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Das Gasthaus zur Eisnase.

kokette Schleifen uin Hals und Schwanz gebunden. Ein paar
Rattler, die der neidischen Natur durch rothe Schabracken zu
Hilfe gekommen, waren sogleich um sie beschäftigt. Bella reichte
dem galanten Trim vergnügt die Pfote, und dieser hielt sie
unverschämt lang in der seinen. Aber er war so unglücklich,

ihr beim Eintritt in den Saal auf den Schwanz zu treten,
was ein unterdrücktes Gewinsel hervorrief. Was man doch für
ein Pechvogel sein kann! Stopp hatte den Fehltritt schadenfroh
bemerkt und Bella schnell eine Artigkeit in's Ohr geflüstert,
ans welche letztere wieder lebhaft wedelte. Der Ballsaal füllte
sich immer mehr; nachdem sich Alles gegenseitig aufgewartet
hatte, begannen die Fanfaren, und bald war da-nur mehr ein
Gedränge hüpfender und springender Gestalten.

Nur in einer Ecke stand unbemerkt Flick. Nach-
lässig hatte er die Pfoten über einander geschlagen und
brütete in die kalte Fensterscheibe hinein; was mochte
dem jungen Mann wohl durch den Sinn gefahren sein!

Flick war ein ziemlich verwöhntes Thier; seit dem
Beginne seines gefleckten Daseins hatte ihm das Glück
gclächelt, und es gab fast keinen Knochen, an dem er
nicht nagen konnte, keine Wurst, die ihm zu hoch
hing. Seine Talente im Springen, Apportiren und
seine feine Nase hatten ihm niiihelos die Gunst
seiner Umgebung errungen und in mancher Beziehung
seinen Geist frühzeitig gereift; schon als kleiner Junge,
da er noch kaum mit der Hinterpfote seine crbgesessenen
Feinde hinter den Ohren bekämpfen konnte, lauschte
er emsig den Gesprächen älterer Hunde. So war er
frühzeitig über die Entwicklung seiner Altersgenossen
hinaus und trabte am liebsten allein für sich hin.

Wozu auch das tolle Herumjagen und neugierige
Herumschnüffeln, wenn man still beim warmen Ofen
sitzen und des Nachts in einer Kiste warm gebettet

schlafen kann. Und Liebe hatte Flick noch nie gefühlt. Er
war daher mehr, um sich von dem wohlthütigen Zwecke nicht
auszuschließen, als aus positivem Interesse auf den Ball ge-
gangen. So stand er denn in der Fensterecke und drückte seine
kalte Nase an die Fensterscheibe, mit der Vorderpfote zerstreut
an seiner Hundsmarke spielend. Ans einmal fuhr unten noch
ein Wagen vor, aus welchem, wie Flick trotz der Dunkelheit noch
erkennen konnte, drei Gestalten herausschlüpften. Deutlich ver-
nahm er, wie Sultan ausrief: „3 Grad, 5 Grad, 7 Grad,
passirt!" Das müssen vornehme Leute sein, dachte Flick; aber
die weitere Betrachtung, die er an die angenieldeten, kalten
Nasen knüpfen wollte, war wie abgeschnitten, als die Saalthüre
nufgerissen wurde und die drei letzten Gäste eintraten.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Das Gasthaus zur Eisnase"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Ille, Eduard
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 71.1879, Nr. 1789, S. 146

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