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Thiersch, Hermann
Pharos: Antike, Islam und Occident ; ein Beitrag zur Architekturgeschichte — Leipzig, Berlin, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.6241#0022
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KAPITEL I

Abb. 4.
Domitianische Prägung
(doppelte Größe).

DIE ANTIKEN QUELLEN

a) Die Monumente

Abb. 5.
Domitiantsche Prägung
(doppelte Größe).

1. Die Münzen

Die Verwertung der Münzprägungen für das Pharosproblem ist ernstlich noch niemals in Angriff genommen
worden. Auf Allards (a. a. O.) dürftiger Auswahl beruht auch Veitmeyers nicht weiter führende Darstellung (a. a. 0. S. 16).
Selbst nach Adlers Arbeit, ja gerade um die durch sie erweckten unrichtigen Vorstellungen zu beseitigen, ist es nötig, die
schon mehrfach herangezogenen Münzen von neuem zu vergleichen und auf ihre Verlässigkeit hin zu prüfen. Dabei
ist möglichste Vollständigkeit des Materials notwendig. Die hier folgende Zusammenstellung bedeutet zwar nicht die
Summe sämtlicher in den jetzt bestehenden Sammlungen aufbewahrter Pharosmünzen; die stark beschädigten und undeut-
lich gewordenen Exemplare zu geben, hat wenig Sinn. Wohl aber darf die Liste gelten als eine vollständige Übersicht
über die sämtlichen besser erhaltenen und damit wohl auch die sämtlichen einst geprägten Typen dieses Münzbildes.
Ich glaube kaum, daß ein neuer, hier nicht genannter Typus noch zum Vorschein kommen wird. Daß die Liste so
vollständig gegeben werden konnte und darnach die Tafeln hergestellt, verdanke ich dem liebenswürdigen Entgegen-
kommen der Herren Direktoren der Münzkabinette in Berlin, London, Paris, München, Wien und Gotha. Ihnen be-
sonders, ferner Herrn v. Fritze in Berlin, Herrn Svoronos in Athen und Herrn G. B. Dattari in Kairo sage ich hier
noch einmal besten Dank dafür. Daß die Reihe auch in den Abbildungen ziemlich unverkürzt folgt, schien mir er-
wünscht nicht nur wegen der Wichtigkeit des dargestellten Monumentes selbst, sondern auch um der Methode willen.
Es schien mir notwendig, einmal an einem Beispiel ganz deutlich zu zeigen, wie viele und wie weit auseinander
liegende Varianten ein Münztypus durchlaufen kann, und wie vorsichtig man darum sein muß in seiner Verwertung zu
Rückschlüssen auf die Wirklichkeit des dargestellten Gegenstandes. Nebenstehendes Verzeichnis der wichtigsten er-
haltenen alexandrinischen Pharos-Münzen mag zugleich als erste Erläuterung der Tafeln I—III gelten.

obere"

Beschreibung der Münzbilder

DOMITIAN

Der Turm erscheint stets allein, ohne die Isis, und stets über Eck gestellt. Die Vergrößerungen der Nummern 1
und 10 (Abb. 4—5 und Tafel III, 129 und 130) zeigen am besten, wie die Serie die technisch feinsten und voll-
kommensten Darstellungen des Turmes enthält, von einer Treue und Richtigkeit des Charakteristischen, die im weiteren
Verlauf immer mehr verloren geht und erst unter Commodus, freilich ganz anders, wieder erscheint. Die Kante, welche
bei dieser Stellung des Turmes und in der Prägung, welche die Turmmasse voll plastisch, nicht flach, nur mit Rand-
konturen gibt, am meisten nach vorne tritt, ist fast immer abgewetzt worden, So erhält der Turm unbeabsichtigter-
weise das Aussehen eines Rundbaues, als welcher er auch noch in den neuesten Münzkatalogen sehr mit Unrecht auf-
geführt wird. So im neuen Katalog der Sammlung Dattari („torre circolare") und im Katalog des Britischen Museums,
Alexandria p. 103: „circular tower".

Der Turm erscheint ziemlich massig, besonders in seinem hohen Untergeschoß, das doppelt so hoch als breit ist,
und eine schwache, aber unverkennbare Verjüngung zeigt. Der Bau ruht deutlich auf niedrigen Sockelstufen, deren
meist zwei, seltener drei (Nr. 8) angegeben werden. Als oberer Abschluß des ersten Stockwerks ist ein schwach
vortretendes Profil zu erkennen. Unmittelbar auf diesem sieht man an den drei sichtbaren Ecken Tritonen, die große
Muschelhörner blasen, indem sie dieselben wagrecht hinaushalten. Zwei der Tritonen sind nach außen ins Profil ge-
wendet, beim mittelsten ist an Stelle der schwierigen Dreiviertel-Ansicht ebenfalls die Drehung ins Profil, und zwar
nach links, gewählt. Das zweite Stockwerk, stark zurücktretend, ist regelmäßig halb so hoch wie das untere, erste
angelegt. Die Verjüngung, die dieses hat, scheint jenem zu fehlen, die Kanten gehen lotrecht in die Höhe, und oben
erscheint wieder als Abschluß eine horizontale Ausladung. Bei gut erhaltenen Exemplaren wie Nr. 1 und 10 (vgl.
die Vergrößerungen) sieht man ganz deutlich einen achteckigen Baukörper mit vier Kanten vorne, deren obere Enden
wie rundliche Knöpfchen aussehen. Darauf folgt als Drittes eine kurze niedrige Partie, auf den besterhaltenen Stücken
 
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