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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 17.1902

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Von Ausstellungen und Sammlungen - Denkmäler - Vermischte Nachrichten - Kunstlitteratur
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https://doi.org/10.11588/diglit.12080#0381
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■s>-5^> PERSONAL-NACHRICHTEN - VON AUSSTELLUNGEN <ÖS-s-

"CLORENZ. Arnold Böcklin's Grab ist jetzt,
^ (s. untenstehende Abb.) mit einem würdigen
Schmuck versehen worden. Das erhaben-stolze Wort
des Horaz, das den Sockel der Säule ziert: >Nicht
ganz werd' ich vergeben«, wird auch dem Fremdling
im Reiche der Kunst künden, dass der Spender eines
gewaltigen Erbes in dieser Scholle ruht. Entworfen
wurde das aus Travertin hergestellte Grabmal von
Carlo Böcklin.
/^ESTORBEN: In München der Maler Otto
Melchert; ebenda am 27. März der Bildhauer
Christian Thöny.
VON AUSSTELLUNGEN
UND SAMMLUNGEN
CRANKFURT a. M. Schon lange ist davon ge-
* sprochen worden, dass, wie an anderen Orten,
so auch in Frankfurt einmal eine >Secession< ent-
stehen werde. Das ist nun allerdings nicht erfolgt
und unter den gegebenen Verhältnissen war es wohl
auch besser so. Aber eine Neubildung hat sich
in jüngster Zeit innerhalb der seitherigen Künstler-
gesellschaft doch vollzogen: eine Gruppe hat sich
zum Zweck gemeinsamer Ausstellungen zusammen-
geschlossen und den Namen eines „Frankfurt-Cron-
berger Künstlerbundes" angenommen. Der Bund
hat im März d. J. seine erste Kollektiv-Ausstellung
im Kunstsalon Hermes eröffnet. Es sind einige
der besten Frankfurter und Cronberger Namen da-
runter, wenn auch einige andere, die man nicht
weniger hochschätzt, dem Unternehmen ferngeblieben
sind. Der alte Burger steht obenan. Es ist neben
kleineren Sachen eine besonders schöne Waldland-


Arnold Böcklins Grabstätte auf dem
■Cimitero degli Allori zu Floren:. Entworfen von Carlo Böcklin

schaff von ihm da, auch ein Jäger darin und ein
Rehbock, den er aufs Korn nimmt, ein echter fröh-
licher alter Burger und erfrischend wie die Höhen-
luft der Wälder, in der seine Kunst zu Hause ist.
Auch F. BrCtt ist in vorzüglicher Qualität vertreten,
sein grosses Talent, zu charakterisieren, tritt in dem
ausgestellten Werke, das ein Rauchzimmer eines
Herrenklubs darstellt, überzeugend zu Tage. Von
R. Gudden's wohlbekannten holländischen Interieurs
ist als ein besonders gelungener Wurf die Halb-
figur eines Mannes, am Treppengeländer stehend
und scharf von unten beleuchtet, hervorzuheben;
zwei in gewohnter Schärfe und Sachlichkeit behan-
delte Genrefiguren, zwei alte Frauen, die eine lesend,
die andere strickend, von Ottilie Röderstein
stehen gleichfalls ganz auf der Höhe. Von gutem
Blick und sicherem Griff zeugen ferner R. Hoff-
mann's Frühlingslandschaften; auch die Tierstudien
aus dem zoologischen Garten von Paul Klimsch
dürfen sich sehen lassen. Unbedeutend wirkt neben
diesen Gegenständen nurM. Rossmann's »Märchen«,
namentlich in den mageren landschaftlichen Partien
scheint die Erfindungsgabe dem Künstler versagt
zu haben, der besser aus dem vollen zu arbeiten
versteht, wo er sich ausgesprochenermassen an
Studien hält. Wilhelm Trübner haben wir immer
als einen Künstler gekannt, der nicht, wie viele, bei
einem einmal erworbenen Besitzstande von Können
stehen bleibt, sondern dem Leben und Arbeit, so
lange sie dauern, identisch sind mit Entwicklung.
Zuweilen überrascht er dann mit ganz neuen Dingen,
so auch diesmal mit zwei lebensgrossen Pferde-
porträts, die mit virtuoser Technik breit und mäch-
tig hingeschrieben sind. Alice Auerbach, die
talentvolle Gattin des Künstlers, hat ihn inzwischen
in der Landschaftsmalerei abgelöst: eine in Regen-
stimmung aufgefasste Odenwaldlandschaft ihrer Hand
hat viel von Trübners Art, aber doch in einer ganz
persönlichen und sehr delikaten Farbengebung.
Julius Jordan, der einzige Bildhauer des - Bundes«
hat zwei kleine Kostümfiguren ausgestellt, etwas
secessionistisch angehaucht, aber gut gegeben. Die
Mehrzahl dieser Werke wird, wie wir hören, zur
Düsseldorfer Ausstellung geschickt werden; wir
denken, dass der Frankfurter Künstlerbund, wenn
er so vertreten ist, dort nicht ins Hintertreffen
geraten werde.
I_J ANNOVER. Die siebzigste Ausstellung des
* * Kunstvereins für Hannover ist am 23. Februar
durch einen feierlichen Festakt für ein geladenes
Publikum und am historisch gewordenen Eröffnungs-
termin, dem 24. Februar, für die allgemeine Besich-
tigung eröffnet worden. An Stelle der früheren vier
Räume hat der Kunstverein in dem jetzt der Stadt
gehörigen alten Museum an der Sophienstrasse die
gesamten Lokalitäten des ersten Oberstockes ermietet
und durch einen eingreifenden Umbau für seine
Ausstellungszwecke herrichten lassen. Neun grosse
Oberlichtsäle und acht Säle mit Seitenlicht bieten
jetzt Platz für die Unterbringung von etwa tausend
Kunstwerken, so dass das früher so störende Um-
hängen und Auswechseln der Bilder zwar noch
nicht in diesem Jahre, aber in Zukunft vermieden
werden kann. Die Räumlichkeiten sind mit einem
Opfer von etwa 20000 M. nach den Entwürfen von
Professor Jordan von Grund aus neu dekoriert und
haben eine sehr verschiedenartige, aber durchweg
geschmackvolle Ausstellung erhalten, die wohl für
jedes auszustellende Bild einen fein gestimmten
Hintergrund bietet. Als Resultat der baulichen und
dekorativen Umgestaltung lässt sich die Thatsache
konstatieren, dass Hannover jetzt in seinen neuen

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