Poesie und Prosa.
Schauspieler
(pathetisch):
. " ©eBcn Sie mir Lethe — den
dem ich Vergessenheit
uinken kann!"
Wirth:
" 5ia, na! Da vergessen S' am
's Bezahlen!" '
u»i
Stoßseufzer.
"cht/' drei?! , . Mir scheint, heut' wird's erst
I e ch s e!"
Ein Mord mit Hindernisse ir.
A!n einem „Hoftheater" im schlimmsten Sinn des Wortes — es
V* war nämlich in der Scheune im Hof des Dorfwirthshanscs unter-
gebracht — gab eine wandernde Truppe heute vor einem äußerst
aufmerksamen Publikum ein grausames Wildschützendrama, in dessen
Verlauf der Held und Missethäter bereits zwei Personen glücklich
zu Leichen gemacht hatte.
Eben ging er daran, die dritte — nämlich den Förster, der
ihm mitten im Walde wehrlos in die Hände gefallen war — zu
erschießen, und hob schon die alte invalide Fenerbüchse, die längst
nicht mehr losging, mit dem Ausruf: „Knie' nieder — jetzt bist D'
verloren!" in die Höhe, als außen hinter der Coulisse der Direktor,
welcher mit der einzigen verfügbaren Pistole den zugehörigen Schuß
abfenern sollte, ihm halblaut zurief: „Wart' noch ein Bißl! Ich
find' 's Pistol net!"
Während dieser in rasender Hast alte Perücken, Theaterbärte,
Dolche, Schminkstangen, vergeblich suchend, durcheinander warf,
war der Förster schon, in sein Schicksal ergeben, in die Kniee ge-
sunken und der Wildschütz konnte sich nur noch mit einer ihrem
Inhalte nach herzerstarrenden Improvisation über die peinliche Ver-
legenheit hinweghelfen, Doch auch seine Phantasie versiegte schnell
— das Publikum wurde bereits unruhig und er sah ein, daß etwas
geschehen mußte,
„Wird's bald?" raunte er hinaus; aber wieder erscholl von
dort des Direktors Stimme stets verzweifelnder: „Wart' noch ein
Bißl! I' find's net! I' sind's net!"
Da kam dem Wilderer plötzlich ein herrlicher Gedanke, der
ihn ans der jämmerlichen Situation erretten mußte. Es fiel ihm
nämlich sein langes Messer ein, das er im Gürtel trug. Er riß
es heraus und stürzte mit dem Wuthschrei: „Wart', Schuft, so
geht's schneller und sicherer!" ans den Förster loS, der die glückliche
Schauspieler
(pathetisch):
. " ©eBcn Sie mir Lethe — den
dem ich Vergessenheit
uinken kann!"
Wirth:
" 5ia, na! Da vergessen S' am
's Bezahlen!" '
u»i
Stoßseufzer.
"cht/' drei?! , . Mir scheint, heut' wird's erst
I e ch s e!"
Ein Mord mit Hindernisse ir.
A!n einem „Hoftheater" im schlimmsten Sinn des Wortes — es
V* war nämlich in der Scheune im Hof des Dorfwirthshanscs unter-
gebracht — gab eine wandernde Truppe heute vor einem äußerst
aufmerksamen Publikum ein grausames Wildschützendrama, in dessen
Verlauf der Held und Missethäter bereits zwei Personen glücklich
zu Leichen gemacht hatte.
Eben ging er daran, die dritte — nämlich den Förster, der
ihm mitten im Walde wehrlos in die Hände gefallen war — zu
erschießen, und hob schon die alte invalide Fenerbüchse, die längst
nicht mehr losging, mit dem Ausruf: „Knie' nieder — jetzt bist D'
verloren!" in die Höhe, als außen hinter der Coulisse der Direktor,
welcher mit der einzigen verfügbaren Pistole den zugehörigen Schuß
abfenern sollte, ihm halblaut zurief: „Wart' noch ein Bißl! Ich
find' 's Pistol net!"
Während dieser in rasender Hast alte Perücken, Theaterbärte,
Dolche, Schminkstangen, vergeblich suchend, durcheinander warf,
war der Förster schon, in sein Schicksal ergeben, in die Kniee ge-
sunken und der Wildschütz konnte sich nur noch mit einer ihrem
Inhalte nach herzerstarrenden Improvisation über die peinliche Ver-
legenheit hinweghelfen, Doch auch seine Phantasie versiegte schnell
— das Publikum wurde bereits unruhig und er sah ein, daß etwas
geschehen mußte,
„Wird's bald?" raunte er hinaus; aber wieder erscholl von
dort des Direktors Stimme stets verzweifelnder: „Wart' noch ein
Bißl! I' find's net! I' sind's net!"
Da kam dem Wilderer plötzlich ein herrlicher Gedanke, der
ihn ans der jämmerlichen Situation erretten mußte. Es fiel ihm
nämlich sein langes Messer ein, das er im Gürtel trug. Er riß
es heraus und stürzte mit dem Wuthschrei: „Wart', Schuft, so
geht's schneller und sicherer!" ans den Förster loS, der die glückliche
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Poesie und Prosa" "Stoßseufzer"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1893
Entstehungsdatum (normiert)
1888 - 1898
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 98.1893, Nr. 2482, S. 69
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg