Fliegende Blätter (91.1889 (Nr. 2293-2318))

Sie glaubt, es sei ein Dieb im Haus l Sie pocht an Maxens Zimmerthür: Der Max — so falsch sein ist nicht nett — ! Die Schwester auch, das scheue Reh,

Und schreit vor Schrecken grad hinaus, j „Ein Dieb! Zu Hilfe! Komm' hcrsür!" ! Thut so, als kam' er aus dem Bett. ! Erscheint gar bald im Neglige!

88 Anpreisung.

Am Eingang zum Rosenthal
bei Leipzig steht ein Verkäufer,
in den Händen eine Cigarren-
kiste haltend, aus der er eine
lebende Eidechse nimmt, die
er, am Schwänz hochhaltend,
dem sich ansammelnden Publi-
kum mit den Worten vorführt:

„Säh'n Se, meine Herr-
schaften: was se hernachens
de greeßern sein, die sein se
in Afrika, was se hernachens
aber de kleenereu sein, die
sein se hier im Rosendahle!"

Spricht'?, wirft die Eidechse
in das Kästchen und zieht seine
Kappe zum Einsammeln von
Geldstücken für diese Pro-
duction. ,_

Modern.

A: „Das Neueste: dem
Maler Schlangcnfels ist seine
Frau mit einem Opernsänger
durchgegangen!" — B: „Ver-
steht aber der Mensch Re-
el am e für sich zu machen!"

Einst und Jetzt.

Früher war mancher Hand-
werker ein Künstler, und
jetzt ist mancher Künstler
ein Handwerker.

Beschwipst von Rauchtabak und Bier, ' Er kam ein wenig spät nach Haus,

Schleicht Max sich durch die Hinterthür. \ D'rum zieht er seine Stiefel aus.

Doch schleichet Max auch noch so still — | Die Frau Mama, gar sehr nervös,
Die Thüre knarret, wenn sie will. | Erwacht sofort von dem Getös'.

Ein feiner Kenner.

Richter (zum Zeugen):
„Also, was wissen Sie vom
Exceß?"

Zeuge: „Ich sitz' im
Wirthshaus und denk' an
nichts — da krieg' ich plötzlich
von hinten eine Ohrfeige; —
die ist mir gleich bekannt
vorgekommcn! Ich schau'
mich um —• richtig ist's der
Müller!"

Früher lobte das Werk
den Meister — heutzutage
lobt der Meister das Werk.

Der Dicü.

(Eine Gyinnasiastengeschichte.)