Arzt
(für sich):
„Es fehlt ihm Nichts,
dem alten Narr'nl Er
liberißt sich nur immer
und trinkt zu viel — aber
sage» darf ich es ihm
nicht, sonst nimmt er einen
andern Doctor!"
Diplomatisch.
Der kleine Geschäfts mann. 91
Lehrer: „Wer unter den schwierigsten Verhältnissen seinen
Verpflichtungen nachkömmt, ist ein - anständiger Mensch. Sag' mir
nun, Moritz, wenn ein armer Teufel von Deinem Vater 200 Mark
auf vier Wochen zu leihen nimmt und diesen Betrag auf die Minute
bezahlt, was ist derselbe?"
Moritz: „Derselbe ist — d a u u noch d i e Z i n s e n schuldig!"
O diese Elephantcn!
Eine wahre Begebenheit.
„Ja, diese Elephantcn", meinte bei'm zehnten Schoppen der
Reisende von Schwarze & Grüne (Import und Export), Arthur
Weiße, „das sind ganz verflucht intelligente Bestien! Ta kann
ich Ihnen gleich ein merkwürdiges Beispiel zum Besten geben:
Es war, wenn ich nicht irre, im Jahre 1883, da war ich
in Geschäftsangelegenheiten in Wien. Nachdem ich dieselben
erledigt, ging ich mit einigen Freunden Abends in eine
Restauration im Prater, um meinen Magen durch ein feines
Abendessen und den Geist durch die künstlerischen Genüsse eines
dort etablirten Variete - Theaters zn stärken. Die Marietta
sang kolossal, der Akrobat war famos — kurz, wir unterhielten
uns pyramidal. Der Glanzpunkt des Abends war indessen die
Produktion des gelehrten Elephantcn Sambo. Denken Sie sich,
meine Herren, ein Mordvieh von einem Elephanten mit Füßen
wie ein Amboß, aus einem Bicycle fahrend! Sie wissen, daß
ich Vicepräsident des „Cyclist's Club" bin und daß ich die
Sache verstehe, ich muß Ihnen aber sagen, daß so Mancher
die Straße unsicher macht, der nicht so gut fahren kann wie
der Dickhäuter, und ich hätte nicht den Muth gehabt, das Vieh
zurückzuweisen, wenn es die Ambition gehabt haben wiirde, in
unseren Club einzutreten. Es fuhr, läutete und rauchte seine
Cigarette, wie ein richtiger Bicyclist, und blinzelte mich dabei
mit seinen listigen kleinen Augen so verflucht spöttisch an, als
wollt' es. sagen: Siehste, Alter, das Radfahren trifft Unsereiner
auch noch. — —
Zivci Jahre darauf hatte ich unsere Niederlage in Angra
Pequena zu organisiren. Es dauerte längere Zeit, bis ich die
drei Schiffsladungen Glasperlen und Baumwollzeug gelöscht und
das Personal eingedrillt hatte; mittlerweile richtete ich mich in
dem pechschwarzen Nest häuslich ein und ersah mir eine Stamm-
kneipe, das Wirthshaus zum „blauen Gorilla", wo ich jeden
Abend, nachdem ich die Bude zugesperrt, in Gesellschaft von
fünf bis sechs besseren Negerkönigen und einigen Reisenden von
europäischen Geschäftshäusern, meinen Humpen Palmwein trank.
Eines Abends nun fragt mich mein Freund, König Bim-
Bam, ob ich wohl so 'ne kleine Elephantenjagd mitmachen
wollte; er habe mit einer Londoner Firma per Ultimo
20,000 Kilogramm Elfenbein abgeschlossen und wolle jetzt
einen Posten zur Ablieferung bringen.
Nun müssen Sie wissen, daß ich allezeit ein leidenschaft-
licher Jäger war und nie eine größere Reise mache, ohne meinen
Jagdanzug und mein Gewehr mitzunehmen, ebenso wie ich auch
stets meinen Radfahrer-Dreß und mein Bicycle mitsühre. Die
anderen Reisenden, schneidige Jungen» und gediegene Sportsmeu
gleich mir, waren ebenfalls Feuer und Flamme für da» Untci-
(für sich):
„Es fehlt ihm Nichts,
dem alten Narr'nl Er
liberißt sich nur immer
und trinkt zu viel — aber
sage» darf ich es ihm
nicht, sonst nimmt er einen
andern Doctor!"
