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Zeitschrift für christliche Kunst — 15.1902

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Beissel, Stephan: Die kunsthistorische Ausstellung in Düsseldorf, [7]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4074#0210
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331

1902.— ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 11.

332

Die kunsthistorische Ausstellung in Düsseldorf.

VII.

19. DerTragaltar des Domschatzes zu
Paderb orn.
(Mit 3 Abbildungen.)

m 15. August des Jahres 1100
schenkte Bischof Hein-
rich IL von Paderborn
dem Kloster Helm-
wardeshausen die
Kirche zu Thesle
tund den Zehnten
zu Mulhen als Ent-
gelt für ein goldenes Kreuz, welches er von
dem Abte Thetmar und den Mönchen jenes

Stelle wird dann zu untersuchen sein, wer jener
Rogkerus gewesen sei, der ihn anfertigte.

1. Der Tragaltar ist 345 mm lang, 212 mm
breit und 165 mm hoch.2) Seine Mafse ver-
halten sich also zu einander wie 5:3:2. Er
ruht auf vier in eigenartiger Technik herge-
stellten Füfsen. In jedem dieser aus Kupfer
gegossenen Füfse umfassen, wie Abb. 1 und 3
zeigen, je drei Krallen eine Halbkugel. Im
Ansatz über diesen Krallen sind die Flächen
in Dreiecke oder Quadrate zerlegt. Dann hat
der Meister die Hälfte dieser Dreiecke und
Quadrate vertieft, auf alle eine dünne Silber-

Klosters zum Schmucke seiner Domkirche er-
halten hatte, sowie für einen Schrein, wel-
chen der Mönch Rogkerusl) von Helmwardes-
hausen aus dem vom Bischof gelieferten Mate-
rial zu Ehren der hl. Kilian und Liborius
verfertigt hatte. Jener Schrein, der auch als
Tragaltar benutzt wurde, hat sich bis heute im
Dome zu Paderborn erhalten. Er war zu
Düsseldorf unter Nr. 591 ausgestellt und soll
hier genau beschrieben werden. An zweiter

*) Scrinium, quod nostro sumptu frater ejusdem
ecclesie Rogkerus satis expolito opere in honorem
sancti Kyliani atque Liborii fabricaverat. Die Urkunde
beiSchaten, »Annalium Paderbonensium« pars I
p. 648 und bei W enck »Hessische Landesgeschichte«
II, Urk. S. 53. Vergl. Erhard, »Regesta historiae
Westfaliae« I, 213 Nr. 1291.

platte aufgehämmert und die vertieften Stellen
mit Niello gefüllt. Er hat also Tauschirung
und Niellirung verbunden.

Oben und unten gab er den vier Seiten
des Kästchens eine durch eine Platte und eine
Schräge profilirte Ausladung. Die untere Platte
trägt folgende Inschrift:

(t fyffcrt. mtnte.pia. decus .hoc, tibi. sca . Maria ■ • ■
Heinricus ■ presul ■ ne • vitae ■ perpetis • txul

Fiat ■ Dcnt ■ q{......) Liborius • et • Kilianus •: •

Gaudet ■ honore ■ pari • quib(us) et voto famulari.

„Dieses Zierstück opfert dir heilige Maria in
frommem Sinti Bischof Heinrich, damit er nicht des

a) Abgebildet in den »Bau- und Kunstdenkmäler
des Kreises Paderborn« Tafel 53 f. »Organ für
christliche Kunst« 1861. Nr. 7. Buch er »Geschichte
der technischen Künste« II, 210.
 
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