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Universitätsbibliothek Heidelberg [Hrsg.]; Miller, Matthias [Bearb.]; Zimmermann, Karin [Bearb.]
Die Codices Palatini germanici in der Universitätsbibliothek Heidelberg (Cod. Pal. germ. 304 - 495) — Wiesbaden, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.28979#0617
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Cod. Pal. germ. 482

Cod. Pal. germ. 482

Marcus Tullius Cicero: Tusculanae disputationes, dt.

Pergament und Papier • 104 Bll. • 23 x 18,5 • Stuttgart • 1501

Lagen: I 1 (mit Spiegel) + (V+1)‘ J (mit Bll. 2 ;:') + (IV+1) 18+ 6 V 78 + IV 86 + VIII 101* (mit Bl. 86a ;:') +
1 (Hinterspiegel). Bl. la* aus einem Papier- (altes Vorsatz; vgl. Wz.) und einem Pergamentbl. zusammengeklebt.
Pergament: Bll. la ;:' N-86; Papier: Bll. 1 *, la ;:' r, 86a ;:'-101 ;:'. Pergament mit sehr wenigen Fehlern (Löcher). Zeitge-
nössische Foliierung des Übersetzungsteils in Rot: 1-21, 21, 23-86; Foliierung des 17. Jhs. im Anmerkungsteil:
87-100, Bll. 1 ;:', la ;:‘, 2 ;:', 86a ;:', 101mit moderner Zählung. Wz.: Ochsenkopf mit einkonturiger Stange mit schrä-
gem Kreuz (Bl. 1*), ähnlich Piccard 2, Typ V/331 (Südwestdeutschland 1474-1481); zwei Varianten geschlos-
sener Kelch, ein Henkel, darüber Krone, darüber Blume (Bll. la ;:' r, 86a ;:'-101 ;:'), darunter ähnlich Piccard, WZK,
Nr. 31.572 (Mülheim 1488). Schriftraum: I. 2 ;:' v-86 v (links und rechts mit roten Doppellinien begrenzt): 15-
15,5 x 9,2-10; 18-19 Zeilen; II. 87‘—100 v (links und rechts durch Knicke begrenzt): 19-21 x 12-12,5; 21-23
Zeilen. 2 ;:' r-86 v kalligraphische Bastarda mit kursiven Elementen von einer Hand. Überschrift l r, Namen der
Sprechenden und Verweisungen auf den Anmerkungsteil im Text in Rot. 87 r-100 v Bastarda mit kursiven Ele-
menten von einer Hand (Johannes Reuchlin). Verweiszeichen vor den einzelnen Anmerkungen und Seitenanga-
ben in Rot. Wenige Maniculae. Kennzeichnung von Versen durch ausgeworfene Betreffe. Feldinitialen in Deck-
farbenmalerei mit Blattgold: l v W-Initiale vor blauem Grund über vier Zeilen; 2 ;,vr D-Initiale vor grauem Grund
über vier Zeilen; l r M-Initiale vor grtinem Grund iiber drei Zeilen. la ;:' v in Deckfarben kolorierte Federzeich-
nung mit Blattgold: Löwe, ein an einem roten Band umgehängtes kurpfälzisches Wappen haltend, darunter das
Wappen Johannes Reuchlins (Ara Capnionis und Mühlrad). Dunkelbrauner Kalbledereinband über Holz auf
drei Doppelbünden mit blinden Rollenstempeln und Streicheisenlinien sowie Platten- und Einzelstempeln in
Gold von Petrus Betz (?) für Kurfürst Ottheinrich von der Pfalz. Vorderseite vergoldete Platte mit Bildnis
Kurfürst Ottheinrichs und Unterschrift: OTTHAINRICH VON. G. G. PTALTZ/ GRAVE BEY REIN DES
HEILIGEN/ RÖMISCHEN R. ERTZ. VND. CHÜR/ H. IN NIDERN VND OBER BEYERN; Jahreszahl:
1557; Rückseite vergoldetes Wappen der Pfalz, ohne Einfassung, oben O.H.P.C. [Ottheinrich Pfalzgraf Chur-
fürst], unten M.D.Z. [Mit der Zeit] (Haebler 2, S. 71 Nr. I, III, Nr. 1, 4). Rückentitel auf zwei Papierschildern
(abgelöst und an Hinterspiegel gefalzt): M. T. C. Tusculani/ Questiones/ et Socratis Proem[ium] (16. Jh.) bzw.
[M]TC Quest.[iones] et/ Socratis P[roemium] (17. Jh.). Blau-weiß-rotes Kapital. Messingbeschläge, zwei Rie-
menschließen. Restaurierung 1962 (Hans Heiland/Stuttgart).

Herkunft: Johannes Reuchlin mußte nach dem Tod Herzog Eberhards V. (im Bart) von Württemberg (1445-
1496; NDB 4, S. 234f.) den Stuttgarter Hof als Übersetzer griechischer und lateinischer Schriften ins Deutsche
kurzzeitig verlassen und gehörte von 1497 bis 1499 dem Kreis Heidelberger Humanisten an. Die Übersetzung
des ersten Buchs der Tusculanen Ciceros fertigte Reuchlin für Kurfürst Philipp von der Pfalz aus Anlaß des
Todes von dessen Gattin, Margareta von Bayern-Landshut (f 25. Januar 1501), an. Er vollendete sie am 23. Juni
1501 in Stuttgart (s.u. l r; vgl. Backes, S. 148f. und Anm. 146; Stefan Rhein, Johannes Reuchlin [1455-1522], Ein
deutscher ‘uomo universale’, in: Humanismus im deutschen Südwesten. Biographische Profile, hrsg. von Paul
Gerhard Schmidt, Stuttgart 2000, S. 59-76, bes. S. 64-68, mit Abb.). Da die Vollendung der Übersetzung die
Anfertigung der Anmerkungen (87 r-100 v) bedingt, vgl. auch den nachträglichen Eintrag der Verweisungszeichen
in beide Textteile von einer Hand, ist die spätere der beiden möglichen Datierungen des Erläuterungsteils die
wahrscheinlichere, s.u. Hs. der älteren Schloßbibliothek aus dem Besitz Kurfürst Ottheinrichs von der Pfalz
(zum Einband s.o.), verzeichnet bei der Katalogisierung 1556/59: Vatikan BAV Cod. Pal. lat. 1936, 9 V [Philoso-
phici, 2°] Ciceronis Qucestiones Tusculame, durch Johan Reuchlin verdeutscht, Auf Perment geschriehen, TC 2.3.
(gleichlautend in Cod. Pal. lat. 1934, 7 V). la ;:' r Bibliothekstitel (16. Jh.): M. T. C. Questiones Tusculanae Deudsch.
Vorderspiegel Inhaltsangabe (20. Jh.; Bibliothekar Hermann Finke). T“' r Signatur in Buntstift (20. Jh.): 482.

Schreibsprache: westschwäbisch, Hand I mit stärkerer Tendenz zur Diphthongierung; vgl. Albin Heidelber-
ger, Zur Geschichte der kurpfälzischen Kanzleisprache in Heidelberg am Ende des Mittelalters, in: ZGO 126
(1976), S. 177-252, bes. S. 212f.

Literatur: Wille, S. 61; Wilken, S. 489; Franz Josef Worstbrock, Deutsche Antikenrezeption 1450-1550,
Teil 1: Verzeichnis der deutschen Übersetzungen antiker Autoren. Mit einer Bibliographie der Übersetzer, Bop-
pard 1976 (Veröffentlichungen zur Humanismusforschung 1), S. 57 Nr. 160; Karin Zimmermann, in: Philipp
Melanchthon in Südwestdeutschland, S. 190 Nr. F 2; Digitalisat: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/cpg482.

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