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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 29.1931

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Heft 3
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Göpel, Erhard: Graphikmarkt im Herbst
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GEORG KOLBE, RELIEF VOM RATHENAU-BRUNNEN
IM VOLKSPARK REHBERGE, BERLIN

Herbert Koch, Apo Hon und Apolünes. Akademische
Antrittsrede. Stuttgart 1930, Verlag von W. Kohlhammer.
14 Seiten, 11 Abbildungen.

An einigen charakteristischen Beispielen von Statuen Apollos
und der Apollines, von Siegerstatuen, Weihstatuen und Grab-
liguren, gewählt aus dem Denkmälerschatz der Epoche zwi-
schen Homer und Alexander dem Großen und in guten Ab-
bildungen vorgeführt, zeigt der Kunstarchäologe Herbert Koch,
Studninzkas Nachfolger auf dem Leipziger Lehrstuhl, was
die Griechen sich unter Apollo vorstellten, was ihr (nicht
unser) Ideal von edler Männlichkeit war und weshalb Apollo
der schönste unter den Gottern war. Belege aus dem Um-
kreis der antiken Literatur helfen die Vorstellung klären.
Es gab nie viele Archäologen, die bei so viel Gelehrsamkeit
ein so feines Empfinden für künstlerische Werte haben und
die eine künstlerisch so anschauliche, klare und lebendige
Sprache reden. E. Waldmann

Herbert Koch, Probleme der Spätantike, Vortrag
auf dem deutschen Ilistorikertag. Stuttgart 1930. Verlag
von W. Kohlhammer, 64 Seiten, 23 Abbildungen.

Herbert Koch, dem wir ein ganz ausgezeichnetes Buch
über römische Kunst verdanken (erschienen in Jedermanns
Bücherei 1925, F. Hirth, Breslau), äußert sich in diesem Vor-
trag über das weitere Thema der spätantiken Kunst, über
das wir ja so wenig Zuverlässiges wissen. Mit der Frage-
stellung „Orient und Rom" ist es ja nicht getan, die Dinge
liegen noch verwickelter und viel tiefer. Endlich wagt

einmal wieder einer über Verfall zu reden, über die Auf-
lösung der hellenischen Formenwelt, über die Rolle, die das
innerhalb des Römerreichs entstandene, erstarkte und schließ-
lich siegreiche Christentum und in Wechselwirkung mit ihm
der Orient bei diesem Prozeß spielte. Den Römern wird
nichts genommen von dem, was sie Großes in der Kunst
geleistet haben, in Architektur, historischem Relief und im
Bildnis. Aber es wird gezeigt, daß und wie und weshalb dies
etwas andres und etwas neues ist gegenüber dem Griechi-
schen. Jakob Burckhardt hätte diese Schrift wegen ihres
hohen Standpunktes und wegen ihres Ideenreichtumes ge-
liebt. E. Waldmann

Walter Hege und Gerhart Rod enwald: DieAkro-
polis. Berlin, Deutscher Kunstverlag. 1930.

Daß auf dem Titel der Name des Künstlers, der die Photo-
graphien gemacht hat, an erster Stelle steht, könnte vermuten
lassen, es handle sich um ein Bilderbuch mit Text. Es ist
aber nicht so. Was Rodenwald geschrieben hat, ist Wissen-
schaft, wenn auch „nur" Wissenschaft als Voraussetzung.
Er sagt alles, was man über die Akropolis, ihre Geschichte
und ihre Bauten heute weiß und wissen kann. Allerdings
sagt er es in künstlerischer Form. Er redet in einer Weise
über das Klassische, die still begeistert. Die Bilder aber,
über deren Entstehungsgeschichte der Kunstphotograph Wal-
ter Hege auf dem Umschlag plaudert, sind die schönsten,
die von Architektur (und welcher Architektur!) jemals auf-
genommen wurden. Viel schöner noch als die von Boissanas.
Und alle Schatten sind so durchsichtig wie das Licht von
Attika. Der Druck der mehr als hundert Tafeln und der Text-
abbildungen ist eine Leistung ersten Ranges. E. W.

George Grosz: „Über alles die Liebe."

Sechzig neue Zeichnungen (bei Bruno Cassirer, Berlin).
Mit einem charaktervollen Vorwort des Künstlers. Diese
Folge unterscheidet sich von früheren in einer wesentlichen
Nuance. Auch diese Zeichnungen umkreisen freilich ein be-
stimmtes Motiv — die Liebe in meist eklen Großstadt-
formen —; und durch sarkastische Titel, deren Knappheit
eine besondere Fähigkeit von Grosz kennen lehrt, wird die
Tendenz noch verstärkt. Dennoch sind die Zeichnungen nun
wesentlich nach der künstlerischen Qualität gewählt. Da-
durch tritt der Zeitrichter mehr zurück und der Künstler
mehr hervor; und es zeigt sich deutlicher noch als früher die
eigene Art von Formgefühl. K. Sch.

GRAPHIKMARKT IM HERBST

VON

ERHARD GÖPEL

In den letzten Jahren ist es in Deutschland mehr und mehr
Brauch geworden, die Richtlinien für den Markt alter
Graphik auf konzentrierten, großen Auktionen im Frühjahr
und Herbst festzustellen. Diese Sitte hatte in den Jahren
der Hausse die Folge, daß nach den immer erfolgreichen
Auktionen das Preisniveau alle halbe Jahre ganz allgemein
höher gelegt wurde, bei der Publizität der Ergebnisse in

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