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Benz, Richard [Editor]
Die sieben weisen Meister: herausgegeben nach der Heidelberger Handschrift cod. pal. germ. 149, mit Berücksichtigung der Drucke des 15. Jahrhunderts und des cod. pal. germ. 106 (Die deutschen Volksbücher) — Jena, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.2043#0101
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L Von der Kömgm im Turm

war ein König, der hatte seine Frau so lieb,
^daß er sie in einen starkenTurm verschloß
und die Schlüssel alleweg bei sich trug. Darob
war dieFrau gar sehr betrübr. Nun war ein
Rirter in fernen Landen, der hane einst in der
Nacht einenTraum: ihn deuchte, er sähe eine
schöne Königin, die er zumal lieb härre, und wär
eö, daß er sie wachend sähe, er wollte sie wohl er-
kennen. Der Königin rräumre in derselben
Nacht von dem Ritter in derselben Weise, und
hatte doch keines das andre gesehen noch von ihm
hören sagen. Da der Rirrer den Traum gehabt
hatte, gedachte er bei sich selbst, daß er nimmer
Rast noch Ruh gewinnen möchre, er sähe denn
die Frau mit leiblichen Augen, von der ihm ge-
träumt hatte. Er bereitete sich mit Rossen und
Silber und Gold, und machte sich aufdenWeg.
Er sah manch Königreich und manch fremdes
Land, bis daß er kam in das Land und in die
Stadr, darin die Königin beschlossen lag.
Zu emer Zeit, da ging der Rirrer spazieren bei
dem Turm, darauf die Königin war, aber cr
wußre es nicht. Nun saß dieKönigin an einem

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