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Der Dilettantin Flehen.
O laßt mich singen! Ach, ich sing' so
gern
Den Laurawalzer und den Abendstern
lind was an Liedern sonst dieTage bringen.
Ob es zuweilen auch Euch quälen mag,
Wenn ich die Scala übe früh am Tag —
Gesang ist doch so schon — o laßt mich
singen!
O laßt mich malen! Alles malt ja
heut',
Palette, Pinsel, Farben sind bereit —
Es gibt noch viele unbemalte Schalen!
Leinwand und Leder, Holz, Porz'llan und
Stein,
Ach, Alles ladet mich zum Malen ein —
Bci'm Malen schweig' ich still, d'rum laßt
mich malen.
O laßt mich dichten! Jeder dichtet jetzt.
Laßt mich in kühnen Reimen wohlgesetzt
Vom Schmerz, der mein Gebein benagt,
berichten!
Wie könnte noch ein schöner Lenz be-
steh'»,
Dürft' man ihm dichtend nicht zu Leibe
geh'n?
Es dichtet Jung und Alt — o laßt mich
dichten!
O laßt K l a v i e r mich spielen! Hindert's
nicht!
Klavier zu spielen ist des Weibes Pflicht
Auf Eine kommts' nicht an mehr bei so
Vielen!
Ob Manchem auch das Haar zu Berge
steht,
Aus allen Fenstern klimpert's früh und spät
Von Pianinos — d'rum, laßt mich auch
spielen!
O laßt uns di lettiren! Kleines Kraut
Schmückt auch den Wald, so hoch er auf-
gebaut,
Und wenn wir Erich auch manchmal chica-
niren,
Ihr Herren Redakteure, groß und klein,
Wo Unkraut wächst, muß guter Boden
sein —
Bedenket dies und laßt uns dilettiren!
Verkannter Zweck.
A: „Das ist hier eine unpraktische Einrichtung, daß die
Aufseher in den Anlagen keine Uniform anhaben!"
B: „Unpraktisch?! Aber ich bitt' Sie! Da thät' ja
kein Mensch mehr Blumen abreißen, wenn mnn's gleich von
Weitem kennt, daß ein Aufseher kommt!
Der wahre Ge»usi.
A: „Wollen Sie eine wirklich schone Gegend sehen, dann gehen
Sie uach dem Stolzenscls — das Rheinthal bei Sonnenunter-
gang ist herrlich!" — B: „Kenn' ich, bin ich im vorigen Jahre
mit meiner Frau dort gewesen." — A: „Mit der Frau! Das
ist noch gar nichts! Denken Sie sich erst den Hochgenuß — ohne
Frau!"
Recht verlockend.
Agent einer Lebensversicherungs-Gesellschaft:
„Mein Herr, versichern Sie Ihr Leben bei uns, denn ich ver-
trete eine Gesellschaft, bei der ein jeder Todesfall Giltigkeit hat
selbst wenn Sie geköpft werden sollten!"
Vom Regen in die Traufe.
Wirth:
„Denken Sie
sich, 'Herr Müller,
sagt da gestern ein
Gast zu mir, er
glaube, den Wein
mach' ich selbst."
Herr Müller:
„Ha, ha, lächer-
lich! So sauer
kann man ihn
ja künstlich gar
n i ch t her st c l
len!"
Redaktion: I. Schneider in München. — Verlag von Braun & Schneider in München.
Kgl. Hof-Buchdrnckcrei von E. Mühlthalcr in München.
Hirju rilic tlrilayr.
Der Dilettantin Flehen.
O laßt mich singen! Ach, ich sing' so
gern
Den Laurawalzer und den Abendstern
lind was an Liedern sonst dieTage bringen.
Ob es zuweilen auch Euch quälen mag,
Wenn ich die Scala übe früh am Tag —
Gesang ist doch so schon — o laßt mich
singen!
O laßt mich malen! Alles malt ja
heut',
Palette, Pinsel, Farben sind bereit —
Es gibt noch viele unbemalte Schalen!
Leinwand und Leder, Holz, Porz'llan und
Stein,
Ach, Alles ladet mich zum Malen ein —
Bci'm Malen schweig' ich still, d'rum laßt
mich malen.
O laßt mich dichten! Jeder dichtet jetzt.
Laßt mich in kühnen Reimen wohlgesetzt
Vom Schmerz, der mein Gebein benagt,
berichten!
Wie könnte noch ein schöner Lenz be-
steh'»,
Dürft' man ihm dichtend nicht zu Leibe
geh'n?
Es dichtet Jung und Alt — o laßt mich
dichten!
O laßt K l a v i e r mich spielen! Hindert's
nicht!
Klavier zu spielen ist des Weibes Pflicht
Auf Eine kommts' nicht an mehr bei so
Vielen!
Ob Manchem auch das Haar zu Berge
steht,
Aus allen Fenstern klimpert's früh und spät
Von Pianinos — d'rum, laßt mich auch
spielen!
O laßt uns di lettiren! Kleines Kraut
Schmückt auch den Wald, so hoch er auf-
gebaut,
Und wenn wir Erich auch manchmal chica-
niren,
Ihr Herren Redakteure, groß und klein,
Wo Unkraut wächst, muß guter Boden
sein —
Bedenket dies und laßt uns dilettiren!
Verkannter Zweck.
A: „Das ist hier eine unpraktische Einrichtung, daß die
Aufseher in den Anlagen keine Uniform anhaben!"
B: „Unpraktisch?! Aber ich bitt' Sie! Da thät' ja
kein Mensch mehr Blumen abreißen, wenn mnn's gleich von
Weitem kennt, daß ein Aufseher kommt!
Der wahre Ge»usi.
A: „Wollen Sie eine wirklich schone Gegend sehen, dann gehen
Sie uach dem Stolzenscls — das Rheinthal bei Sonnenunter-
gang ist herrlich!" — B: „Kenn' ich, bin ich im vorigen Jahre
mit meiner Frau dort gewesen." — A: „Mit der Frau! Das
ist noch gar nichts! Denken Sie sich erst den Hochgenuß — ohne
Frau!"
Recht verlockend.
Agent einer Lebensversicherungs-Gesellschaft:
„Mein Herr, versichern Sie Ihr Leben bei uns, denn ich ver-
trete eine Gesellschaft, bei der ein jeder Todesfall Giltigkeit hat
selbst wenn Sie geköpft werden sollten!"
Vom Regen in die Traufe.
Wirth:
„Denken Sie
sich, 'Herr Müller,
sagt da gestern ein
Gast zu mir, er
glaube, den Wein
mach' ich selbst."
Herr Müller:
„Ha, ha, lächer-
lich! So sauer
kann man ihn
ja künstlich gar
n i ch t her st c l
len!"
Redaktion: I. Schneider in München. — Verlag von Braun & Schneider in München.
Kgl. Hof-Buchdrnckcrei von E. Mühlthalcr in München.
Hirju rilic tlrilayr.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Dilettantin Flehen" "Verkannter Zweck" "Vom Regen in die Traufe"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1885
Entstehungsdatum (normiert)
1880 - 1890
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 83.1885, Nr. 2106, S. 184
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg