Ring schon abgezogen, meinen Verlob-
ungsring?" sagte sie mit erstickter Stimme. „Ja," war die
Antwort, „hier ist er! "

„Hier ist der meinige," erwiderte sie, indem sie den-
selben aus einem Papiere nahm und zu dem andern legte.
„Lebt wohl!" fügte sie hinzu.

„Du kommst doch zum Begräbniß?" fragte der Vater.
Zögernd und mit Ueberwindung antwortete fie: „Ich werde
kommen!" dann ging sie.

Mir war ganz eigen zu Muth geworden; solch' ein Be-
nehmen und das Gesicht! Ich erhielt meinen Thaler und
ging. Auf dem Flur fand ich den Diener; ich konnte es
nicht unterlassen, ihm meine Verwunderung, mein Staunen
über das Betragen der Braut auszudrücken.

„Das verstehe ich schon", sagte er mit rohem Lachen.
„Gestern war der junge Herr noch ganz gesund, ist mit
seinen Freunden auf einem Ball gewesen, wo die Mädchen
nicht gerade zu fromm sind! Haha! Hat Champagner mit
ihnen getrunken, getanzt und geras't; als es ihm zu heiß
wurde, ist er hinaus gegangen, halb oder ganz betrunken
mit offener Weste, nun, bei der Kälte soll den Teufel dabei
nicht der Schlag rühren! Umgefallen und mausetodt! Er
starb in seinem Berufe!" Und der Kerl lachte, daß es mir
durch Mark und Bein ging. —

Als ich aus dem Hause wollte, wird ein ganz einfacher
Sarg gebracht. Ter konnte unmöglich für den Banquiers-
sohn sein; — ich ging hinterher bis zu einem Stübchen im
Seitenflügel. Da war eine arme Wittwe gestorben, sie hatte
sich wohl zu Tode gearbeitet. Auf einfachem Schemel saß

ein vom Wetter gebräunter Mann, es war der Bruder, ein
Schisfsknecht. Die Thränen rannen ihm über die runzligen
Wangen und mit den Armen wiegte er ein kleines Mädchen
von zwei Jahren, das seinen Schmerz nicht begriff, und kindlich
aufkreischte, wenn er es recht hoch hielt und dann blitzte ein
wehmüthiges Lächeln über des Mannes hartes Gesicht. „Nun
mußt Du in's Waisenhaus, oder Gott weiß, wohin, Du
armes, armes Kind!" und dann ergriff von Neuem der
große Seelenschinerz sein einfach schlichtes, braves Wesen.

Ich ließ mich mit ihm in ein Gespräch ein; der Mann
gefiel mir, das Kind auch. Nun, ich will's kurz machen,
ich Hab das Mädel zu mir genommen, die kleine Hedwig ist
zur hübschen, stattlichen, lebensfrohen Jungfrau geworden, Geld
haben wir auch, nun kann sie sich einen Mann aussuchen,
wie sie will. Aber genau ansehen werd' ich ihn doch erst
vorher, denn das Prachtmädel muß einen guten Mann haben;
und hintergehen soll mich so leicht Keiner mit Heucheln und
Schmeicheln und sie etwa um des Geldes willen heirathen!
Soll pch Niemand einfallen lassen, mein eigenes Prinzip bei
mir in Anwendung zu bringen: „Erst einseifen und dann
rasiren!" Das darf nur ich! <£. F. £ifbctrcu.

Auflösung des Rel>us in voriger Stummer.

Katherine. (Kater in E.)
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

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Titel/Objekt
"Meine Kundschaft"
Weitere Titel/Paralleltitel
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Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Trauer <Motiv>
Statue <Motiv>
Ring <Schmuck, Motiv>
Sarg
Bildnis <Motiv>
Taschentuch
Totenbett
Braut
Waisenkind <Motiv>
Verzweiflung <Motiv>
Toter <Motiv>
Bruder <Motiv>
Weibliche Tote
Karikatur
Tod <Motiv>
Vater <Motiv>
Kruzifix <Motiv>
Satirische Zeitschrift

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Digitales Bild
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Public Domain Mark 1.0
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Fliegende Blätter, 49.1868, Nr. 1222, S. 190

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