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Studniczka, Franz
Die Ostgiebelgruppe vom Zeustempel in Olympia — Leipzig, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.982#0017
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14 Franz Stadniczka: [XXXVU, 4.

dem Verweis eines Vorgesetzten, einer von den jungen Reitern des „Pferdemeisters"
auf der Hamburger Schale, der einen besonders kläglich aussehenden Klepper heran-
führt (FR 56, 6). Die ähnliche Gebärde des Pelops wird unpassend, wenn er sich
damit schon dem Gespann zuwendet, mit dem er siegen wird.

Nicht mehr in demselben „polygnotischen" Ethos, jedoch in ähnlicher Gegen-
überstellung finden sich die zwei Vertragschließenden noch auf zweien von den
vier apulisehen Vasen, die schon oben S. 6 herangezogen wurden, das eine Mal
(Abb. 4) zu beiden Seiten zwar nicht des Zeus selbst, aber des mit seinem Namen
bezeichneten Fetischpfeilers. An seinem olympischen Tempel ist es der lebendige
Gott in Person. Das braucht Pausanias nicht verkannt zu haben, weil er z/töj
aydlfia sagt; denn 3, 19, 3 am Anfang der Beschreibung des Hyakinthosgrabes
gebraucht er dasselbe Wort von den Reliefgestalten, wohl zu beiden Seiten der
Tür, Biris und Amphitrite mit Poseidon, ohne daß an nachgebildete Götterstatuen
zu denken möglich wäre. (So schon Schubart in Philologus 1866 XXIV 564).
Der Tempelgott selbst also wohnt der Abrede, der fQ&tqa, wie es elisch heißt,
als Kampfordner bei. Das Antlitz wandte er natürlich dem Sprechenden zu. So
kehrt sich auf dem Spiegel von Orbetello Jupiter zu der ihren alleinigen Anspruch
auf dem kleinen Adonis in der Kiste lebhaft begründenden Proserpina, obgleich er,
wie man weiß, der weinend hinter ihm sitzenden Venus einen guten Anteil daran
zusprechen wird (Gerhard, Etruskische Spiegel IV 325, Jahrbuch 1911 XXVI 142).
Wenigstens ähnlich ist es — um ein nach der Entstehungszeit und immerhin auch
nach dem Kunstwert näher stehendes Bildwerk zu vergleichen — wie. sich im
Waffenstreite des Duris der zwischen den Parteien stehende Agamemnon lebhaft
dem Friedensbrecher Aias zukehrt (FR 53). Daß dagegen die Wendung unseres
Zeus nichts als glückverheißende Gnade bedeuten könne, was immer wieder zu-
gunsten der herkömmlichen Anordnung versichert wird (Treu III 169 r. und hand-
schr.), ließe sich nur dann behaupten, wenn uns das Antlitz des Gottes mit ent-
sprechendem Ausdruck erhalten wäre. Hat es aber Treu an dem Abguß in Dres-
den mit Recht ähnlich der stolz drohenden Miene des Westgiebelapollon ergänzen
lassen, dann schloß es ein Mißverstehen der Kopfwendung bestimmt aus, verkün-
dete vielmehr das schließlich bevorstehende Strafgericht über den allzuharten Braut-
vater und sein Haus, von dem Pausanias 5, 14, 8 berichtet.

Die Rechte des Zeus ist ganz untätig, sie faßt einstweilen den übergeschlagenen
Gewandsaum; die Linke jedoch hielt den Donnerkeil bereit. Zwar gibt man ihm
fast allgemein das Szepter, wie es auch in Dresden geschehen war. Aber diesem
weist das lange Bohrloch unweigerlich eine Richtung an, daß es auf die Zehen
des mit hinreichender Sicherheit ergänzten linken Fußes zu stehen kommt (Ol. HI
44 A. 2). Treu wich dem mittels der Annahme aus, der Gott habe seinen Stab
mit diesem fast schlaff herabhängenden Arm in der Schwebe gehalten. Dasselbe
glaubte er wenigstens an der im ganzen ähnlichen Zeusgestalt auf einer Münze
der spätem Kaiserzeit aus Laodikea in Phrygien in der Zeichnung bei Overbeck,
Kunstmythologie H Münztaf. 2, 29 wiederzuerkennen, und diese stimmt, nach freund-
licher Auskunft von Regung, allerdings mit der in Berlin vorhandenen Schwefel-
paste des abgebildeten Pariser Stückes. Allein die zahlreichen wirklichen Münzen
desselben Typus in der Berliner Sammlung lassen zumeist vielmehr das Aufstehen
des Szepters auf dem Boden klar erkennen. So kann jene Ausnahme nicht einma'
innerhalb der Münzreihe als maßgebend gelten, geschweige denn für die Giebel-
statue. Keiner Schwierigkeit unterliegt es, wenn wir — hierin allein mit Buschors
oben S. 6 erwähnten Besprechung zusammentreffend — in die Linke des ^eUS
die Blitzwaffe legen. Von ihr gibt es nämlich schlanke Formen, deren Handgriff
sich der stabgemäßen Bohrung, deren beide Spitzen sich dem engen Hohlraum
zwischen der Hand und dem linken Bein wohl einfügen lassen. Proben von an-
 
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