Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 17.1902

DOI Artikel:
Personal- u. Atelier-Nachrichten - Von Ausstellungen und Sammlungen - Denkmäler - Vermischte Nachrichten - Kunstlitteratur
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12080#0382

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
■sp4^> VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN
Kunstvereinsräumen eines der elegantesten Aus- zum Ankauf des Bildes aufforderte. Die Herren
stellungslokale des Vaterlandes besitzt. Entspre- Adolf und Ludwig Gutbier (Ernst Arnoldsche Hof-
chend der äusseren Dekoration hat man in aner- kunsthandlung) haben sich dann wochenlang und
kennenswerter Weise auch den künstlerischen Wert in gänzlich uneigennütziger Weise nicht ohne Erfolg
der Ausstellung selbst zu heben verstanden. Man bemüht, diese Subskription ins Werk zu setzen,
ist dem Beispiele des hannoverschen Kunstsalons schliesslich hat, nachdem noch u. a. Ferd. Avenarius
gefolgt und hat die auswärtige Künstlerschaft durch in warmen Worten auf den hohen Wert des Gemäldes
persönliche Besuche für das Unternehmen, das mit aufmerksam gemacht hatte, das thatkräftige Ein-
seiner siebzigsten Ausstellung in eine neue Aera greifen des Dresdener Oberbürgermeisters Beutler
eintritt, zu interessieren gesucht. Das ist in erfreu- dazu geführt, dass der genannte Kunstfreund die
licher Weise gelungen: die Ausstellung ist mit ein- ganze Summe spendete. Das Bild wurde durch die
tausenddreihunderteinundachtzigNummernbeschickt genannte Kunsthandlung der kgl. Gemäldegalerie
(darunter auch eine Reihe von Werken ausländischer bereits übergeben. Wenn nun noch, wie zu er-
Künstler) und übertrifft nicht nur der Quantität son- warten steht,
dem auch der Qualität nach ihre sämtlichen Vor- demnächst das
gängerinnen. Aus dem Nachlasse Böcklins sind Gemälde »Der
siebenundzwanzig Nummern ausgestellt und mit Krieg* in den
einem Selbstporträt des Meisters und einer Büste Besitz der Dres-
von Cifariello in einem Saale vereinigt. Len- dener Galerie
bach ist mit neunzehn Porträts vertreten, weitere übergeht, so ist
Kollektiv-Ausstellungen sind von Prof. Christian- Böcklin in die-
sen-Flensburg(vierzehnNummern),Prof.HENSELER- ser geradezu
Zehlendorf (sechsundzwanzig Nummern), Prof. Her- glänzend ver-
TERiCH-München (einundvierzig Bilder und Studien) treten, da diese
und Prof. ScHNARS-ALQUiST-Hamburg (acht Num- schon den reiz-
mern) veranstaltet. Auch sonst zeigt die Ausstellung vollen Früh-
ein erhöhtes Niveau, da die Jury dieses Jahr natur- lingsreigen von
gemäss ihres Amtes mit grösserer Strenge als früher 1869 und ein
gewaltet hat, und im Gegensatze zu anderen Jahren noch älteres
die Bildhauerei stärker, mannigfaltiger und besser Bild >Pan und
vertreten ist. Wenn die allgemeinen Verhältnisse Syrinx< besitzt,
vielleicht auch die Zahl der privaten Ankäufe — wie Das ist ganz
überall — ungünstig beeinflussen dürften, so werden ungemein er-
die Erwerbungen des Vereins, der Kunstwerke im freulich, denn
Werte von etwa 60000 M. für die Verlosung anzu- wie Avenarius ARNOLD BÖCKLIN SOMMERTAG
kaufen in der Lage ist — und die Ankäufe für die sagt: als Maler (Soeben in die Dresdener Galerie gelangt)
öffentlichen Sammlungen, für welche dieses Jahr er- einer der besten
hebliche Mittel zur Verfügung stehen, einen etwaigen und vielleicht
