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Derentwegen allzuoft ward
Menschenblut stromweis vergossen.
Und so jämmerlich und schäbig
Uns auch schien der Bettlerkönig,
Wahrlich, er ist nicht so niedrig
Wie der Erdenfürstcn höchster
Im Vergleich zu jenem König,
Der wie Körner Sand die Welten
In den Aether hat gcstreuct.
Auch hat uns das Bettlerfest nicht
Minder klar bewiesen, daß selbst
Die Verhöhntcsten der Erde,
Die hieniedcn nichts besitzen,
Als was ihnen wird gespendet
Von dem Mitleid, dennoch Frohsinn
Aus des Lebens Becher schlürfen.
Daß die Freud' in Bettlerhöhlcn
Oester wohnt als in Palästen. —
Nun, was denkt mein edler Zögling?" —
„Nun, ich denke," sagt Don Pedro,
„Wenn ich einst die Krone trage.
Lass' in meinem Land ich alle
Bettler an den Galgen knüpfen." —
YL
Doch Don Pedro hielt sei» Wort nicht;
Und er wußte so zu herrschen.
Daß bald unter seinem Sccpter
Eine Hälfte seines Volkes
Bei der andern Hälft' ging betteln.
Räthsclhaftc Inschrift.
(Auflösung in nächster Stummer.)
Singt und zetert durcheinander
Wie auf einem Hexensabbath.
Endlich aber bilden Alle
Einen Halbkreis um den Alten.
Von den Dirnen drückt ihm Eine,
Nicderknieend, auf die Schläfe
Eine goldpapier'ne Krone;
Und ein Bursche, nieder knieend.
Drückt ihm in die Bettlerfaust
Einen Flederwisch als Scepter.
„Heil dem König!" schreien Alle;
Alle schrei'»: „Es leb' der König!"
Zich'n vor seinem Thron vorüber,
Küssen ihm die schmutz'gen Hände,
Tief den Kopf zu Boden neigend.
Und die Bcttlcrmajcstät blickt.
Sich der Huldigung erfreuend,
Gnädig auf die Uutcrthanen. —
Y.
Stumm und düster hat Don Pedro
An der Seite seines Lehrers
Sich dies Schauspiel angesehen.
Auf der Heimkehr fragt Don Pablo
Seinen Schüler: „Nun was sagt mein
Edler Prinz zu dieser Krönung?" —
„Nichts" ! giebt dieser ihm zur Antwort.
„Dennoch liegt", bemerkt Ton Pablo,
„Dennoch liegt im Mummenschanze,
Dem wir eben beigewohnet,
Stoff genug zu ernstem Denken,
Und für Prinzen ganz besonders.
Parodie des Königthumcs,
Zeigt', o Prinz! die tolle Scene
Alles Erdenglanzcs Thorheit
Und die Nichtigkeit der Herrschaft,
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Derentwegen allzuoft ward
Menschenblut stromweis vergossen.
Und so jämmerlich und schäbig
Uns auch schien der Bettlerkönig,
Wahrlich, er ist nicht so niedrig
Wie der Erdenfürstcn höchster
Im Vergleich zu jenem König,
Der wie Körner Sand die Welten
In den Aether hat gcstreuct.
Auch hat uns das Bettlerfest nicht
Minder klar bewiesen, daß selbst
Die Verhöhntcsten der Erde,
Die hieniedcn nichts besitzen,
Als was ihnen wird gespendet
Von dem Mitleid, dennoch Frohsinn
Aus des Lebens Becher schlürfen.
Daß die Freud' in Bettlerhöhlcn
Oester wohnt als in Palästen. —
Nun, was denkt mein edler Zögling?" —
„Nun, ich denke," sagt Don Pedro,
„Wenn ich einst die Krone trage.
Lass' in meinem Land ich alle
Bettler an den Galgen knüpfen." —
YL
Doch Don Pedro hielt sei» Wort nicht;
Und er wußte so zu herrschen.
Daß bald unter seinem Sccpter
Eine Hälfte seines Volkes
Bei der andern Hälft' ging betteln.
Räthsclhaftc Inschrift.
(Auflösung in nächster Stummer.)
Singt und zetert durcheinander
Wie auf einem Hexensabbath.
Endlich aber bilden Alle
Einen Halbkreis um den Alten.
Von den Dirnen drückt ihm Eine,
Nicderknieend, auf die Schläfe
Eine goldpapier'ne Krone;
Und ein Bursche, nieder knieend.
Drückt ihm in die Bettlerfaust
Einen Flederwisch als Scepter.
„Heil dem König!" schreien Alle;
Alle schrei'»: „Es leb' der König!"
Zich'n vor seinem Thron vorüber,
Küssen ihm die schmutz'gen Hände,
Tief den Kopf zu Boden neigend.
Und die Bcttlcrmajcstät blickt.
Sich der Huldigung erfreuend,
Gnädig auf die Uutcrthanen. —
Y.
Stumm und düster hat Don Pedro
An der Seite seines Lehrers
Sich dies Schauspiel angesehen.
Auf der Heimkehr fragt Don Pablo
Seinen Schüler: „Nun was sagt mein
Edler Prinz zu dieser Krönung?" —
„Nichts" ! giebt dieser ihm zur Antwort.
„Dennoch liegt", bemerkt Ton Pablo,
„Dennoch liegt im Mummenschanze,
Dem wir eben beigewohnet,
Stoff genug zu ernstem Denken,
Und für Prinzen ganz besonders.
Parodie des Königthumcs,
Zeigt', o Prinz! die tolle Scene
Alles Erdenglanzcs Thorheit
Und die Nichtigkeit der Herrschaft,
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Don Pedro" "Räthselhafte Inschrift"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Bildbeschriftung: (2): "DIC ACETA DILECTI REVISA"
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 62.1875, Nr. 1548, S. 91
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg