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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 58.1907-1908

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Kleine Nachrichten
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Vom Büchermarkt
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Chronik des Bayer. Kunstgewerbevereins
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https://doi.org/10.11588/diglit.9043#0240
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Vom Büchermarkt. — Chronik des Bayer. Kunstgewerbevereins.

köpfen uitd anderen Drucksachen ein tiiehr oder
weniger künstlerisches Gepräge zu geben sucht; wenn
nun jeder Verein seine derartigen Drucksachen gegen
solche andrer Vereine austauscht, so wird dies zweifel-
los nicht nur interessant, sondern in hohem Grad
anregend sein, und in manchem Verein, dessen Leiter
bis dahin gegen Neuerungen unzugänglich war, kann
der Ehrgeiz, es anderen gleichzutun oder sie zu über-
treffen, wachgerufen werden. Der Leipziger Aünstler-
Verein will nun — in der „Werkstatt der Aunst" —
einen praktischen Anfang damit machen, indem
er seine Bereitwilligkeit erklärt, mit anderen Vereinen
in Austausch ^treten zu wollen. Der Verein besitzt
noch eine Anzahl älterer Schöpfungen dieser Art,
Plakate, Einladungskarten, Festschriften, Postkarten rc.,
die gegen ähnliche Werke abgegeben werden könnten.

Druckfehler. Unter den Abbildungen 3s8
und 320 der letzten Nummer muff es heißen Karl
Johann Bauer statt Joseph Bauer.

(Vom (KüehermarKk.

redr, Or. E. V0., München als Runftstadc.

6s. und 62. Band von Richard Muthers „Die
Aunst, Sammlung illustrierter Monographien". Mit
33 Vollbildern in Tonätzung. Marquardt & Co.,
Berlin; Preis im Mriginaleinband 3 M., in Leder
gebunden 5 M.

Man sagt, die Liebe mache blind; aber das
Auge der Liebe ist oft auch sehr hellsehend, und ein
lebendiger Beweis hierfür ist das vorliegende kleine
Werk. Wer könnte unserem lieben München mit
wärmerer Begeisterung anhängen, als es der Ver-
fasser tut, aber wer könnte zugleich mit klarerer

Einsicht seine großen Eigenschaften, seine ganz in-
timen, nur ihm allein angehörenden Reize erkennen?
Diese s50 Textseitchen bergen eine Fülle gründlichsten
Wissens, aber es liegt nicht da als toter Schatz, es
tritt uns entgegen voll blühendsten Lebens, es macht
die Steine reden, es enthüllt uns den Ursprung, den
Zusammenhang, das innerste Wesen der Dinge.
Wir werden gefesselt wie beim Lesen eines spannen-
den Romans und merken kauni, wieviel wir gelernt
haben. Soll man diesen Führer durch „München
als Kunststadt" dem Frenrden mehr empfehlen oder
dein Einheinrischen? Der Fremde wird das ihnr
Neue mit klarenr Blick, nrit eirrgehendstenr Ver-
ständnis erfassen können, der Einheinrische wird das
Altvertraute nrit unendlich erweitertem und vertieftem
Erkennen unrschließen. Und so sei es jedenr gesagt:
es wird ein erlesener Genuß sein, nrit diesem kleinen
Buche in der Hand München zu durchwandern!

3. 3.

Ilfeld, Dr. Phil., Professor in Erlangen, Das
Urheberrecht an werken der bildenden Rnnste
und der Photographie, vom 6. Januar 1907.
Verlag von C. h. Beck, München, Preis { M.

Zu den vielen, durch das genannte Gesetz ver-
anlaßten Publikationen gehört auch das vorliegende
kaum ein halbes hundert Seiten starke Büchlein. Es
enthält außer dem Text des Gesetzes kurze Anmer-
kungen und einen Anhang, der die Berner Über-
einkunft, sowie die Übereinkommen mit den Ver-
einigten Staaten und mit Österreich-Ungarn betrifft.
Die den einzelnen Paragraphen beigedruckten An-
merkungen erhöhen die Brauchbarkeit wesentlich; im
übrigen gibt das Sachregister alle wünschenswerten
Hinweise auf den Inhalt. I?

LßMil M SWrisgkN KunWiMvkMkin§.

Mochenversaimnkungeu.

(Elfter Abend — den p. Februar — Vortrag von Dr. Ludwig
Curtius über „Die Rankenfigur". Nach einigen einleitenden
Worten führte der Redner eine fast allzu große Reihe charak-
teristischer Lichtbilder mit den nötigen archäologischen und ge-
schichtlichen Erläuterungen vor und wußte die zahlreiche Zu-
hörerschaft fast zwei Stunden zu fesseln. Die Bilder umfaßten
rund einen Zeitraum von über ;ooo Jahren und endigten in
der römischen Kaiserzeit. Als älteste Beispiele wurden zunächst
der Löwcnfries vom Palast zu Susa, die Decke von Grchomcnos,
die köstlichen Goldfunde aus den Schachtgräbern zu Mykenä,
die ägyptischen Funde aus Tel el Amarna einer Betrachtung
unterzogen. Die Hingabe an die Natur (bei der Dekoration
von Flächen wie von Gegenständen in der altpersischen, ägyp-
tischen und mykenischen Kunst) wurde ins rechte Licht gerückt,

der strenge, schematisierende geometrische Stil (unis Jahr yooo
v. Ehr.) besprochen. Den größten Raum in den Darlegungen
nahm naturgemäß der für die historische Entwicklung der
Rankenfigur wichtigste Abschnitt über die Palmetten- und die
Lotosgebilde ein, die die ganze griechische Kunst während des
siebten, sechsten und fünften Jahrhunderts vor Christus be-
herrschen. Die Darstellungen, die sich anfangs auf einfache
Grnamente dieser Art beschränken, werden immer reicher
und reicher. Tiere werden damit in Verbindung gebracht.
Die Ranken endigen in Blüten. Aus der Blüte schwebt
Eros, der geflügelte Gott, und so fort. Die Herrschaft des
Akanthus löst das Palinetten- und Lotosgeschlinge ab. Eros,
Nike und Boreas, alles leichtbeschwingte Wesen, werden bei
solchen zarten Rankendarstellungen von den Künstlern bevor-
zugt. In der ersten Hälfte des vierten Jahrhunderts steht die
Rankenfigur als solche iin Zenit. Beispiel, ein großartiges

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