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Erstes Kapitel.
Lateran.

I. Überreste von Malereien und Mosaiken des Palastes.

as mächtige Geschlecht der Laterani hatte auf dem Caelius einen vielbewunderten Palast,
die „aedes Lateranorum". Bei der Verschwörung des Piso, an welcher auch Plautius
Lateranus, das damalige Haupt der Familie, beteiligt war, wurde der Palast von Nero kon-
fisziert und verblieb dann, anscheinend nur mit kurzer Unterbrechung, bis zum 4. Jahrhundert
kaiserlicher Besitz1. Konstantin d. Gr. schenkte ihn der Kirche, und Silvester ist der erste
Papst, der seine Residenz darin aufschlug. Unmittelbar nebenan baute der Kaiser die große
Salvatorkirche mit dem zugehörigen Baptisterium. Die beiden letzteren Bauten sind, wenn
auch in sehr verändertem Zustand, auf uns gekommen; wir haben sie schon oft erwähnt
und werden sie weiter unten ex professo behandeln. Von dem Palast hat sich dagegen so
wenig erhalten, daß es schwer fällt, seine Größe und Lage mit völliger Sicherheit zu be-
stimmen. Wie es scheint, dehnte sich der vornehmste Teil zwischen dem Baptisterium und
der aurelianischen Stadtmauer aus. Die vielen Verwüstungen und Feuersbrünste haben in
Verbindung mit den zerstörenden Einflüssen der Zeit und der Menschen seine prunkvollen
Säle und Gemächer in unscheinbare Mauerreste verwandelt, welche den einstigen Reichtum
an Kunstschätzen, die dort gewiß vorhanden waren, gar nicht ahnen lassen. Von den klas-
sischen Fresken sind nur einige kaum nennenswerte Reste mit rein dekorativen Darstellungen
von schwebenden Gestalten, von Masken, Stilleben u. dgl. an Ort und Stelle verblieben.
Man glaubt sie dem 2. Jahrhundert zuschreiben zu dürfen2.

Bei einem so vollständigen Ruin können wir es nicht hoch genug anschlagen, daß von den
späteren Malereien gerade diejenige erhalten blieb, welche hier eine ganz besondere Beach-
tung verdient, da sie eine Personifikation Roms bietet. Wir wollen sie deshalb an die Spitze

der übrigen stellen.

§ 1. Personifikation Roms.

Das Bild befindet sich seit langer Zeit im Palazzo Barberini, wohin es Kardinal Francesco
Barberini übertragen ließ. Es wurde schon öfters veröffentlicht, aber gewöhnlich als „Fresko
aus dem 2. Jahrhundert". Wir bringen von ihm die erste Abbildung in Farben (Taf. 125).
Dank dem gefälligen Entgegenkommen Seiner Durchlaucht des Fürsten Luigi Barberini
konnte unser Maler die Kopie in unmittelbarer Nähe von dem Original anfertigen. Es war
ihm deshalb möglich, den Farben durch Anfeuchtung mit Wasser fast ihre ursprüngliche

1 Vgl. darüber Ph. Lauer, Le palais de Latran (in der von 2 Sie befinden sich in dem gegenwärtigen Hühnerhof des

der Ecole francaise de Rome veröffentlichten Serie) lff. Sakristans. In photographischer Wiedergabe bei Lauer a.a.O. 15.
 
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