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Friedländer, Max J.; Rosenberg, Jakob; Cranach, Lucas <der Ältere> [Ill.]
Die Gemälde von Lucas Cranach — Berlin, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.11059#0105
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ANHANG

Die einstmals dem viel erörterten „Pseudo-Grünewald" zugeschriebenen Werke, in deren Mittelpunkt
die für Kardinal Albrecht von Brandenburg gemalten Aschaffenburger Tafeln standen, werden hier unter
drei verschiedene Hände aufgeteilt. Die Bedeutung dieser ganzen Gruppe ist im Eifer der Diskussion
stark überschätzt worden. Es handelt sich um Werke, die von Cranach durch geringere Qualität, durch
Härten des Kolorits und der Zeichnung sichtlich abweichen. Wir begnügen uns mit einer kurzen Stellung-
nahme und ein paar charakteristischen Abbildungen ohne für diese ihrem Stile nach faßbaren Cranach-
epigonen bestimmte Namen zu präsentieren. Ein ausführliches Referat über die umfangreiche Literatur
zur ,,Pseudo-Grüne\vald"-Frage dürfte sich im heutigen Zeitpunkt erübrigen. Ein Verweis auf Dodgsons
Bibliographie (Critical Bibliography of Lucas Cranach, 1902) mag genügen und die Tatsache sei noch
hervorgehoben, daß der Name „Pseudo-Grünewald", den O. Eisenmann 1877 eingeführt hat (Dohme,
Kunst und Künstler, Bd. I, S. 35), als Kritik an der damals noch geltenden Zuschreibung dieser Bilder an
M. Grünewald entstanden war. — E. Flechsig, dessen eingehenden Forschungen die Verfasser viel An-
regung verdanken, hatte die Pseudo-Grünewald-Gruppe dem Hans Cranach zugeschrieben. Da er diese
These heute selbst aufgegeben hat (mündliche Mitteilung), erübrigt sich eine spezielle Auseinandersetzung.

DER MEISTER DES PFLOCKSCHEN ALTARS

353. Der hl. Valentin (linker Innenflügel des Pflock-
schen Altars). Der hl. Sebald (rechter Innen-
flügel).

Um 1520. Lindenholz, je 1,80X0,855 m.

Annaberg, St.-Annen-Kirche.

Dresdner Ausstellung 1899, Katalog Nr. 139.
E. Flechsig, Die Tafelbilder Lucas Cranachs
d. Ä. etc. (1900), Taf. 71—73.

Das Mittelbild stellt den Tod Mariä in An-
lehnung an Schongauers Stich dar, die Außen-
flügel die hl. Barbara (links) und die hl. Doro-
thea (rechts). Durch das Todesdatum des
Stifters, Lorenz Pflock (f 25. August 1521), ist
ein terminus ante quem für den Altar gegeben.
Bei diesem Meister handelt es sich um einen
Cranachschüler, dessen Hand wir ziemlich
früh, schon um die Mitte des 2. Jahrzehnts, in
der Werkstatt Cranachs zu bemerken glauben.
In ungefährer chronologischer Reihenfolge
schreiben wir ihm zu:

a) Den kleinen Flügelaltar im Dom zu Merse-
burg (Flechsig, Tafel 6—8).

b) Die zwei Flügel mit sechs Heiligen im Lan-
desmuseum zu Darmstadt (Flechsig, Taf. 14).

c) Den großen Flügelaltar aus dem Buckingham
Palace (Abb. bei L. Cust, Notes on pictures in
the Royal Collections, 1911, S. 47), jetzt Leih-
gabe in London, National Gallery.

d) Den Pflockschen Altar (s. o.) in Annaberg.

e) Die Dornenkrönung im Museum zu Gent.

f) Die zwei Altartafeln bei Baron von Kuffner
in Diosek (s. Nr. 354).

g) Die zwei Flügel mit Heiligen und Stiftern
im Dom zu Naumburg (Dresdner Ausstellung
1899, Nr. 156 A u. B).

h) Den Altarflügel beim Freiherrn von Miltitz,
Schloß Siebeneichen (s. Nr. 355).

i) Zöllner und Pharisäer, ehem. Sammlung
Thieme, Leipzig (s. Nr. 356).

Eine Bindung aller dieser Bilder ergibt sich
durch die Gemeinsamkeit der Typen (schmal-
köpfiger und schmalnasiger Typus vorherr-
schend, die Hände ebenfalls langgezogen und
dünn, mechanisch wirkende Gelenke). Die
Farben sind, besonders bei den späteren Bil-
dern, härter, kälter und unharmonischer als
bei Cranach, matte gebrochene Töne werden
bevorzugt.

354. Der hl. Achatius mit Gefolge von Rittern und
Edelleuten.

Holz, 2,15X0,94 m.

Diosek, Sammlung Baron R. von
Kuffner.

In der gleichen Sammlung ein Pendantflügel
mit der hl. Ursula und Gefolge.
Vgl. die Bemerkung zu Nr. 353.

355. Altarflügel. Vorne: Die hl. Barbara und die
hl. Agnes. Rückseite oben: Die Anbetung der
Könige, unten: Die Darstellung im Tempel.

Lindenholz, 2,21X0,765m.

Schloß Siebeneichen bei Meißen,
Sammlung Frhr. von Miltitz.

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