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182 Die Galerie zu Dresden.

möchten zwar diese Copie dem Ercole Grandi di Giulio
Cesare vindiciren, allein gewiss mit Unrecht.l Sie folg-
ten in diesem ihrem Urtheil dem Luigi Crespi aus Bo-
logna (S. Bottari, „Lett. Pittoriche'-\ IV, 368, ediz. MiL
1822). Auch die Sammlung Cook in Eichmond besitzt
ein Bildchen des Ercole Roberti; dasselbe stellt ein
Weib dar, das zwei Kinder an der Hand führt und sie
vor einer Feuersbrunst zu retten trachtet. Zu den
spätesten Werken des Ercole Roberti dürfen wir wol
das „Concert" bei Herrn Salting in London und viel-
leicht auch das ganz vorzügliche Bild mit „Johannes
dem Evangelisten" in der Sammlung Morelli zu Mai-
land zählen. Dieses letztere Gemälde, vielseitig als
Werk des Ercole Roberti beanstandet, wird zu meiner
nicht geringen Genugthuung auch von Cav. A. Venturi
als von der Hand Ercole's betrachtet. Und nun möchte
ich schliesslich noch eines andern Bildes erwähnen, das
in der Louvre-Galerie unter Nr. 393 aufgestellt ist und
dort sonderbarerweise in die Schule des Luca Signorelli
versetzt wird. Obwol es durch den hohen Platz, der
jenem Tafelbilde zugewiesen wurde, dem Auge des Be-
schauers schwer gemacht wird, das Gemälde zu be-
trachten, so glaube ich doch nicht einen Fehltritt zu
thun, wenn ich jenes interessante Bild der ferrare-
sischen Schule zurückerstatte. Ja, um in der Bestim-
mung desselben noch einen Schritt weiter zu thun, so
erschien es mir, als ob der Geist des Ercole Roberti
aus jenen Figuren herausspräche. Auf jenem Frag-
mente sehen wir vier aufrechtstehende Männer im Hof-
raum eines Palastes dargestellt. Die Basis der Säulen

1 Auch in Betreff dieser Copie stimmt das Urtheil des Herrn
Direotor Woermann mit dem meinigen überein. Herr Dr. W. Bode
meint, dieser Ercole di Giulio Cesare dürfte der Sohn des Er-
cole Roberti gewesen sein. Würde er statt Sohn Schüler, viel-
leicht auch Pathenkind gesagt haben, so würde ich seiner An-
sicht wol beistimmen.
 
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