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, Säugetiere"
Hiebei verdienen nun aber noch mehrere Nebenumstände, welche zu diesem ganzen
Vorgänge unterstützend mitwirken, einige Beachtung. Mit jedem Propuls der eingebrachten
Ruthe wird das praeputium über die Eichelkrone zurückgestreift und das frenulum nach
hinten und uulen angezogen und somit die, in ihrer Empfindlichkeit schon so hoch gesteigerte,
und jetzt durch das Bändchen aufs höchste gespannte Eichelhaut einer unmittelbaren Friction
durch die turgescirenden Scheidenwände ausgesetzt. Dieser, anscheinend unbedeutende
Nebenumstand ist bei angeborener phimosis practisch so wichtig, dass man ihm,
selbst von operativer Seile, zu Hülfe kömmt. — In einem Organe, das bei Menschen
und Thieren durch einen so beträchtlichen Zeitabschnitt der gesammten Lebensdauer in
völliger Unlhätigkeit, gleichsam nur als Schmarozerpllanze, auf dem Individuum vegetirt,
müsste in den Momenten einer, so rasch sich entwickelnden, und so stürmisch verlaufenden
Lehensäusserung die Erregbarkeit seiner Nerven sich nothwendig noch weit eher abstumpfen,
als bei den viel geübten Sinnesorganen. Allein hier wurde thalsächlich durch eine auf-
fallende 0 Steigerung des arteriellen Blutzudranges nicht nur für prompten Wiederersatz
des Verbrauchten, sondern aucli für immer reichlicheres Material zu noch grösserem
Bedarfc und noch grösserer Aufregung gesorgt. Trotz jenes, von der pumpenden Bewegung
des compressorbulbi abhängigen, venösen und dieses, eben erwähnten, arteriellen Zuschusses
würde jedoch der erforderliche, momentan vermehrte Compressionszustand der Eichel-
nerven nicht zu erreichen sein, wenn das Blut mit den einzelnen Contractionen des
musculus bulbo - cavernosus aus dem passiven Wollustorgane entweichen könnte. Um
dies zu verhindern, comprimirt zu gleicher Zeil die vordere Portion dieses Muskels
(musculus constrictor radicis penis Taf. II. Fig. 2 b.) den Stamm des Hauptabzugscanales
des passiven Wollustorganes, die vena dorsalis penis, die sich unter seiner Sehne hindurch-
windet; während der obere Rand des musculus compressor hemisphaerium die, aus dem
colliculus bulbi intermedius hervortretenden venae bulbosae, gleich einem sphincler, zu-
sammenschnürt (Taf. 1. Fig. 1 n. o. v.). Somit wird also obige Anschoppung des Blutes
in der Eichel beim Menschen von einem und demselben Muskelapparate auf doppeltem
Wege, neinlich durch gleichzeitig vermehrte Zufuhr und verminderte Ausfuhr, zu
Stande gebracht. Anders verhält es sich biemit bei den mehrerwähnlen Säugethieren. Zwar
ist auch hier der venöse Zuwurf und arterielle Zudrang ganz derselbe; allein zur Hem-
mung des Austrittes sind zum Theil verschiedene Vorkehrungen getroffen. Schon Cuvier 2)
') Ausser unserem eigenen Gefühle, welches uns eine vermehrte Pulsation in den hiebei interessirten
Theiten deutlich erkennen liisst, belehrt uns hierüber Hausmann auf dem Wege des Versuches. Er
sagt von dem, im Begattungsacte begriffenen Hunde: „Am Untertheile des Ruthenkörpers fühlt man
„jetzt den schwammigten Körper der Harnröhre und die daselbst verlaufenden Arterien so heftig
„pulsiren, wie es nur von Arterien vom grössten Durchmesser im höchsten Entzündungszustande wahr-
zunehmen ist, auch an der Flarnröhrenzwiebel ist ein starker Pulsschlag zu bemerken" (1. c. pag. 35).
Sollte vielleicht in einem plus oder minus dieser arteriellen Congestion, deren nächste, dynamische
Veranlassung wir im Nervensysteme suchen müssen, die materielle Ursache der bekannten Erschei-
nung liegen, dass jenes zweite Reflexverhältniss, welches die ejaculatio seminis herbeiführt, unter
i. manchen Umständen und bei verschiedenen Thieren bald früher, bald später eintritt? So wird z. B.
fjiche'sU 8 ^ beim Bullen, Schaaf- und Ziegen-Bocke, also bei Thieren sehr lebhaften Temperamentes, die Begattung
achten) *e ^ mjt CHle,n einzigen Stosse ausgeführt, während bekanntlich der phlegmatische Eber sein reichliches,
)is /,u Cl!l v in ungemein grossen und musculösen Saanienbläschen bereit liegendes sperma nur nach langem
ei
dlid*
Abmühen los werden kann.
*) Cuvier 1. c. IV. pag. 497.
Kobelt, über die Wollustorgane.
