Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 21.1900

DOI Heft:
I. Theil: Abhandlungen
DOI Artikel:
Trost, Alois: Moritz von Schwind und das Wiener Opernhaus
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5733#0118
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Moritz von Schwind und das Wiener Opernhaus.

bürg und in Reichenhall erprobten Mithilfe Karl Mossdorfs, zu Anfang auch der O. Donners, bediente.
Die Cartons blieben Eigenthum des Meisters und sind vor einigen Jahren, mit Ausnahme des einen
mit der »Schlussapotheose«, der in den Besitz der Berliner Nationalgallerie gelangt ist, von der Stadt
Wien erworben worden.

Mitten hinein in die Arbeiten an der »Zauberflöte« fiel ein zweiter Auftrag für das Wiener Opern-
haus. Im November 1865 wurde mit dem Künstler der Contract über die Bilder im Foyer abgeschlossen,
und zwar unter Vorbehalt der nachträglichen Genehmigung des Kaisers. Diese erfolgte zu Beginn des
Decembers, nachdem Schwind dem Monarchen die »fertigen Compositionen, in colorirten Zeichnungen«
vorgelegt hatte.1 Es sind dies die vierzehn Lünetten mit Bildern zu Opern und anderen Tondichtungen
und zwei Deckengemälde mit Amoretten (»Der Kampf um den Kranz« und »Der Sieg«, die wir hier am
Beginn und Schlüsse nach den Cartons zum ersten Male reproduciren). Am 14. November 1867 be-
stätigt wieder die Münchener Akademie die Vollendung der Bilder. Schwind hatte diesmal nur das
Zeichnen der Cartons übernommen. Nach diesen wurden die Bilder in seinem Atelier in Tempera ge-
malt und dann an ihrem Bestimmungsort in die Wand eingesetzt. Als der mit der Ausführung in Farben
betraute Maler wird uns Schwinds Schüler F. X. Barth genannt. Die Cartons zu den Gemälden im
Foyer gingen contractlich in den Besitz des Baucomites über und ein Theil davon wird gegenwärtig
in der kaiserlichen Gallerie verwahrt.

So weit in groben Umrissen die Geschichte der beiden schönen Bildercyklen, mit denen Schwind
das neue Opernhaus seiner Vaterstadt beschenkt hat.

Damit ist aber sein Antheil an der künstlerischen Ausschmückung dieses Gebäudes noch nicht
erschöpft. In der Sitzung des Comites am 5. Jänner 1864 lehnte er zwar den Antrag ab, für die ganze
Ausmalung des Theaters die Cartons (und nur die Cartons2) anzufertigen, und erklärte, sich mit der
Loggia, die malerische Ausführung mitinbegriffen, zu begnügen; aber er verfasste nicht viel später3 ein
Programm, worin er über den gesammten bildlichen Schmuck des Hauses Vorschläge machte. Dieses
Schriftstück befindet sich unter den Acten des Ministeriums des Innern und wird im Folgenden zum
ersten Male veröffentlicht. 4

Wie viel von Schwinds Vorschlägen thatsächlich bei der künstlerischen Ausschmückung des
Gebäudes berücksichtigt worden ist, mag hier auf sich beruhen. Man kann dies ohne grosse Mühe aus
jeder Beschreibung des Opernhauses ersehen.5 Ebenso widerstehen wir der Versuchung, Schwinds
Programm mit der ähnlichen Arbeit eines in mancher Hinsicht ihm geistesverwandten Landsmannes
zu vergleichen: wir meinen den edlen Edward von Steinle und die nach seinen Angaben und Ent-
würfen ausgeführten Malereien im Theater zu Frankfurt am Main.

1 Dieser Audienz verdankte Schwind, wie W. H. Riehl, Culturgeschichtliche Charakterköpfe, S. 79 fr., hübsch erzählt,
die Möglichkeit, in einer der Lünetten Dittersdorfs »Doctor und Apotheker« statt der vom Coraite verlangten »Norma«
Bellinis zur bildlichen Darstellung bringen zu können.

2 Die üblen Erfahrungen mit den Hohenschwangauer Bildern haben es bekanntlich Schwind auf lange Zeit verleidet,
seine Compositionen von fremden Händen ausführen zu lassen.

3 Der begleitende Brief ist datirt: München, l3. Juni 1864. Schwind schreibt unter Anderem: »Die geehrten Herren
werden von mir kein schriftstellerisches Meisterwerk erwarten, also brauche ich meine ungewandte Feder wohl nicht zu
entschuldigen.«

* Es ist uns eine angenehme Pflicht, Herrn k. k. Sectionsrath v. Peyrer, dessen gütige Unterstützung die vorliegende
Arbeit ermöglicht hat, auch öffentlich den verbindlichsten Dank auszusprechen.

5 Vgl. etwa die von A. J. Weltner und Anderen herausgegebene Jubiläumsschrift: Das kaiserlich-königliche Opernhaus
in Wien. Statistischer Rückblick etc. Wien 1894.

XXI.

15
 
Annotationen