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Deutschland <Deutsches Reich> / Reichs-Limeskommission [Hrsg.]
Limesblatt: Mitteilungen der Streckenkommissare bei der Reichslimeskommission — 7.1898-1902

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Nr. 32 (25. Juli 1899)
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https://doi.org/10.11588/diglit.8938#0034
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— 875 —

Limesblatt.

— 876 —

'Jllyrien in den römischen Kultus gelangten
genannten beiden Gottheiten4) waren eben
die von dem Trennfurter Detachement als
'Schutzgottheiten siieziell verehrten numina,
die selbstverständlich in erster Linie auf
den Kultaltären der Truppen erscheinen
mussten.

Da der Kaiser Septimius Severus be-
reits im Februar des Jahres 211 n. Chr.
•starb, die Widmung des Denkmals aber
zufolge der Consulnamen erst im J. 212
erfolgte, so ist es auffällig, dass der leg.
XXII noch der Beiname Severianae ge-
geben ist.

Unsere Ära ist ein völlig schmuckloses
Denkmal dieser Art aus grauem Sandstein,
1,12 m hoch, am oberen Gesims und am
Sockel je 70 cm, in der Mitte 53 cm breit
und 30 cm dick. An den Seitenflächen
findet sich keinerlei Ornament, und da die
Oberfläche des Gesimses nicht die übliche
Vertiefung der Opferschüssel zeigt, sondern
glatt ist, so darf wohl angenommen werden,
dass einst hier sir/na, d. h. die Statuen
des Silvanus und der Diana standen.
199 Cannstatt. [Mutmassliche mansio und Bene-
ficiarier-Station beim Kastell Cannstatt.] Im
Oktober vorigen Jahres erfuhr ich, dass
man in dem auf der „Steig" in nächster
Nähe des Kastells gelegenen Anwesen des
Gärtners Schmid bei Erdarbeiten auf eine
Mauer gestossen sei. Eine sofort vorge-
nommene Untersuchung ergab deren rö-
mischen Ursprung, sowie dasselbe Breiten-
maass von ca. 90 cm, wie es die Mauer-
flucht der konservierten Westecke des
Kastells aufweist. Ebenso liess die sorg-
fältige Mauerung und die Güte des Mör-
telverbands auf die Wahrscheinlichkeit
einer nicht bürgerlichen, sondern militäri-
schen Anlage schliessen. Da ferner eine
Fortsetzung der Mauer bis auf ca. 40 m
sich durch Probeschlitze nachweissen liess,
beschloss auf erfolgte Mitteilung hin die
Reichslimeskommission, weitere Nachgra-
bungen anzustellen, deren Leitung mir
übertragen wurde.

Im Laufe der ersten Wintermonate
wurden nun folgende Ergebnisse festge-
stellt: Auf einem Areal von ca 120 m
Länge und 40 m Breite fanden sich 3 ein-

4) r. Domaszews'ii a. a. O. S. 52 f.

ander parallel! liegende Gebäude von glei-
cher Bauart, die allem Anschein nach eine
einheitliche Anlage darstellen. Das Ge-
bäude A, das dem Kastell zunächst, ca.
40 m vom Graben entfernt liegt, ist, so-
weit die anstossenden besamten Acker
eine Feststellung der Länge durch Grabung
gestatteten, 38 m lang und 18,3 m tief.
35 m von diesem entfernt — das dazwi-
schen liegende Areal wurde nicht unter-
sucht ■— folgt Gebäude B, dessen Längen-
ausdehnung aus denselben Rücksichten
sich nur auf ca. 24 m verfolgen liess,
während die Tiefe ca. 28 m beträgt. Von
dem in einem Abstand von 14 m folgen-
den Gebäude C war die Längenausdehnuug
ebenfalls nicht vollständig, aber doch bis
auf ca. 35 m festzustellen, in der Tiefe
konnte man wegen der bestellten Felder
nur auf eine kurze Strecke vordringen.
Hinsichtlich der Innenräume der Ge-
bäude wurden verschiedene Anhaltspunkte
gewonnen. Im Gebäude A wurde ausser
einigen kleineren Gemächern, die offenbar
Wohnräume waren, ein Souterraingelass
— sonst häufig, nicht ganz richtig, als
Keller bezeichnet — wenigstens im Grund-
riss genau bestimmt. Es bat die auffallende
Länge von 18,3 m und eine Tiefe von
5,3 m im Lichten. Die Stärke der Mauern
ist eine sehr verschiedene und geht bis
zu 1,1 m. An zwei Ecken finden sich
hier statt der sonst angewendeten Maue-
rung mit kleinen, an der Vorderseite zu-
gerichteten Steinen starke Sandsteinquader,
von denen einer eine Länge von 1,57 m
aufweist. Ein anderer misst 0,91x0,b0 m
und ist 0,4C m tief. Vielleicht dass hier
eine besondere Belastung durch Oberbau-
ten vorlag? Von den Lichtschachteu wur-
den 2 blossgelegt. Im Gebäude B wurden
die Substruktionen eines 8,7 m im Lichten
langen und 3,0 m breiten heizbaren Ge-
maches völlig aufgedeckt, dessen llypo-
kaustenpfeiler nebst Heizkanal, sämtlich
aus Backsteinplatten aufgebaut, — wie-
derum ohne irgend einen Stempel, wie
ja auch sonst nie ein solcher hier gefun-
den wurde — noch an Ort und Stelle sich
vorfanden. Das Gebäude C war offenbar
ein Bad, da sich hier 2 kleine Gemächer
mit wohlerhaltener, von einander abwei-
 
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