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30 Ideale Täuschung.

als dem edleu Retter meines Lebens."

Gestillter Durst.

Der Drehersepp und der Schncidermarti haben alle Beide
die Leber an der Sonnenseite. Der Erstere weiß, daß der Dreh-
stuhl knarrt, wen» er nicht geölt wird, und der Letztere erfährt
alle Tage, daß der Faden, den man durch das Nadelöhr stecken
will, ohne genetzt zu werden nicht durchgeht. Eines Tages be-
gegnen sie sich und haben bald heraus, daß jeder einen Durst
besitzt, um den es Schade wäre, wenn er nicht gestillt würde.
Aber eben so schnell merken sie, daß Keiner von Beiden einen ,
Kreuzer Geld vorweisen kann. — „Was thnn wir jetzt?" fragt
der Sepp. — „Ja, da ist guter Rath theuer," sagt der Marti.
— „Der Wein ist auch theuer," fährt der Sepp fort, „aber
komm mit, Probircn geht über Studiren. Dort steht der
Wannenhofer, der im Herbst siebenzig Eimer gemacht und noch

G e st i l l t c r Dur st.

> keinen Tropfen verkauft hat." — „Grüß Gott, Wannenhofer!"

! ruft der Drehersepp, als sie dem reichen Weinbauern nahe ge-

' kommen sind. — „Vergelt's Gott!" antwortet dieser, die Beiden
mit mißtrauischen Blicken musternd. — „Ist es wahr," sagt
der Sepp, „daß Euer Neuer einen Geschmack hat?" — „Wer
sagt das?" versetzt der Wannenhofer barsch. — „Die ganze
Gemeinde munkelt davon, daß Eure Fässer den Schimmel
hatten. Warum habt Ihr sic nicht eingebrannt? Jetzt habt
Ihr die Bescheerung; Niemand will den Wein kaufen. Hat
Euch das Geld für den Schwefel gereut?" — „Es soll
mich dieser und jener holen, cs ist nicht wahr," führt der
Wannenhofer auf. „Kommt mit mir und versucht ihn und wenn
er einen Geschmack hat, so will ich ihn umsonst geben." —
Die Beiden sitzen schon hinter dem großen Tisch und lecken
die Unterlippe, während der Wannenhofer den Schlüssel
von der Wand nimmt und mit der Maßflaschc in den
Keller geht. — „Wie ist cs Euch nun?" fragt der
Wanncnhofer, als die Maß zur Neige geht. „Könnet Ihr

sagen, daß dieser Tropfen einen Geschmack hat?" — „Das

nicht, Wannenhofer," sagt der Schncidermarti. „Der Wein ist
gut; ich werde es aber auch überall sagen," — „Dann muß
cs das andere Faß sein," fällt der Drcherscpp ein, sein Glas
mit prüfender Zunge ausschlürfend. „Wo ein Ranch ist, muß
ein Feuer sein." — Schon hat der Wannenhofer den Rest cin-
geschcnkt und geht abermals in den Keller. — „Das ist

nun vom Ander'» ," sagt er, keuchend in die Stube
tretend. — Die Beiden verdrehen die Augen und lassen

den rothen Tropfen zwcinial um die Zunge hernmlanfcn. Dann

stellt der Sepp das GlaS auf den Tisch und blickt gedankenvoll
vor sich hin. — „Wie ist cs Euch nun?" drängt der Wanncn-
hofer. — „Sicher bin ich meiner Sache »och nicht," antwortet
der Drehersepp, vorsichtig schnalzend. „Wie findest Du den Wein,
Schncidermarti?" — „Etwas ist doch daran, will mir scheinen,"
giebt dieser augenzwinkernd zurück. „Aber ganz gewiß kann ich
es nicht sagen." — „Vielleicht wenn man ihn mit dem vorhin
Getrunkenen vergleichen könnte," fährt der Sepp fort. „Beim
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Ideale Täuschung" "Gestillter Durst"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Rauchen <Motiv>
Schneider
Fluss <Motiv>
Lebensrettung
Trinken <Motiv>
Tabakspfeife <Motiv>
Verlöbnis
Täuschung
Wein <Motiv>
Schläue
Versprechen
Karikatur
Hund <Motiv>
Junge Frau <Motiv>
Krug <Motiv>
Dreher
Gastwirt <Motiv>
Satirische Zeitschrift

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Digitales Bild
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Fliegende Blätter, 62.1875, Nr. 1540, S. 30

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