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Waren fo fein auSgesührt.

Daß am End' selbst Catilina
„Bravo" ries und applaudirl'.
Ties erschüttert, voll Beschämung
Sensztc der srivole Wicht,

die Provinz enlfloh er,
Schrieb von dort au« dem Senat:
„Ich gcb'S aus; — dankt'« dem

D'raus kriegt Cicero den Titel
„Ich spr-ch' auch nicht schlecht ! I'alvr patriae ohne Tax-,

lateinisch. ! Und ward ordentlicher Lehrer
Aber so schön kan» ich'« nicht.» | Der Rhetorik und Syntax. —

Seit der Zeit ist Catilina
Bei der Jugend sehr verhaßt.

Ehrgeizige Liebe.

(Fortsetzung.)

29. März 1878.

Meine herzlicbe Agathe! Welch' lange Zeit habe ich Dir
nicht geschrieben! Und ich kann mich nicht einmal damit ent-
schuldigen, daß ich viel beschäsligt sei. Genau genommen besteht
nicinc Beschäftigung einzig in dein Bemühen, mich den Stimm-
ungen meine« Manne« anzupassen. Welch merkwürdiger Mensch
doch solch ein Poet ist! Bald himmelhoch jauchzend, bald zu
Tode betrübt, möchte ich sagen, wenn ich meinen Arthur seht
in der Gluth der Begeisterung, und kaum ein paar Stunden
später herabgcstimmt und an seinem Können beinahe verzweiseln
sehe. Ist er in gehobener Stimmung, so kränkt es ihn, wenn
die-meine nicht denselben Ausschwnng nimmt, und ist er herab-
gcstimmt, so verübe» er mir Frohmuth und jeden Ausheiterungs-

Ehrgeizige Liebe.

versuch. Das liebende Weib, meint Arthur, müsse sich intuitiv
der Stimmung des Manne« anschmiegen. Gott weiß, daß ich
ihn vom Gnind des Herzens liebe, manch,nal aber bin ich doch
mit dem Attschnücgcn ungeschickt. Vielleicht weil ich ein wenig
kränklich bin. Doch sind wir schon weit gekommen, — wie
großmüthig von Arthur, „wir" zu sagen,' doch behauptet er
allen Ernstes, daß mein zärtliche« Umihnsein sein Schassen
fördere. Die ganze Dichtung ist flizzirt, und die Hälstc de«
ersten Gesanges schon ausgearbeitet. Ach, wie schön ist iS!
Wenn ich nur die Vollendung und ihren Ruhmeslohn erlebe.
Wie herrlich hat sich mein Mädchentraum, die Gattin eines
Dichters zu werden, erfüllt!

Behalte lieb Deine K .

Constanze.

11. Juli 1878.

Am Tag, an dem mein kleiner Arthur getauft worden,
muß ich Dir, meine liebe Agathe, einen Freundeskuß schicken,
wenn auch nicht mehr; da« Mehr kommt später. Daß man
so glücklich sein kann! Mögest Du es auch werden. Deine
Constanze.

20. Oktober 1878.

Liebste Freundin! Ein volle« Vierteljahr ist vorüber ge-
gangen, seit ich Dir aussühriiche Nachricht verhieß, und heute
erst erfülle ich mein Versprechen. Sicher hat Dir Mama mit
vollem Großmuttcrstolze von meinem Kleinen erzählt. Doch
kann sie Dir keine Vorstellung von ihm geben. Er ist als
Kind eben so unvergleichlich, wie Arthur als Man». Aber
ach, Freundin, traute Freundin, muß denn jede« Glück durch
ein anderes erkauft werden? Die süße Gemeinschaft mit meinem
Arthur ist nun zum großen Th-il vorüber, d. h. — o sicher
glaubst Du das nicht — nicht die innere, wohl aber die
re. Ich, die ich früher jede Minute beinahe an seiner
Seite verbracht, sehe ihn nun ost stundenlang nicht. Wir
hatten uns das so schön gedacht, wen» ich mit dem Kleinen

seinem Schreibtisch sitzen würde, und wir sähen die beiden
Lieblinge unseres Herzens, den Knaben und das Epos, gcmcin-
wachsen und gedeihen. Wir hatten ganz vergesie», daß
kleine Kinder zu schreien pflegen. Al« ich mit Baby in seine
! Sludirstubc kam, behauptete Arthur, sich nie noch so poetisch
beseligt gefühlt zu haben, als nun neben Weib und Kind,
allein kaum war er beim dritten Verse, da fing der Kleine —
nun ja. ich muß es gestehen — zu zetern an. Ich ergriff zivar
eilig mit ihm die Flucht, allein nach Arthur« Behauptung floh
die Muse mit uns. Ich war zwar schnell wieder zur Hand,
diese spröde Dame aber schmollte der Störung und wollte sich
nicht wieder einfinden. Mein Mann erklärte nun, ich müffe
entweder den Kleinen seiner Wärterin überlaffe», oder wir
müßten uns vom Schreibtisch trennen. Ach da« war schwer,
das war hart, doch begreife ich, daß er es. wie er sagt, seinem
Talente schuldet. Natürlich durste ich den Kleinen nicht in,
Stiche lasten, allein Arthur drei, vier Stunden „ich, sehen -
denn während der Arbeitszeit darf ich ihn auch nicht einen
Augenblick stören — das ist recht bitter.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Cicero und Catilina"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsdatum
um 1884
Entstehungsdatum (normiert)
1879 - 1889
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Catilina, Lucius Sergius
Satirische Zeitschrift
Cicero, Marcus Tullius

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 81.1884, Nr. 2045, S. 106

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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