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Thiersch, Hermann
Pharos: Antike, Islam und Occident ; ein Beitrag zur Architekturgeschichte — Leipzig, Berlin, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.6241#0148
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in Marokko

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In Rabat-Schella, am Atlantischen Ozean, ist die Moschee selbst ganz zerstört, der Turm („der Turm Hassans")
aber noch leidlich erhalten1), aus Steinquadern aufgeführt (Abb. 161). Über ihn und seine Erbauung steht bei einem
Autor des 12. Jahrh., Abd el-Wahid Marrakuschi (ed. Dozy p. 193) folgende wichtige, schon oben S. 5 zitierte Notiz:
„Als der Almohadensultan Abu Jussuf Jaqub al-Mansur die Stadt Rabat bei Schella am Atlantischen Ozean gründete
(um 1184), baute er eine große Moschee mit einem sehr hohen Minaret in der Gestalt des Pharos von Alexandria.
Man konnte darin ohne Treppen hinaufsteigen, so daß die Lasttiere mit Lehm, Ziegelsteinen, Gips und allem nötigen
Material bis zum höchsten Punkt hinaufgehen konnten."

Dieser Hinweis auf den alexandrinischen Pharos in solch alter authentischer Quelle ist eine sehr willkommene
Überraschung. Er ist ein sicherer Beweis dafür, daß der Turm die Phantasie und die Bauprojekte der Araber da-
mals noch weithin und intensiv beschäftigte. Aber es ist auch klar, daß dabei vorbildlich am Pharos verstanden ist
nur seine, an Stelle der gewöhnlichen Treppen im Innern gelegene bequeme Aufgangsrampe, weniger seine übrige
"Konstruktion und Gesamterscheinung. In dieser gleicht das Minaret von Marokko vielmehr vollkommen der Giralda,
nicht dem Pharos. Im übrigen hatte, wie oben erwähnt, auch die Giralda schon die Rampe vom Pharos entlehnt.
Es ist wichtig zu sehen, daß den Arabern damals noch wohl bewußt war, woher sie diese Errungenschaften in letzter
Linie bezogen. Dazu kommt, daß in der Tat der alexandrinische Pharos zu jener Zeit, im 12. Jahrh., eine Gestalt
angenommen hatte, welche den magrebinisch-spanischen Türmen in der Hauptsache — kleines Viereck auf großem Vier-
eck — äußerlich wirklich ähnlich war (vgl. oben S. 73—74). .

In Marrakesch, der Hauptstadt Marokkos, ist die „Kutubije" eine Moschee schon älteren Datums; das Minaret1')
wurde erst von Jaqub Almansur zu Ende des 12. Jahrh. hinzugefügt. Es ist noch vollständig erhalten, strengen, ernsten

1) Vgl. Saladin, Manuel, p. 250 und 233 (Fig. 169). 2) Vgl. Saladin, Manuel p. 251 u. 224 (Fig. 161).

Abb. 158. Das Minaret der Moschee von
Abb. 161. Der „Hassan-Turm", Miliare! in Rabbat Sevilla (die üiralda in ihrer ursprünglichen Abb. 162. Minaret in Tanger

(nach Saladin). Gestalt, nach 0. de Prangey). (nach Uhde, Baudenkmäler Spaniens etc.).

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