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Gesellschaft für Nützliche Forschungen zu Trier [Hrsg.]
Trierer Jahresberichte: Vereinsgabe d. Gesellschaft für Nützliche Forschungen zu Trier — NF 7/​8 (Teil 1).1914/​1915(1918)

DOI Artikel:
Krüger, Emil: Jahresbericht des Provinzial-Museums zu Trier: Ausgrabungen, Funde und Erwerbungen : Für die Zeit vom 1. April 1913 bis 31. März 1914
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https://doi.org/10.11588/diglit.43699#0023
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Jahresbericht des Provinzial-Museums zu Trier.
Ausgrabungen, Funde und Erwerbungen.
Für die Zeit vom 1, Rpril 1915 bis 51. März 1914.
(Hierzu Tafel I—III.)
Von Museumsdirektor Prof. Dr. E. Krüger.
I. Ausgrabungen.
Stadt Trier. Das Jahr des Kaiserbesuches war für das Trierer
Provinzialmuseum ganz besonders ergebnisreich. Im Anschluß an die im Vor-
jahre an der Basilika gemachte Untersuchung wurde die Erforschung des
Konstantinplatzes in Angriff genommen, der demnächst asphaltiert werden
soll und dann der Forschung endgültig entzogen ist. Es wurde in zwei
Kampagnen gegraben, zuerst im Anfang des Etatsjahres mit den etatsmäßigen
Mitteln, später mit Hilfe einer Sonderbewilligung des Provinzialausschusses
in den Spätherbst- und Wintermonaten. Die Ausgrabung war infolge der
hohen Verschüttung der römischen Reste ziemlich kostspielig, aber die Er-
gebnisse haben die gehegten Erwartungen weit übertroffen. Der im Vor-
jahre entdeckte Mosaikboden wurde in seiner ganzen Ausdehnung freigelegt
und noch so vollständig und in so guter Erhaltung vorgefunden, daß die
Konservierung des Bodens unter einem Schutzhause an Ort und Stelle an-
geregt ist und sich hoffentlich erreichen läßt. Ein weiterer einfacherer Boden
und die Bruchstücke eines dritten wurden gehoben und in das Museum
gebracht, im Winter noch ein vierter großer Boden mit schönem geome-
trischem Muster von sehr guter Erhaltung. Auch dieser letzte ist wie der
zuerst gefundene ein Erzeugnis des ersten Jahrhunderts und deshalb für die
Kenntnis der Mosaikkunst in Trier von besonderem Wert.
Zu diesem letzten Boden kam als ganz einzigartiger Fund hinzu der zu dem-
selben Zimmer gehörige Wandverputz mit reicher Bemalung1). Er lag
in Tausenden von Bruchstücken im Schutt, die sorgfältig aufgesammelt wurden,
und die jetzt in langer, mühseliger Arbeit im Museum zusammengesetzt
werden. Es ergibt sich ein vollständiges Stück einer bemalten Wand von
oben bis unten und von mehreren Metern Breite. Damit wird unsere Kenntnis
der Ausstattung der römischen Häuser in Trier nach einer ganz neuen Seite
hin erweitert. Auch kunstgeschichtlich hat die Wandmalerei in ihren Über-
einstimmungen und Abweichungen von pompejanischer Wandmalerei einen
hohen Wert. Die Menge der Mosaikböden und die Güte der Malerei lassen
hier die Wohnung eines hohen Beamten vermuten. Es ist dafür nicht ohne
Bedeutung, daß auch eine ganze Anzahl von Ziegeln der 22. Legion gefunden
wurde, die bekanntlich in Mainz in Garnison lag und nur für ein amtliches
Gebäude nach Trier Ziegel geliefert haben kann. Auch diese Ziegel gehören
ins erste Jahrhundert, und zwar zum Teil‘vor das Jahr 70, zum Teil in domi-
tianische Zeit2). Auch andere gestempelte Ziegel wurden gefunden, so lieferte
’) Vgl. St ein ei’, Neue röm. Mosaiken und Fresken in Trier. Röro.-germ. Korr.-Bl. VII,
1914 S. 40.
'-) Ueber die Legionsstempel von der Basilikagrabung verdanke ich Prof. E. Ritter-
ling in Frankfurt folgende wichtige Auskunft: „Die Ziegelstempel gehören in die Zeit des
Nero, vielleicht noch Ende Claudius und stammen durchgehends aus den Rheinzaberner
Ziegeleien. Besonders bemerkenswert ist der Stempel PA 183 (vom Constantinplaiz Graben VID.
 
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