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Studniczka, Franz
Die Ostgiebelgruppe vom Zeustempel in Olympia — Leipzig, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.982#0018
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XXXVII, L] Die Ostgiebelgruppe vom Zeustempel in Olympia. 15

nähernd gleichzeitigen oder etwas jüngeren Kunstwerken liefert P. Jacobsthal, Der
Blitz Taf. 2, 51, 57, 59. Die letztere, aus der Erschaffung Pandoras auf dem rot-
figurigen Krater in London (ßoscher III 1527), wo sich der Donnerkeil wie aus
zwei großen Lanzenspitzen mit Mittelrippe zusammensetzt, diente dem im Tafelbild 2
abgebildeten Ergänzungsversueh als Vorlage. Indes wäre auch eine viel rundere
Form zulässig. Mit dem Blitz in der gesenkten Linken gibt dem Jupiter Stator
Jacobsthals Münztafel unter 16 und 21, freilich zugleich mit dem Szepter in der
andern Hand, ebenso der streng stilisierte Zeus der altertümelnden Basis bei Jones,
Museo Capitolino Taf. 66, 3 A 4, wo die Haltung der den Blitz umfassenden
Linken wohl am ähnlichsten wiederkehrt. Einen dem unsern nach Stil und Zeit
viel näherstehenden Zeus, der den Donnerkeil allein in der linken Faust hält, die
rechte Hand auf die Hüfte stützend, bietet die Erichthoniosgeburt auf der Hydria
des Britischen Museums Catal. III E 182, die aus Gerhard AVB III 151 bekannt
ist. Auch Overbeeks Münztafel 2, 23 sei noch verglichen. Für den Blitz in der
gesenkten Rechten sind die Beispiele noch häufiger.

Trug unser Zeus in der Linken seine Waffe, dann entfällt auch das Bedenken
(III 119r.), dem die sonst gleiche Aufstellung der Mittelgruppe von Laloux-Mon-
ceaux, Wernicke und Lermann ausgesetzt war: das enge Nebeneinander seines
Szepters und der Pelopslanze. Von diesem kleinen Mangel befreit, wirkt das eben
aus dem sachlichen Zusammenhang erschlossene Gefüge der drei Männergestalten
künstlerisch ebenso vorteilhaft, weshalb es, nach den eben Genannten, auch
Buschor 157 bevorzugt hat. Mit dem schon durch seine herabhangenden Arme
in sich abgeschlossenen Gotte, dessen steile Hoheit die Umrahmimg der zwei
Speere betont, abtfr nicht erreicht — nach dem erhaltenen Bruchstück griff ja des
Pelops Rechte schon an den unteren Teil der Lanzenspitze — stellen die zwei
erhoben vorgreifenden Arme oben und in geringerem Maß auch die vorgesetzten
Spielbeine nnten eine leichte Verklammerung her. In der andern Anordnung da-
gegen stoßen sich die vorgewölbten Umrisse der beiden Helden mit Ellbogen und
Schild von denen des Götterkönigs förmlich ab, ein Verstoß auch gegen die
Ehrfurcht, die doch selbst dem Unsichtbar-sichtbaren gebühren würde.

Was besagt alle dem gegenüber der von Treu noch handschriftlich ange-
rufene Vergleich des Westgiebels, wo Perithoos und Theseus dem Apollon in der
Mitte allerdings den Rücken drehen, aber aus dem zwingenden Grunde, daß sie
nicht ihm den Schädel spalten wollen, sondern den franenraubenden Kentauren.
Auch gehört nach altem Herkommen der griechischen Kunst, dessen Fortdauer
bis in die Zeit der Väter unserer Giebelkünstler z. B. die erwähnte Durisschale
(S. 14) und die Giebel des Aphaiatempels bezeugen (nnten S. 18), der im Kampfe
helfende Gott hinter die von ihm geschützten Helden. Künstlerisch aber um-
rahmen die Vorkämpfer im olympischen Westgiebel mit ihren zurückgeschwungenen
Armen und Waffen und ihren zurücktretenden Füßen den Apollon grundsätzlich
nicht anders wie in der eben gewonnenen Mittelgruppe des Ostgiebels Pelops und
Ohiomaos den Zens.

Gerade auch nach dieser Übereinstimmung dünkt mich Treus zweite Gestal-
tung der Westgiebelmitte (Tafelbild 3) überzeugend, obgleich Wolters noch unlängst,
zuletzt in der Neubearbeitung des Springersehen Handbuches I" Abb. 448, die
erste bevorzugt hat. Sie scheitert jedoch, wie ihm Skovgaard entgegenhielt (oben
"• «) und Treu noch genauer darzulegen gedachte, schon an dem Höhenmaß der
^apithenvorkämpfer, das sich eben nicht soweit herabdrücken läßt, wie es die
ritten Stellen, von Apollon aus, im Giebelrahmen fordern. Dafür ist wenigstens
?°n dem Beilschwinger denn doch zu viel erhalten. (Den Kopf des schwertschwin-
genden Perithoos hat inzwischen der Kladeos zu dem von Treu III 74r. erkannten
^chädelbruchstücke fast vollständig hinzugefügt: Archäol. Anzeiger 1921, 324, so-
 
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