Grenzenloser Enthusiasmus.
Operettensängerin (prahlend): „Als ich unlängst
mein Benefiz hatte, wurde mir ein so schmeichelhafter Empfang be-
reitet, daß das Publikum bei meinem Erscheinen auf der Bühne
so lange applaudirte, bis die Thcaterzeit vorüber war; dann war
es natürlich zu spät zu einer Vorstellung und mußte dieselbe erst
am anderen Tage stattfindcn."
Vorsichtsmaßregel. 91
Tourist (vor einer Bergbesteigung): „Frau Wirthin, geben
Sic gefälligst für mich und meine Genossen ungefähr zehn Eier
mit." — Wirthin: „Soll ich sie Ihnen hart sieden oder wollen
Sie f weich mitnehmen?" — Tourist: „Natürlich hart sieden,
bitte ich, denn sonst wenn Ivir 'runterfallen, sind die Eier auch
noch hin!" _
I.
Liebeslied eines Chemikers.
Der Schönheit meiner Holden
Erklinge heut' mein Lied!
Ihr Hals und ihre Arme
Sind wie Mangansulfid.
So blau wie ihre Augen
Strahlt kein Ultramarin,
So roth wie ihre Lippen
Erglänzt kein Anilin.
Und reicht sie gar zum Küssen
Mir diese Lippen her,
Dann ist's, als wenn sie Kalium,
Ich aber Wasser wär';
Dann möcht' ich explodiren
Vor lauter Liebeslust,
Dann brennt wie. Schießbaumwolle
Das Herz in meiner Brust.
II.
Liebeslust eines Elektrikers.
Ich Hab' den besten Rumkorff,
Wenn ich mein Liebchen Hab',
Ihr Herz, das ist der inn're
Magnet'sche Eisenstab.
Naturforscher-Liebe.
Wenn der in ihren Augen
Die Liebe inducirt,
Dann reich' ich ihr die Hände
Und bin elektrisirt.
Bald wird kontinuirlich
Der Strom der Induktion,
Und ich fang' an zu leuchten
Wie ein „Swan-Edison“.
III.
Liebesgeduld eines Astronomen.
Ich muß nach Keppler's Sätzen
Beschreiben meine Bahn
Und darf dem holden Schätzchen
G'radlinigt nimmer nah'n.
Die Mutter hält im Brennpunkt
Sie ach! so fest zurück,
Und will durchaus nichts wissen
Von unser'm Liebesglück.
So lauf' um meine Sonne
Ich ohne Rast und Ruh',
Nur alle Jahre einmal
Kußfingert sie mir zu.
Wenn sie Geburtstag feiert,
Dann darf ich mich ihr nah'n,
Dann ist das Perihelium
Meiner Planetenbahn.
IV.
Lieb es spräche eines Zoologen.
Wie ist doch zoologisch
Mein Liebchen ganz und gar:
Es lockt sich um ihr Köpfchen
Ein rabenschwarzes Haar.
Sie hat Gazellenaugen
Und Lippen wie Korall'n
Und Stimmband-Muskelspannnng
Wie hundert Nachtigall'».
Anmuthig wie ein Täubchen,
Leichtfüßig tvie ein Reh,
So springt sie mir entgegen,
Komm' ich in ihre Näh'.
Mit ihrer Adlernase,
Mit ihrem Schwanenhals
Ist sie das schönste Mädchen
Des ganzen Erdenballs.
V.
Liebesschmerz eines Meteorologen.
Da soll ich nun berechnen
Das Wetter am nächsten Tag,
Und aus den Augen rinnt mir
Der salz'ge Niederschlag.
Mein Liebchen ist verschwunden
Fern nach Amerika,
Und durch die Seele ziehen
Mir lauter Minima.
Meine Augen sind umnebelt,
Heut' rechn' ich nichts heraus,
Denn jede Isobare
Sieht tvie mein Liebchen aus.
O sprecht, ihr Depressionen,
Die ihr den Himmel trübt,
Sah't ihr's im fernen Westen,
Ob sie 'neu Ander'n liebt?
VI.
Liebeskraft eines Mechanikers.
Proportional der Masse
Zieht mich mein Liebchen an,
Bis das Quadrat des Abstands
Nicht kleiner werden kann.
Empfang ich dann in Küssen
Der treusten Liebe Lohn,
Bewundr' ich unsrer Lippen
Gewalt'ge Adhäsion.
Sie drückt an's Herz mich wie ein
Hydraul'scher Apparat,
Enorm ist ihres Druckes
Ein halb na v-Quadrat.
Wenn sie die Hebelarme
Dann schlingt um meinen Hals,
Fühl' ich die Pferdekräfte
Des Niagarafalls. Schubert.
