Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Friedländer, Max J.; Rosenberg, Jakob; Cranach, Lucas <der Ältere> [Ill.]
Die Gemälde von Lucas Cranach — Berlin, 1932

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11059#0009
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
VORWO RT

Vor die Aufgabe gestellt, das „Werk" Cranachs zugänglich zu machen, soweit es aus
Gemälden besteht, haben wir das Programm dieser Publikation den Eigenschaften
des Bilder-Bestandes und der Schaffensweise des Meisters angepaßt. In dem unge-
mein großen Besitz an Cranach-Gemälden gibt es viele Stücke, die nur voneinander
abweichen in Folge äußerlicher Umstellung und Verschiebung der Bild-Glieder. Ein
vollständiges Nebeneinander aller zufällig erhaltenen und bekannt gewordenen
Tafeln erschien zum Verständnisse dieser Kunst überflüssig, drohte überdies, die
Einsicht zu erschweren. Eine Auswahl war zu treffen, und zwar nach mehr als einem
Gesichtspunkte. Zunächst galt es, das Werden Cranachs zu veranschaulichen, dabei
soweit wie möglich zu den Quellen seiner Kunst vorzudringen. Die Periode zwischen
1500 und 1505 war durch lückenlose Vorführung der sichtbar gewordenen Monu-
mente scharf zu beleuchten. Nach 1505 ändert Cranachs Kunst gleichsam den Aggre-
gatzustand, indem quellender und brodelnder Fluß zu klarem Eis zu erstarren be-
ginnt. Gleichzeitig und in Wechselwirkung damit organisiert der Meister seinen
Werkstatt-Betrieb, arbeitet in zunehmendem Grade mit Hilfe von Schülern.
Unsere Auswahl ging von der Beurteilung des Kunstwertes aus, in der Hoffnung, die
„eigenhändigen" Leistungen des Meisters aus der Menge der Werkstatt-Produkte
herauszusondern. Im Laufe der siebenden Bemühung ergaben sich Zweifel, ob die
erwünschte Scheidung zu glücklichem und befriedigendem Ende geführt werden
könnte. Zum Verständnis der Methoden, die mehr und mehr in Cranachs Werk-
statt zur Herrschaft gelangten, muß der Vorgang des kunstgewerblichen Produzie-
rens im Gegensatze zu dem spontanen und persönlichen Kunstschaffen begriffen
werden. Wir nehmen einen Stuhl hin als das Werk eines Meisters, obwohl wir wis-
sen, daß dieser Meister nicht mit eigener Hand das Instrument geführt hat, und,
wenn er das Instrument selbst geführt hat, ist es dem Stuhle nicht anzusehen. Es
handelt sich um eine Arbeit, die von Gehilfen auf Anweisung des für das Ergebnis
verantwortlichen Meisters geleistet werden kann. — So das Extrem, dem sich da-
nach, den Betrieb organisierend, bedenklich nähert. Daß bei einer solchen Arbeits-
weise schließlich die Hände des Meisters und der Gesellen, namentlich der Söhne,
 
Annotationen