12
Ein altes Lied.
WMir klingt noch stets cüt Lied im Ohr,
Das ich vor langer Zeit vernahm,
Als ich einst bei dem Zuchthausthor
Am Rand der Stadt vorüberkam.
Am engen Gitterfenster stand
Ein Mann, die Haare iveiß und licht;
Ein Leben hinter Kerkerwand
Sprach aus dem faltigen Gesicht.
Und nur ein schwacher Sonnenstrahl
Fand jenen Ort, den Alles mied.
Wie der sich in sein Singe stahl,
Sang leis' der bleiche Mann das Lied.
Es klang vom hellen Sonnenschein,
Bon Veilchenduft und Rosenpracht,
Bon süßer Liebcslust zu Zwei'»,
Vom Erdenglück und seiner SAacht.
Ein altes Lied das Lied vom Glück!
Das hängt so treu der Seele an,
Daß keine Schuld, kein Mißgeschick
Es ans dem Herzen reißen kann!
Wilhelm Herbert.
Gedankensplitter.
Sage deinem Kinde weniger, ivic sehr
dn cs liebst, sondern sage ihm, wie sehr
du deine Eltern geliebt hast.
Dein Dasein kann cs nur verschönen,
Bleibt cs bei manchem Wunsch beim
Sehnen;
Denn die Erfüllung, >vie bekannt,
Ist der Enttäuschung nah' verwandt!
_ w. fi.
Hätte Gott zur Erschaffung der Welt ;
eine Commission einberufen, die Welt
wäre heute noch nicht fertig. w. t\
AAie weit ist der Werth der Dinge ge-
trennt
Bon dem Siamen, mit dem man sie nannte;
Die Menschen, die man am tvcnigsten
kennt,
Tie nennt man gewöhnlich Bekannte.
.__ 2Ub. koderich.
Die Kunst manches Schriftstellers
besteht darin, zu fremden Gedanken
eigene Worte zu finden.
Nichts stört so im Genuß eines
schönen Bildes, als ein bildschönes Weib.
Mrauer oft nicht ahnen läßt,
Daß sie Schmerz bedeute,
Und bei manchem Freudenfest
Fehlt nichts, als - die Freude.
<s. «i.
Das Glück wirft einen Schatten —
den Neid. M. ts.
Nicht nur sprechen, lvas nicht wahr
ist, sondern auch nicht sprechen, was
wahr ist, ist Lüge.
Min jedes Laster hat seinen Reiz,
Und sei es auch das schlimmste;
Die einzige Slusnahme bildet der Geiz:
D'rnm ist er auch das dümmste.
_iS. 3.
Was für Gesichter
die Thiere machen würden, wenn sic einmal eine Speisekarte lesen könnten.
Redaction: I. Schneider in München. — Verlag von «rann & Schneider in München.
Kgl. Hof-Buchdruckerei von E. Mühlthaler in München.
Hiezu eine Beilage.
Ein altes Lied.
WMir klingt noch stets cüt Lied im Ohr,
Das ich vor langer Zeit vernahm,
Als ich einst bei dem Zuchthausthor
Am Rand der Stadt vorüberkam.
Am engen Gitterfenster stand
Ein Mann, die Haare iveiß und licht;
Ein Leben hinter Kerkerwand
Sprach aus dem faltigen Gesicht.
Und nur ein schwacher Sonnenstrahl
Fand jenen Ort, den Alles mied.
Wie der sich in sein Singe stahl,
Sang leis' der bleiche Mann das Lied.
Es klang vom hellen Sonnenschein,
Bon Veilchenduft und Rosenpracht,
Bon süßer Liebcslust zu Zwei'»,
Vom Erdenglück und seiner SAacht.
Ein altes Lied das Lied vom Glück!
Das hängt so treu der Seele an,
Daß keine Schuld, kein Mißgeschick
Es ans dem Herzen reißen kann!
Wilhelm Herbert.
Gedankensplitter.
Sage deinem Kinde weniger, ivic sehr
dn cs liebst, sondern sage ihm, wie sehr
du deine Eltern geliebt hast.
Dein Dasein kann cs nur verschönen,
Bleibt cs bei manchem Wunsch beim
Sehnen;
Denn die Erfüllung, >vie bekannt,
Ist der Enttäuschung nah' verwandt!
_ w. fi.
Hätte Gott zur Erschaffung der Welt ;
eine Commission einberufen, die Welt
wäre heute noch nicht fertig. w. t\
AAie weit ist der Werth der Dinge ge-
trennt
Bon dem Siamen, mit dem man sie nannte;
Die Menschen, die man am tvcnigsten
kennt,
Tie nennt man gewöhnlich Bekannte.
.__ 2Ub. koderich.
Die Kunst manches Schriftstellers
besteht darin, zu fremden Gedanken
eigene Worte zu finden.
Nichts stört so im Genuß eines
schönen Bildes, als ein bildschönes Weib.
Mrauer oft nicht ahnen läßt,
Daß sie Schmerz bedeute,
Und bei manchem Freudenfest
Fehlt nichts, als - die Freude.
<s. «i.
Das Glück wirft einen Schatten —
den Neid. M. ts.
Nicht nur sprechen, lvas nicht wahr
ist, sondern auch nicht sprechen, was
wahr ist, ist Lüge.
Min jedes Laster hat seinen Reiz,
Und sei es auch das schlimmste;
Die einzige Slusnahme bildet der Geiz:
D'rnm ist er auch das dümmste.
_iS. 3.
Was für Gesichter
die Thiere machen würden, wenn sic einmal eine Speisekarte lesen könnten.
Redaction: I. Schneider in München. — Verlag von «rann & Schneider in München.
Kgl. Hof-Buchdruckerei von E. Mühlthaler in München.
Hiezu eine Beilage.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Was für Gesichter"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1893
Entstehungsdatum (normiert)
1888 - 1898
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 98.1893, Nr. 2475, S. 12
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg