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Zeitschrift für christliche Kunst — 28.1915

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Schnütgen, Alexander: Neuer Messkelch mit getriebenen Darstellungen und mit Steinschmuck
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Klingelschmitt, Franz Theodor: Ein Kupferstich Dürers als Vorlage für eine Mainzer Stickerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.4335#0044

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3Z ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST. Nr. 2/3

von künstlerischem Geschmack und geschulter Hand beherrschter Techniken,
namentlich der Treib- und Ziselierkunst, wie der Steinfassung.

Nach dem Vorbilde der Barockzeit ist über die Kuppa eine Verzierungshülle ge-
legt; diese und der Fuß sind mit je vier ganz flachen Reliefgruppen geschmückt,
gemäß der Vierteilung des Kelches. Um das Blutopfer zu versinnbilden, sind unten
aus dem Alten Testamente der Brudermord, die Isaakszene, der Verkauf Josephs
mit dem blutgetränkten Gewand, die Schlachtung im Tempel dargestellt, oben die
Beschneidung, Olbergszene, Geißelung, Kreuzigung, mithin ohne die Entfal-
tung des hier sonst üblichen Parallelismus. — Daß diese selbständig gezeich-
neten und geschickt durchgeführten Flachreliefs im Silber belassen und mit
kräftigem Goldornament eingefaßt sind, gereicht ihnen zum Vorteil, und die zahl-
reich eingestreuten farbigen Steine: Lapislazuh, Saphire, Achate, Karneole,
Almandine erhöhen die Wirkung dieser Partien, die durch kräftige Wulste mit
dem Schaft verbunden sind. Diesen unterbricht ein ebenfalls vierteiliger mit
großen Turkismatrix verzierter Knauf, der durch noch stärkere Betonung des
Cabouchoncharakters im Sinne der Rundungen, an die wuchtigen Verhältnisse von
Fuß und Kuppa, noch mehr das Auge befriedigenden Anschluß gewonnen
haben würde. Schnütgen.

EIN KUPFERSTICH DÜRERS ALS VOR»
LAGE FÜR EINE MAINZER STICKEREI.

Mit Abbildung.

Im Schatz der Stephanskirche zu Mainz werden drei prachtvolle, mit Hochrelief-
Stickereien verzierte, spätgotische Meßgewänder aufbewahrt, eine Kasel für den
amtierenden Priester und zwei Tuniken für die assistierenden Diakone1. Jene ist
mit einer reichen Darstellung der Kreuzigung und den Figuren der Kirchenpatrone
St. Stephan und Maria Magdalena geschmückt, diese zieren je sechs Apostel und
sechs andere Heilige. Die Auswahl, die man bei ihnen getroffen hat, ist für die Zeit
überaus bezeichnend. Neben den selteneren Heiligen Bernhard von Clairvaux und
St. Agnes sind es die Muttergottes, St. Katharina, St. Barbara, St. Margaretha,
St. Dorothea, Johannes der Täufer, St. Antonius der Einsiedler, St. Michael,
St. Hieronymus und St. Sebastian. Es sind die beliebtesten Heiligen der Zeit, die
ja in unzähligen Darstellungen immer wiederkehren. Trotzdem ist bisher nur für
eine der Figuren eine Vorlage in der zeitgenössischen Gnffe!kunst zweifelsfrei
nachweisbar: für den Sebastian2.

Der jugendliche Heilige ist mit den über dem Kopf gekreuzten Händen an den
vorragenden Aststumpf eines Baumstammes festgebunden, wider den sich sein
Oberkörper lehnt, während seine Beine von ihm wegstreben. Hinter dem rechten
Oberschenkel des Märtyrers ragt in der gleichen Richtung ein zweiter Aststumpf

1 Sie wurden in meinem Aufsatz „Aus dem Kirchenschatz von St. Stephan zu Mainz" in
„Die Kunst unserer Heimat" 1913 Heft 6 und 9 10 bereits gewürdigt. Dort wies ich auch
schon im Vorbeigehen auf das hier eingehend untersuchte Verhältnis der Figur St. Sebastians
zu Dürers Kupferstich hin.

8 Von einer Vorlage kann man bei der entfernten Ähnlichkeit der Muttergottes mit der des
Hausbuchmeisters Lehrs 8 nicht wohl reden. Vgl. a. a. 0. S. 129 Anm. 1.
 
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