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Viertes Kapitel.

Nimbus.

fflln der Empfindung, daß man göttliche und übermenschliche Wesen durch irgend ein
Uli äußeres Merkmal kenntlich machen und als solche von den gewöhnlichen Sterblichen
unterscheiden müsse, gingen die klassischen Künstler den christlichen voraus und schufen
neben dem Strahlenkranz und der Strahlenkrone den Nimbus, d. i. eine lichte Scheibe, mit der
sie die Köpfe von Göttern, Göttinnen, Heroen u.a.m. umgaben1. Die Maler der Katakomben
nahmen von dem Kopfnimbus als solchem in den drei ersten Jahrhunderten nicht bloß
keine Notiz, sondern vermieden ihn absichtlich, um nicht den Schein zu erwecken, als wollten
auch sie Götter abbilden. Doch behielten sie das Attribut als Ornament für die dekora-
tiven Köpfe und Gefäße und einmal für die Personifikation der Sonne bei. Außerdem
übernahmen sie die große Scheibe, welche bei Darstellungen in Brustbildformat die ganze
Büste umschloß und die später selbst auf Vollgestalten übertragen wurde. Diese wollen wir,
zum leichteren Verständnis, den großen, die um den Kopf gemalte den kleinen Nimbus nennen.

§ 1. Großer Nimbus.

Obgleich die Katakombenmaler in der älteren Zeit den Kopfnimbus als distinktives
Merkmal zurückwiesen, so konnten sie sich der Notwendigkeit, die Darstellungen Gottes
von denen der Engel und Menschen zu unterscheiden, auf die Dauer nicht ganz entziehen.
In der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts wurde die Schranke jenes Bedenkens auch wirk-
lich durchbrochen. Das in Frage kommende Bild befindet sich auf der Hinterwand der
Sakramentskapelle A2; man sieht über einem in dem Schiff, dem Symbol der Kirche,
stehenden Orans eine männliche Büste in den Wolken schweben, welche von dem großen
Nimbus umschlossen ist und die Rechte auf das Haupt des Betenden gelegt hat: also Gott,
der dem Gläubigen seinen Schutz angedeihen läßt2. Der die Büste umgebende Nimbus ist
mit roter Farbe gemalt; rot sind auch die Wolken, welche die Büste tragen. Der Künstler
dachte offenbar an das Licht, welches Gott, der Quell alles Lichtes, ausstrahlt. Der hl. Paulin
von Nola verrät den gleichen Gedanken, wenn er die Wolke, aus welcher auf den Bildern
seiner Basiliken die Hand Gottes hervorragte, stets „rutila" (rötlich, leuchtend) nennt3. Aus

1 Die eingehendste Arbeit über den Nimbus veröffentlichte über Nimbus und Strahlenkranz in denWerken der alten Kunst,

Adolf Krücke unter dem Titel Der Nimbus und verwandte in Memoires de l'Academie des sciences de Saint-Petersbourg,

Attribute in der frühchristlichen Kunst (Straßburg 1905). Allen Petersburg 1859. 3 Wilpert, Katakombenmalereien 39, 2.

voran ging Ludolf Stephani mit seiner grundlegenden Studie 3 Wir werden weiter unten Stellen anführen.

Wilpert, Mosaiken und Malereien. I.Band. 13
 
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