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Die Gartenkunst — 33.1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.20812#0058

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Den Grünflächen, dem Spielplatz, dem Erholungs-
park widmet er breiten Raum in seinem Werke,
nicht minder der von Gärten stark durchsetzten Wohn-
stadt, den Siedlungsbestrebungen usw. Auch der
Friedhof mit all seinen Problemen bis hinunter zur
Gestaltung des Einzelgrabes erscheint ihm berech-
tigterweise wichtig genug, um eingehend darüber
zu besprechen. Die Gartenkunst, ihre Elemente und
deren Ausnutzung für die Bereicherung des Stadt-
bildes würdigt er an verschiedenen Stellen eingehend
und verständnisvoll.

Zahlreiche Abbildungen erläutern seine Worte.
Dabei erlaubte ihm seine Tätigkeit, sich in weitem
Umfange auf eigene Arbeiten zu stützen und da-
durch dem, was es sagt, besondere Beweiskraft zu
geben und persönlich überzeugender zu wirken, als
wenn er genötigt gewesen wäre, dafür in der
Hauptsache anderer Arbeiten oder Beispiele aus
der Vergangenheit heranzuziehen.

Der heutige Gartenbau. Berufliche Erfahrungen
ehemaliger Schüler der staatlichen Lehranstalt für
Obst- und Gartenbau in Proskau. Paul Parey, Ber-
lin 1919. Der 50. Jahrestag des Bestehens der
Proskauer Lehranstalt, 1. Oktober 1918, hat den
Anlaß zu diesem Buche gegeben. Es sollte als Fest-
gabe der Proskauer „Ehemaligen" gelten, konnte
aber infolge der schwierigen Zeitverhältnisse erst
ein Jahr später herausgegeben werden. In dem
Buche kommt eine Anzahl alter Schüler der Ober-
schlesischen Gartenbaulehrstätte zum Wort, um
über Erfahrungen aus den verschiedensten Garten-
baugebieten zu berichten, die nicht ohne Berech-
tigung auf Grund ihrer Vielseitigkeit unter dem
obigen Titel zusammengefaßt sind.

Unter den Aufsätzen befassen sich zahlreiche
mit Fragen aus dem Arbeitsgebiet unserer Gesell-
schaft. Sie können zum Beweis herangezogen wer-
den, daß der Samen, den die in erster Linie dem
Nutzgartenbau gewidmete Anstalt im Laufe der
Jahre ausgestreut hat, auch auf dem Gebiete des
Gartens als Bestandteil unseres Kulturlebens Frucht
getragen hat. Willi Tapp schreibt über Kulturauf-
gaben der städtischen Gartenverwaltungen nach dem
Kriege, E. Schneider über die Schönheitspflege von
Stadtwäldern, Beitz über die behördlichen Aufgaben
zur Hebung der Friedhofskultur, Walter Thiele über
den Einfluß des Krieges auf das Friedhofswesen,
Heicke über Haus- und Kleingartenkultur nach dem
Kriege, usw. — Schließlich mag der Wunsch aus-
gesprochen sein, daß das Buch, welches durch die
Verschiedenartigkeit der Lebensarbeit der Verfasser
der einzelnen Abschnitte ein besonderes Gepräge
erhalten hat, nicht zu einer Art Abschiedsgruß an
das deutsche Proskau werden, uns vielmehr Ober-
schlesien mit seiner vielseitigen Kultur erhalten
bleiben möge.

G. A. Küppers, Eigen Land. Verlag Oskar
Laube, Dresden 1918. Ein kleines Buch, aber ein
Buch eigner Art. Es schildert die Tätigkeit eines
im Kriege zum Einbeinigen Gewordenen, der sich
ohne wesentliche fremde Hilfe das Leben auf eigner
Scholle neu aufbaute und trotz wiederholter Rück-
schläge schließlich an das Ziel gelangte, sich als
Siedler seßhaft zu machen. Heute, wo so viele
verzagen, weil es mit dem Siedlen nicht vorangehen
will und zahlreiche Erwartungen anscheinend noch
längere Zeit unerfüllt bleiben sollen, dürfte das
Büchlein dazu beitragen, den sinkenden Mut neu zu
beleben.

