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Studniczka, Franz
Die Ostgiebelgruppe vom Zeustempel in Olympia — Leipzig, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.982#0016
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XXXVII, 4.]

Die Östgiebelgruppe vom Zeustempel in Olympia.

13

selbst wieder eine ganze Stufenleiter:
Im Westgiebel sehreit der Kentaur,
den seine Gegnerin an Haar und
Bart rauft, der gebissene Lapith
stöhnt auf, die Lapithenweiber in
den Ecken, alt und jung, zwar späte
Ersatzstücke, aber in solchen Dingen
sicher den Urbildern treu, jammern.
In den Metopen schließt Herakles
bei seinen Taten zumeist, wie sich's
gehört, den Mund, aber den Hirsch
niederzwingend wie bei der niedrigen
Arbeit im Augiasstall macht er wahr-
scheinlich seinem Unmut, nicht der
Atemnot Luft, und die Stymphaliden
zeigt er der göttlichen Freundin mit
einem bescheidenen Worte. Erst bei
Gestalten wie dem speertragenden
Achill Polyklets bedeuten die leicht
geöffneten Lippen nichts als freies
Atemholen.

In diesem Zusammenhange kann
der entschieden offene Mund des
Oinomaos nur bedeuten, daß er spricht,
und zwar ein ernstes, gebietendes
Wort, wie die Stirnfalte und die
stolze Gebärde deutlich verrät. Der,
dem es galt, stand notwendig zur
Linken des Königs, dessen Wendung
nach dieser Seite Treu aus der Rich-
tung der Barrenlöeher im Rücken
sicher erschlossen hat (III 50 1.).
Aber bei der herrsehenden Anord-
nung kehrt sich die hier neben ihm
stehende Gattin in gleicher Richtung
etwas ab und die weiter rechts das
öespann am Boden kniend oder
sitzend umgebenden Ortsbewohner
machen auch keine Miene, des Oino-
maos Rede zu beachten. Einen dem
sagenhaften Vorgang entsprechenden Sinn bekommt sie erst, wenn Oinomaos zur
Rechten des Zeus dem, nach entsprechendem Anzeichen der Rückseite, ihm ent-
gegen gewandten Pelops gegenübersteht, um gebieterisch die Bedingungen der
Wettfahrt vorzuschreiben. Ihre Schwere ist es dann, was den Jüngling sein Haupt
mit gepreßten Lippen senken macht, auch dies eine der Zeit geläufige Ausdrucks-
gebärde. Auf dem Münchener Krater steht der werbende Alkaios gesenkten Haup-
tes vor der strengen Sappho, er freilich selbst das aussprechend, was der Maler
andeutungsweise beischrieb (FR 64). Stumm wie Pelops aber neigt sich, nur vor

fär Altäre mit Grabenkammern die Münzen der Kaiserzeit a. a. 0. 126, die ich unvollständig
kannte, nach der Darlegung von Hülsen, Römische Mitteil. 1906 XX 41 A. 1, auszuscheiden
haben. Aber es -waren keineswegs die einzigen Belege; das Hyakinthosgrab allein würde
genügen.
 
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