12*
Operettensängerin (prahlend): „Als ich unlängst
mein Benefiz hatte, wurde mir ein so schmeichelhafter Empfang be-
reitet, daß das Publikum bei meinem Erscheinen auf der Bühne
so lange applaudirte, bis die Thcaterzeit vorüber war; dann war
es natürlich zu spät zu einer Vorstellung und mußte dieselbe erst
am anderen Tage stattfindcn."
Vorsichtsmaßregel. 91
Tourist (vor einer Bergbesteigung): „Frau Wirthin, geben
Sic gefälligst für mich und meine Genossen ungefähr zehn Eier
mit." — Wirthin: „Soll ich sie Ihnen hart sieden oder wollen
Sie f weich mitnehmen?" — Tourist: „Natürlich hart sieden,
bitte ich, denn sonst wenn Ivir 'runterfallen, sind die Eier auch
noch hin!" _
I.
Liebeslied eines Chemikers.
Der Schönheit meiner Holden
Erklinge heut' mein Lied!
Ihr Hals und ihre Arme
Sind wie Mangansulfid.
So blau wie ihre Augen
Strahlt kein Ultramarin,
So roth wie ihre Lippen
Erglänzt kein Anilin.
Und reicht sie gar zum Küssen
Mir diese Lippen her,
Dann ist's, als wenn sie Kalium,
Ich aber Wasser wär';
Dann möcht' ich explodiren
Vor lauter Liebeslust,
Dann brennt wie. Schießbaumwolle
Das Herz in meiner Brust.
II.
Liebeslust eines Elektrikers.
Ich Hab' den besten Rumkorff,
Wenn ich mein Liebchen Hab',
Ihr Herz, das ist der inn're
Magnet'sche Eisenstab.
Naturforscher-Liebe.
Wenn der in ihren Augen
Die Liebe inducirt,
Dann reich' ich ihr die Hände
Und bin elektrisirt.
Bald wird kontinuirlich
Der Strom der Induktion,
Und ich fang' an zu leuchten
Wie ein „Swan-Edison“.
III.
Liebesgeduld eines Astronomen.
Ich muß nach Keppler's Sätzen
Beschreiben meine Bahn
Und darf dem holden Schätzchen
G'radlinigt nimmer nah'n.
Die Mutter hält im Brennpunkt
Sie ach! so fest zurück,
Und will durchaus nichts wissen
Von unser'm Liebesglück.
So lauf' um meine Sonne
Ich ohne Rast und Ruh',
Nur alle Jahre einmal
Kußfingert sie mir zu.
Wenn sie Geburtstag feiert,
Dann darf ich mich ihr nah'n,
Dann ist das Perihelium
Meiner Planetenbahn.
IV.
Lieb es spräche eines Zoologen.
Wie ist doch zoologisch
Mein Liebchen ganz und gar:
Es lockt sich um ihr Köpfchen
Ein rabenschwarzes Haar.
Sie hat Gazellenaugen
Und Lippen wie Korall'n
Und Stimmband-Muskelspannnng
Wie hundert Nachtigall'».
Anmuthig wie ein Täubchen,
Leichtfüßig tvie ein Reh,
So springt sie mir entgegen,
Komm' ich in ihre Näh'.
Mit ihrer Adlernase,
Mit ihrem Schwanenhals
Ist sie das schönste Mädchen
Des ganzen Erdenballs.
V.
Liebesschmerz eines Meteorologen.
Da soll ich nun berechnen
Das Wetter am nächsten Tag,
Und aus den Augen rinnt mir
Der salz'ge Niederschlag.
Mein Liebchen ist verschwunden
Fern nach Amerika,
Und durch die Seele ziehen
Mir lauter Minima.
Meine Augen sind umnebelt,
Heut' rechn' ich nichts heraus,
Denn jede Isobare
Sieht tvie mein Liebchen aus.
O sprecht, ihr Depressionen,
Die ihr den Himmel trübt,
Sah't ihr's im fernen Westen,
Ob sie 'neu Ander'n liebt?
VI.
Liebeskraft eines Mechanikers.
Proportional der Masse
Zieht mich mein Liebchen an,
Bis das Quadrat des Abstands
Nicht kleiner werden kann.
Empfang ich dann in Küssen
Der treusten Liebe Lohn,
Bewundr' ich unsrer Lippen
Gewalt'ge Adhäsion.
Sie drückt an's Herz mich wie ein
Hydraul'scher Apparat,
Enorm ist ihres Druckes
Ein halb na v-Quadrat.
Wenn sie die Hebelarme
Dann schlingt um meinen Hals,
Fühl' ich die Pferdekräfte
Des Niagarafalls. Schubert.
12*
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Naturforscher-Liebe"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1885
Entstehungsdatum (normiert)
1880 - 1890
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 83.1885, Nr. 2095, S. 91
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg