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Robert, Carl
Hallisches Winckelmannsprogramm (Band 17): Die Iliupersis des Polygnot — Halle a. S., 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.6003#0032
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n.

Die Reconstruction

„Ce ne fut point le retour des Green, mais ce fut le spectacle de la misere des Troyens, apres
l'enti'ere destruetion de leur edle, instant propre ü fournir une gründe Variete d'incidcnts, seine vrai-
ment dtplorable, que Polygnote se proposa de peindre dans son tableau si mal nomine, si bien de'crit
par Pausanias et si mal entendu pur le comte de Caylus. Pour faire valoir Polyynotc, le comte de
Cayhis n'avait qu'ä se eonf'ormer ä la description de Pausanias et employer un artiste intelligent;
mais il a tont gute en cherchant d epargner au peintre des inepties qui n'e'taient que dans sa tetc.
Je ne dirai rien de Polygnote ni comme dessinateur ni comme perspecteur ni comme coloriste; mais
je ne eraindrai point d'assurcr sur son tableau, que c'est une des 2>lus belles imaginations que je con-
naisse" und weiter: „Homere, quand il est bean, n'est ni plus sage ni plus beau que Polygnote".
So schrieb im Sommer 1766 Diderot1) an Falconet. Die handgreiflichen Mängel des Caylus'scheu
Reconstructionsversuches -) hatten diesen verleitet ein ebenso herbes wie ungerechtes Urteil nicht
sowohl Uber Caylus als Uber Polygnot selbst zu fällen3), dessen Gemälde ihm une produetiqn sans yoüt,
sans genie, sans vraiseint/luncr ist. Um so bewunderungswürdiger ist es, dass Diderot mit seinem
feinen Blick nicht nur die unendliche Schönheit des Bildes erkennt, sondern auch die Gliederung
der Composition im grossen und ganzen bereits richtig feststellt und eine Fülle tiefer Bezüge mit
feinem Gefühl herausfindet. Wo er fehlgegangen ist, trägt meist ein Missverstäudnis des Pausauias-
textes oder auch eine Corruptel die Schuld. In dem geistigen Verständnis dessen, was Polygnot
gewollt, ist er der Vorläufer Goethes. Den Vorwurf der doppelten Handlung, den die der Künstler-
inschrift direct widersprechende Bezeichnung "Jkiög re lakcoxvia xal dxöjtXovg Effijvmv selbst ver-
schuldet, weist er energisch und geschickt zurück, und die Einheit des Gemäldes stellt sich schon
in seiner Schilderung aufs glücklichste dar.

Wenn Goethe wiederum die Gliederung des Gemäldes in zwei Abteilungen besonders hervor-
hebt, so steht er nur scheinbar zu Diderot im Gegensatz. Schon damit, dass er die eine Abteilung
nicht als Abfahrt der Griechen, wie Pausanias, sondern als die Verherrlichung der Helena bezeichnet,

>) Oeuvre* completes XVIII 128. 138.

2) Dieser wie die übrigen früheren Reconstntctionsentwiirfe sind von Benndorf in den Wiener Vorlege-
blättern lSSb Taf. X—XII in lehrreicher Weise zusammengestellt.

3) Falconet Oeuvres completes II 105 ff.
 
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