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Molitor, Ludwig
Urkundenbuch zur Geschichte der ehemals pfalzbayerischen Residenzstadt Zweibrücken — Zweibrücken, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.2755#0216
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durch etlichen 20 oder mehr Wagen von dar gegen Saar-
brücken geführt, und die schöne Glocken von den Kirchen,
und die Minen an allen Orthen, als am Kirchthurn, Zeug-
hauss, Schlossthurn, unten an den 2 Pforten verfertigt, auch
die Aussenwerker und gemachte Schantzen demolirt, die
Schleussen zerhauen, ist man zur Execution am 10. dito fort-
gefahren, und den Kirchthurn in die Lufft springen lassen,
der aus der Erden, so hoch derselbe gewesen, hinten zu der
Mauer gefallen, zuvor aber nicht allein Glocken hinweg ge-
nommen, sondern auch die in der Knifften beygesetzte Fürstl.
Leichname ihrer Zinnern Sarchen beraubet, die Cörper salva
venia mit Füssen gestossen, und was für Ring oder Kley-
nodien selbige bei sich gehabt, abgenommen, wie dieses ein
Frantzösischer selbst erzehlet, und mit höchstem Bedauren
nicht gnugsamb ausszulegen weiss, was für schandlose Wort
die Frantzosen darüber zum Hohn und Spott der Cörper ge-
braucht haben: Nach Sprengung dess Kirchthurms hat man
die gantze Bürgerschafft aus ihren Haüsern zusammen in
die Kirchen getrieben, demenach zwischen 12. und 1. Uhr die
Haüser zu spoliiren den Soldaten preiss gegeben, bald das
Schloss in Brand gesteckt, die Mühl-Räder zerhauen, und
die Stadt an allen Orthen angesteckt, und in wehrenden
Brand die gemachten Minen hin und wieder springen lassen,
worunter zwo ohne Effect abgangen, als eine am Zeughaus
und eine an der untersten Pforten, und die dritte Minen, so
sie vornen an den Wahl gelegt, ist in Zeiten gefunden, und
der angelegte Lunten darvon hinweg genommen worden; wie
nun die Stadt in vollem Brand, seynd die arme Leuth aus
der Kirchen lossgelassen, wer noch etwas an den Seinigen
hat erhalten mögen, hat es thun können. Von den Gebaüen
so mit angestochen, seynd gewesen, als ein Schloss, der bei
der Mühlenpforten stehende langer Bau, darin sie den Rest
von dem Archiv, Cantzley und Bibliothek sollen salviert haben,
dann hinten noch ein kleiner Bau, da nicht viel angelegen,
der Rest ist in den Boden verbrandt, der hohe Thum zu
der Pforten zu gesprengt worden, und also diese Fürstl.
Residentz zu einem erbärmlichen Steinhauffen gemacht,
in der Stadt seynd noch etliche Haüser conservirt und nicht
 
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