Diplomatisch.
Der kleine Geschäfts mann. 91
Lehrer: „Wer unter den schwierigsten Verhältnissen seinen
Verpflichtungen nachkömmt, ist ein - anständiger Mensch. Sag' mir
nun, Moritz, wenn ein armer Teufel von Deinem Vater 200 Mark
auf vier Wochen zu leihen nimmt und diesen Betrag auf die Minute
bezahlt, was ist derselbe?"
Moritz: „Derselbe ist — d a u u noch d i e Z i n s e n schuldig!"
O diese Elephantcn!
Eine wahre Begebenheit.
„Ja, diese Elephantcn", meinte bei'm zehnten Schoppen der
Reisende von Schwarze & Grüne (Import und Export), Arthur
Weiße, „das sind ganz verflucht intelligente Bestien! Ta kann
ich Ihnen gleich ein merkwürdiges Beispiel zum Besten geben:
Es war, wenn ich nicht irre, im Jahre 1883, da war ich
in Geschäftsangelegenheiten in Wien. Nachdem ich dieselben
erledigt, ging ich mit einigen Freunden Abends in eine
Restauration im Prater, um meinen Magen durch ein feines
Abendessen und den Geist durch die künstlerischen Genüsse eines
dort etablirten Variete - Theaters zn stärken. Die Marietta
sang kolossal, der Akrobat war famos — kurz, wir unterhielten
uns pyramidal. Der Glanzpunkt des Abends war indessen die
Produktion des gelehrten Elephantcn Sambo. Denken Sie sich,
meine Herren, ein Mordvieh von einem Elephanten mit Füßen
wie ein Amboß, aus einem Bicycle fahrend! Sie wissen, daß
ich Vicepräsident des „Cyclist's Club" bin und daß ich die
Sache verstehe, ich muß Ihnen aber sagen, daß so Mancher
die Straße unsicher macht, der nicht so gut fahren kann wie
der Dickhäuter, und ich hätte nicht den Muth gehabt, das Vieh
zurückzuweisen, wenn es die Ambition gehabt haben wiirde, in
unseren Club einzutreten. Es fuhr, läutete und rauchte seine
Cigarette, wie ein richtiger Bicyclist, und blinzelte mich dabei
mit seinen listigen kleinen Augen so verflucht spöttisch an, als
wollt' es. sagen: Siehste, Alter, das Radfahren trifft Unsereiner
auch noch. — —
Zivci Jahre darauf hatte ich unsere Niederlage in Angra
Pequena zu organisiren. Es dauerte längere Zeit, bis ich die
drei Schiffsladungen Glasperlen und Baumwollzeug gelöscht und
das Personal eingedrillt hatte; mittlerweile richtete ich mich in
dem pechschwarzen Nest häuslich ein und ersah mir eine Stamm-
kneipe, das Wirthshaus zum „blauen Gorilla", wo ich jeden
Abend, nachdem ich die Bude zugesperrt, in Gesellschaft von
fünf bis sechs besseren Negerkönigen und einigen Reisenden von
europäischen Geschäftshäusern, meinen Humpen Palmwein trank.
Eines Abends nun fragt mich mein Freund, König Bim-
Bam, ob ich wohl so 'ne kleine Elephantenjagd mitmachen
wollte; er habe mit einer Londoner Firma per Ultimo
20,000 Kilogramm Elfenbein abgeschlossen und wolle jetzt
einen Posten zur Ablieferung bringen.
Nun müssen Sie wissen, daß ich allezeit ein leidenschaft-
licher Jäger war und nie eine größere Reise mache, ohne meinen
Jagdanzug und mein Gewehr mitzunehmen, ebenso wie ich auch
stets meinen Radfahrer-Dreß und mein Bicycle mitsühre. Die
anderen Reisenden, schneidige Jungen» und gediegene Sportsmeu
gleich mir, waren ebenfalls Feuer und Flamme für da» Untci-
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Gardinenpredigt in Sicht" "Diplomatisch"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 91.1889, Nr. 2302, S. 91
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg