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Minst, Karl Josef [Übers.]
Lorscher Codex: deutsch ; Urkundenbuch der ehemaligen Fürstabtei Lorsch (Band 1): Chronicon. Urkunden Nrn. 1 - 166, mit Vermerken, welche die Geschichte des Klosters von 764 - 1175 und mit Nachträgen bis 1181 berichten — Lorsch, 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.20231#0202
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196

Cunticha (Bad König) dazugekauft, auch einen Weinberg in Basinsheim (Bensheim), ferner
einen Bauernhof, zwei Wiesen und neun Weinberge in Weinheim. Hildibert von Weinheim
kaufte für sie einen Weinberg in demselben Ort. Die Gruppe der Ordensleute ist nun
dort endgültig niedergelassen, Christi Gnade hat sie vereinigt. Ich hielt es daher für ange-
zeigt, ihr diese Urkunde schreiben zu lassen, in der alles gewährte, geschenkte, einge-
tauschte oder erkaufte Gut schriftlich und für immer festgehalten wird. Zu ihrer Erhär-
tung und Beglaubigung für unsere Nachkommen wollten wir sie in umsichtiger Weise
nicht mit unserem Siegel, sondern mit jenem unseres Patrons Nazarius fertigen lassen,
jenes von Gott geliebten Märtyrers, des besonderen Schutzherrn derjenigen, welche seine
Hilfe suchen. Die Ubergabe der Zelle erfolgte am 12. September im Jahre 819 nach des
Herrn Fleischwerdung, in der 12. Indiktion, im 6. Jahre des Kaisers Ludwig, im 16. Jahre
des Abtes Adalung. Die Ankunft der Brüder in der Zelle erfolgte am Karfreitag, welcher
der 29. März des Inkarnationsjahres 1073 war, in der 11. Indiktion, im 17. Königsjahre
Heinrichs (IV.) und im 19. Abtjahre Udalrichs. Vorliegende Erklärung wurde gegeben im
Jahre 1095, in der 4. Indiktion, im 40. Jahre des vorgenannten Königs, im 8. des Abtes
Anselm. Ich, Notker, Priester und Mönch, wenn auch unwürdig, habe dies auf Befehl
unseres Herrn, des Abtes Anselm geschrieben und die Tage und Zeiten genau ausgemacht.
Gegeben am 27. Oktober (1095), in Gottes Namen zum Heile bestimmt. Amen.

VERMERK 142

Es würde zu weit führen, aufzuzählen, wie dieser verehrungswürdige Vater vor und
nach dem Wiederaufbau der eingeäscherten Lorscher Basilika die Schränke für den Kir-
chenornat größtenteils wieder aufgefüllt hat, die Winther durch seinen simonistischen
Ehrgeiz geplündert und fast geleert hatte, und wie er die oben genannten Klosterhöfe
wieder seiner Verfügung unterstellte. Damit nicht zufrieden, begann er, die Glieder seiner
Klostergemeinschaft gegen ihre Unterdrücker mannhaft zu schützen und zu verteidigen,
ganz besonders gegen die Gewaltherrschaft des Klostervogtes Berthold, welche die sün-
denvolle Wurzel derartiger Verfolgungen war, wie sie auch heute noch anhalten. Da
Berthold einsah, daß der Abt in der Mannschaftsstärke, im verbrieften Recht und in
seiner regsamen Tätigkeit ihm überlegen sei, trachtete er danach, mit List das zu errei-
chen, was er mit Gewalt nicht durchsetzen konnte. So galt denn sein Angrifi dem
ahnungslosen und unvorbereiteten Abt, den er in der Kirche der heiligen Jungfrau Maria
im Klösterchen zu Michelstadt schmählich überfiel, gefangennahm und in die Burg zu
Vaihingen (an der Enz) abführen ließ. Dort übergab er seinen Gefangenen in den Ge-
wahrsam des Grafen Egino (von Urach), der ein Verwandter Bertholds war. Er wurde
dort jedoch, wie die Umstände es mit sich brachten, in ritterlicher Haft gehalten, sogleich
aber auf Grund kaiserlichen Befehles wieder in Freiheit gesetzt und in alle seine Würden
zurückversetzt, und die Urheber dieses Frevels wurden für die von ihnen verschuldete
Übeltat bestraft. Nicht lange darnach ging der Abt als einer, der seine Sendung erfüllt
und seine Arbeit geleistet hat, wie einer, der ein verdienstvoller Streiter gewesen, am
25. Juni 1101 zum Herrn. Er wurde auf dem Abrinsberg in der Kapelle des Hl. Stepha-
nus, die er selber, wie wir sahen, erbaut hatte, beigesetzt. Damit er sein „Angedenken in
gesegneter Erinnerung" (Eccl. 45, 1) hinterlasse, bestimmte er, daß am Jahrestage seiner
Beisetzung ein Talent zur Bewirtung der Lorscher Brüder aus den Erträgnissen der
Besitzung in Sachsenheim als Abgabe geleistet werde. Außerdem vermachte er ihnen auf
 
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