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Benz, Richard [Hrsg.]
Die sieben weisen Meister: herausgegeben nach der Heidelberger Handschrift cod. pal. germ. 149, mit Berücksichtigung der Drucke des 15. Jahrhunderts und des cod. pal. germ. 106 (Die deutschen Volksbücher) — Jena, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.2043#0087
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Frau das hörte, da fürchtete sie sich und sprach:
„Willst du es dann, so thu ichs." Da gingder
Marschalk zum Könige und sprach: „Herr Kö-
nig, ich hab eine schöne und wohlgeborne Frau
bestellr, die will nicht weniger von euch haben,
denn tausend Gülden, und will in der Nacht zu
euch kommen, und will auch in der Finsternis
von euch gehen, damitsievondenMenschen nicht
erkanntwerde." DerKönig war es zufrieden.
Da die Nacht kam, brachte der Marschaik seine
Frau an desKönigsBette, und schloß dieThüre
zu von der Kammer, und ging hinweg. Nach
der Mitternacht kam er zu dem Könige und
sprach: „Herr, es ist bald Tag, haltet, was ihr
gelobt habr, daß dieFrau hinweg komme." Der
König antworrete: „Die Frau gefällt mir also
wohl, daß siesobaldnichtvonmirkommenmag."
Da der Marschalk das hörte, ward er betrubt
und ging hinweg. Darnach wartete er eine kurze
Smnde, und kam noch einmal und sprach:
„HerrKönig, der Tag geht auf, laßtdieFrau
von euch, sie würde anders zu Schanden kom-
men." DerKönigamwortete: „Siekommtin
Treuen nicht von mir. Geht schnellhinwegund
schließt mir die Thür wieder zu." Der Hofmei-

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