, Säugetiere"
Hiebei verdienen nun aber noch mehrere Nebenumstände, welche zu diesem ganzen
Vorgänge unterstützend mitwirken, einige Beachtung. Mit jedem Propuls der eingebrachten
Ruthe wird das praeputium über die Eichelkrone zurückgestreift und das frenulum nach
hinten und uulen angezogen und somit die, in ihrer Empfindlichkeit schon so hoch gesteigerte,
und jetzt durch das Bändchen aufs höchste gespannte Eichelhaut einer unmittelbaren Friction
durch die turgescirenden Scheidenwände ausgesetzt. Dieser, anscheinend unbedeutende
Nebenumstand ist bei angeborener phimosis practisch so wichtig, dass man ihm,
selbst von operativer Seile, zu Hülfe kömmt. — In einem Organe, das bei Menschen
und Thieren durch einen so beträchtlichen Zeitabschnitt der gesammten Lebensdauer in
völliger Unlhätigkeit, gleichsam nur als Schmarozerpllanze, auf dem Individuum vegetirt,
müsste in den Momenten einer, so rasch sich entwickelnden, und so stürmisch verlaufenden
Lehensäusserung die Erregbarkeit seiner Nerven sich nothwendig noch weit eher abstumpfen,
als bei den viel geübten Sinnesorganen. Allein hier wurde thalsächlich durch eine auf-
fallende 0 Steigerung des arteriellen Blutzudranges nicht nur für prompten Wiederersatz
des Verbrauchten, sondern aucli für immer reichlicheres Material zu noch grösserem
Bedarfc und noch grösserer Aufregung gesorgt. Trotz jenes, von der pumpenden Bewegung
des compressorbulbi abhängigen, venösen und dieses, eben erwähnten, arteriellen Zuschusses
würde jedoch der erforderliche, momentan vermehrte Compressionszustand der Eichel-
nerven nicht zu erreichen sein, wenn das Blut mit den einzelnen Contractionen des
musculus bulbo - cavernosus aus dem passiven Wollustorgane entweichen könnte. Um
dies zu verhindern, comprimirt zu gleicher Zeil die vordere Portion dieses Muskels
(musculus constrictor radicis penis Taf. II. Fig. 2 b.) den Stamm des Hauptabzugscanales
des passiven Wollustorganes, die vena dorsalis penis, die sich unter seiner Sehne hindurch-
windet; während der obere Rand des musculus compressor hemisphaerium die, aus dem
colliculus bulbi intermedius hervortretenden venae bulbosae, gleich einem sphincler, zu-
sammenschnürt (Taf. 1. Fig. 1 n. o. v.). Somit wird also obige Anschoppung des Blutes
in der Eichel beim Menschen von einem und demselben Muskelapparate auf doppeltem
Wege, neinlich durch gleichzeitig vermehrte Zufuhr und verminderte Ausfuhr, zu
Stande gebracht. Anders verhält es sich biemit bei den mehrerwähnlen Säugethieren. Zwar
ist auch hier der venöse Zuwurf und arterielle Zudrang ganz derselbe; allein zur Hem-
mung des Austrittes sind zum Theil verschiedene Vorkehrungen getroffen. Schon Cuvier 2)
') Ausser unserem eigenen Gefühle, welches uns eine vermehrte Pulsation in den hiebei interessirten
Theiten deutlich erkennen liisst, belehrt uns hierüber Hausmann auf dem Wege des Versuches. Er
sagt von dem, im Begattungsacte begriffenen Hunde: „Am Untertheile des Ruthenkörpers fühlt man
„jetzt den schwammigten Körper der Harnröhre und die daselbst verlaufenden Arterien so heftig
„pulsiren, wie es nur von Arterien vom grössten Durchmesser im höchsten Entzündungszustande wahr-
zunehmen ist, auch an der Flarnröhrenzwiebel ist ein starker Pulsschlag zu bemerken" (1. c. pag. 35).
Sollte vielleicht in einem plus oder minus dieser arteriellen Congestion, deren nächste, dynamische
Veranlassung wir im Nervensysteme suchen müssen, die materielle Ursache der bekannten Erschei-
nung liegen, dass jenes zweite Reflexverhältniss, welches die ejaculatio seminis herbeiführt, unter
i. manchen Umständen und bei verschiedenen Thieren bald früher, bald später eintritt? So wird z. B.
fjiche'sU 8 ^ beim Bullen, Schaaf- und Ziegen-Bocke, also bei Thieren sehr lebhaften Temperamentes, die Begattung
achten) *e ^ mjt CHle,n einzigen Stosse ausgeführt, während bekanntlich der phlegmatische Eber sein reichliches,
)is /,u Cl!l v in ungemein grossen und musculösen Saanienbläschen bereit liegendes sperma nur nach langem
ei
dlid*
Abmühen los werden kann.
*) Cuvier 1. c. IV. pag. 497.
Kobelt, über die Wollustorgane.