Willy Pastor, Die Kunst der Wälder. A. Ziem-
sen Verlag, Wittenberg. Keine Schönheitspflege
oder Ästhetik des Waldes, wie man vermuten sollte!
Der Verfasser versucht in fesselnden Betrachtungen
nachzuweisen, wie der durch die Kultur zurück-
gedrängte Naturwald gewissermaßen seine Auf-
erstehung erlebt hat in der Kunst der Menschen,
in den Pfeilersystemen der Dome mit ihren an das
Geäst des Kronen erinnernden Gewölben und andern
Bauwerken. Solche Beziehungen deckt er auf, bei
den verschiedensten Bauformen, und schließt mit
einer Paralelle zwischen dem Schicksal der Wälder
und dem des Menschengeschlechts, die mit dem
Sieg des letztern endigt. Heicke.

Verschiedenes

Schutz den Hofgärten! Bekanntlich drohte dem
Pillnitzer Hofgarten eine ernste Gefahr durch den
geplanten Bau einer Strassenbahnlinie, die wesent-
liche Teile der wertvollen Anlage durchschneiden
sollte. Es wurde durch Eingreifen des Landesvereins
Sächsischer Heimatschutz auf Veranlassung von
Oberhofgartendirektor Bouche und Gartendirektor
v. Uslar die unmittelbare Gefahr abgewehrt. Ob
die Pläne endgültig aufgegeben sind, erscheint noch
nicht sicher. Im Heft 12 der Mitteilungen des Landes-
vereins Sächsischer Heimatsdiutz sind dem Schutze
derartiger Anlagen ausführliche Betrachtungen ge-
widmet, darunter ein Bericht von Oberhofgarten-
direktor Bouche über Pillnitz. Er schildert die
Anlagen, ihre Entstehung und derzeitigen Verhält-
nisse und geht dabei auf das geplante Bahnbau-
vorhaben ein. Er zeigt Plan und Bilder derjenigen
Teile des Gartens, die der Bahnbau berühren sollte.
Ein derartiges Verfahren dürfte als nachahmens-
wert bezeichnet werden, um in ähnlichen Fällen
Eingriffe in den Bestand solcher Gärten abzuwehren.

Was ist PerspeKtive? — Wenn eine Leiche
ein Auge zuKneift *). Der Architekt des Mittelalters
konnte bauen, weil er nicht darstellende Geometrie
und Perspektive zeichnen konnte. Cornelius Gurlitt
wird diesen Einwurf verzeihen. Er weist doch selbst
nach, daß die Baukraft den mittelalterlichen Archi-
tekten verließ in dem Maße, in dem er dem auf-
kommenden Wissenschaftsfimmel erlag. Wozu über-
haupt die Frage nach „Richtigkeit"! Kunst ist kein
Einmaleins. Und Bilder können wunderbar sein und
total „falsch"; ja, sie müssen es sein. Das tote
Kuhauge „sieht" „richtig"; es hat einen „Augenpunkt"
und vor allem: es ist ein Auge. Wie sieht nun
aber die lebende Kuh mit ihren beiden nach zwei
verschiedenen Seiten gehenden Augen? Möchte uns
Gurlitt die Kuhperspektive konstruieren ? Eine inter-
essante Aufgabe. Was der Kuh recht ist, ist dem
Menschen billig. Seine Augen sind zwar nach vorn
gerichtet, aber es sind doch zwei und dazu in stän-
diger Bewegung. — Kurz und gut: hat neben an-
derem wissenschaftlichem Kram die Perspektive den
mittelalterlichen Architekten zu Grunde gerichtet,
so wollen wir als größtes Hemmnis zum Bauen sie
zuerst zum alten Plunder werfen. Zeichnen als
Ding für sich ist krassester Gegensatz zum Bauen.
Wir zeichnen unsere Absichten, wie es uns gerade
paßt, — auch mal perspektivisch.

*) Aus der Beilage „Frühlicht" der Zeitschrift „Stadtbaukunst
alter und neuer Zeit". Verlag „Der Zirkel", Architekturverlag
G. m. b. H., Berlin W 66, Heft 2, 1920.

Für die Schriftleitung verantwortlich: Gartendirektor Heicke, Frankfurt a. M. Selbstverlag der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst.

Druck der Universitätsdruckerei H. Stürtz A.G., Würzburg.
 
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