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Universitätsbibliothek Heidelberg [Hrsg.]; Miller, Matthias [Bearb.]; Zimmermann, Karin [Bearb.]
Die Codices Palatini germanici in der Universitätsbibliothek Heidelberg (Cod. Pal. germ. 304 - 495) — Wiesbaden, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.28979#0399
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Cod. Pal. germ. 410

Cod. Pal. germ. 410
Gebetbuch

Pergament • 166 Bll. • 12,8 x 9 • Heidelberg (?) • nach 1573

Lagen: 1 (Spiegel) + III 5 (mit Bl. 1 ;:')+ 7 IV 61 + III 67 + 11 IV 1” + V 165 + 1 (Spiegel). Pergament mit wenigen
Fehlern (Löcher, Nähte). Foliierung des 17. Jhs.: 1-155, Bll. 1 ;>, 156 ::‘-165 ;:' mit moderner Zählung. Schriftraum:
I. l r-6 r: 9-10 x 6,5-7; 17-23 Zeilen; II. 7 r-155 v (links und rechts mit Tinte begrenzt): 8-9 x 6-6,5; 9-14 Zeilen.
Deutsche Kursive des 16. Jhs. von drei (zwei?) Händen: I. l r-6 r; II. 7 r-69 v, 78 v—155 v (Haupthand); III. 70 r-78 v
(evtl. identisch mit Hand II, aber mit abweichenden Buchstabenformen). Einige größere Textabschnitte und
Überschriften in Textura. Wenige Korrekturen von der Hand des jeweiligen Schreibers. Überschriften und
hervorgehobene Wörter in Rot, selten in Blau. Kalligraphische Initialen der Gebetanfänge in Rot, selten in Rot
und Blau, 134 r mit Federzeichnung einer Eule im Binnenfeld. Hellbrauner Kalbledereinband über Pappe auf vier
Doppelbünden mit vergoldeten Platten- (Maureske oval, darin randlose Form; Viertelornament Maureske,
Bandwerk) und Einzelstempeln sowie Streicheisenlinien von Guillaume Plunion vermutlich für Pfalzgraf Jo-
hann Kasimir von Pfalz-Lautern. Die Maureskenplatte wurde von Plunion zwischen 1587 und 1591 häufig ver-
wendet (vgl. Schunke 1, S. 84). Papiernes Titelschild am Rücken: 410/ Prec:[es] Spiritua[les]/ et gmtiar:[um\
action[es]/ Super Euange[lia] (17. Jh.). Punzierter Goldschnitt. Blau-weiß-rotes Kapital. Zwei violette Verschluß-
bänder aus Gewebe, beide abgerissen. Einband stark berieben, an den Biinden gebrochen. Rundes Signatur-
schild, modern: Pal. Germ. 410.

Herkunft: Datierung und Lokalisierung nach inhaltlichen Kriterien. 2 V Erwähnung einer Predigt des Wilhelm
Holbrac (Guilhelmum Holbratum) vom 9. Juli [15]73. Der aus der Ile-de-France stammende reformierte Pfarrer
Wilhelm Holbrac (Guillaume Houbraque) ist nach seiner Flucht aus Frankreich in Straßburg, Metz und Sedan
nachweisbar. Ab dem 25. November 1573 fiihrt er das Taufregister der französischen reformierten Gemeinde in
Heidelberg. 1577, nach dem Regierungsantritt Kurfiirst Ludwigs VI. von der Pfalz und der Wiedereinführung
des lutherischen Bekenntnisses in der Kurpfalz (vgl. Häusser 2, S. 85-96, 132-142), führt Holbrac die Heidel-
berger Gemeinde nach Frankenthal und wirkt dort bis zu seiner Rückkehr nach Sedan im Jahr 1579 als walloni-
scher Pfarrer (vgl. Georg Biundo, Die evangelischen Geistlichen der Pfalz seit der Reformation [Pfälzisches
Pfarrerbuch], Neustadt an der Aisch 1968 [Bibliothek familiengeschichtlicher Quellen 20; Genealogie und
Landesgeschichte 15], S. 199 Nr. 2.289). Evtl. kam die Hs. in diesem Zusammenhang als Geschenk in den Besitz
Pfalzgraf Johann Kasimirs von Pfalz-Lautern, der sie von dem seit 1570 in Heidelberg tätigen, der französischen
Gemeinde angehörenden Guillaume Plunion mit einem repräsentativen Einband versehen ließ. In seinen
Schreibkalendern (Vatikan BAV Cod. Pal. lat. 1996, 1997, 1999-2002, 2004-2012, 2015, 2023) erwähnt Johann
Kasimir mehrfach, daß er auch an den Predigten der französischen (welschen) Gemeinde teilnahm. 1 ;:' r Capsa-
nummer: C. 120 (aus der jüngeren Schloßbibliothek; vgl. Kat. Heidelberg, UB 6, S. XVI Anm. 33).

Schreibsprache: oberdeutsch mit einigen spezifisch bairischen Formen und Schreibeigentümlichkeiten.

Literatur: Wille, S. 53; Wilken, S. 470; Digitalisat: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/cpg410.

l r-155 v GEBETBUCH.

(1. l r-2 r) GEBET ZU GOTT ÜBER MC 7,31-37. >Ein Gebett vber das Euangehum
Mar: 7 von dem Tauben der Stumm war<. Allmechtiger Gott himlischer Vater, Ich er-
khenn vnd befinnde, das Ich layder von Natur also verderbt bin ... 2‘ vnd dein Lob mit
meyner zungen, vielen menschen zur besserung möge verkundigen vnd aussbreyten ...
Amen. - l !f,v leer.

(2. 2 v-4 r) GEBET ZU GOTT ÜBER DN 3,27-66. >Ein Christlich gebett vff die histon
der Dreyer menner Anania, Misael vnd Asaria, wie Sie von dem König Nebucadnesar Inn
den feurigen ofen geworffen ... gepredigt vnd aussgelegt durch Guilhelmum Holbratum
den 9 ten Julij Anno [15]73<. Allmechtiger Gott himlischer Vater, du hast zw aller zeit die
Jenigen so mit vestem glauben dir angehanngen, Inn Kheiner noth Jemals verlassen ... 4 l So

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