Ausfall voll decken. So dürfte wohl mit Sicherheit der deutscheste seiner Zeit, ist Böcklin als Geistes-
vorherzusagen sein, dass die siebzigste Ausstellung künstler unter allen bildenden Zeitgenossen schlecht-
des Kunstvereins für Hannover, neben ihrer ideellen weg der grösste gewesen. Die reichste Geisteskultur
Wertsteigerung, zum Segen der deutschen Kunst der Gegenwart hat hier aus einer Persönlichkeit
auch einen entsprechenden materiellen Gewinn von beherrschender Gewalt mit der Ursprünglich-
zeitigen wird. PI. keit mythenbildender Vorzeiten geschaffen. Unter
Böcklins Symbolisierungen der Menschheitsleiden
F\RESDEN. Der kgl. Gemäldegalerie ist als Ge- ist aber der »Krieg« eines der mächtigsten Werke
schenk eines kunstbegeisterten hiesigen Gross- und unter seinen Landschaften ist der »Sommertag«
industriellen soeben Arnold Böcklins Gemälde >Der die alleredelste Blüte. Stellt man sich Böcklins
Sommertag<*)zugeführt worden. Das Gemälde stammt Schaffen als Kreis vor, so steht der »Sommertag«
aus dem Jahre 1881 und wurde in Dresden zuerst 1883 dem »Krieg; diametral gegenüber. Der uns dort
durch die Böcklin-Ausstellung bekannt, welche der markerschütternd das Grausigste zeigt, durchleuchtet
Berliner Kunsthändler Fritz Gurlitt auf der Brühl- uns hier mit Lebensschönheit das tiefste Herz,
sehen Terrasse veranstaltete. Der Katalog war mit Welches Bild unserer gesamten Malerei kann an
einer kleinen Radierung des Sommertags von Max Ausdruckskraft mit diesem Farben - Glücksgesang
Klinger geschmückt und verzeichnete zehn Gemälde, auch nur verglichen werden? Glück auf zu weiteren
darunter die Burg am Meer, Im Spiel der Wellen, derartigen Erwerbungen für die Dresdener Galerie!
Kentaurenkampf, Prometheus,Odysseusund Kalypso, Das Bild steht vorläufig im Raum 36 der Dresdener
den Abenteurer, die Muse, drei Frühlingsbilder und Galerie auf einer Staffelei und bildet dort das Ziel
Daphne. Schon damals traten in Dresden Ferdinand von Tausenden von Besuchern, die mit Entzücken
Avenarius, Paul Schumann und Gotthard Winter weilen vor diesem »Jungbrunnen edler Freude für
warm für Böcklin ein, aber an einen Ankauf für jedes Herz, das durchs Auge zu trinken vermag;,
die kgl. Gemäldegalerie war trotz der Verhältnis- Sobald die elende Raumnot der Gemäldesammlung
mässig billigen Preise nicht zu denken, da die gehoben ist, erhält es einen festen, seiner würdigen
klassizistische Richtung in Dresden noch zu mäch- Platz. Auch jetzt schon wirkt es ganz prachtvoll. *
tig war. Der -Sommertag« ging dann in Berliner
Privatbesitz über. Jetzt hat Kommerzienrat Lingner T EIPZIG. Für das Städtische Museum wurde
65000 M. dafür gezahlt. Die Anregung zu der gegen- durch Vermittlung von Ernst Arnold's Hof-
wärtigen Erwerbung ging vom > Dresdener Anzeiger; kunsthandlung in Dresden (A. Gutbier & Sohn) aus
aus, dessen Kunstredakteur zu einer Subskription deren jüngst veranstalteten Böcklin-Ausstellung des


Meisters »Frühlingshymne« (Abb. >K. f. A.;, VI. Jahr-
*) Die nebenstehend gegebene kleine Wiedergabe des Bildes gang H. 21) um den Preis von 65000 M. angekauft;
möge dazu dienen, die nachfolgenden Ausfuhrungen sinnfälliger zu j weiteren wurde das Oelpemälde .Am Leinen-
gestalten, einegrössere,ganzseitigeReproduktiondes\\erkeserschien aes we,ieren wurae aas ueigemaiae »Arn Leinen
in dieser Zeitschrift bereits früher (Xlll. Jahrg., H. 1). D. Red. schrank« von JOH. ÜREYDORFF erworben.

355

45*
 
Annotationen