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Benz, Richard [Hrsg.]
Die sieben weisen Meister: herausgegeben nach der Heidelberger Handschrift cod. pal. germ. 149, mit Berücksichtigung der Drucke des 15. Jahrhunderts und des cod. pal. germ. 106 (Die deutschen Volksbücher) — Jena, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.2043#0047
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CVonderElster

/zrs war ein reicher freier Bürger in einer
^ Stadt, der hatte eine Elster, die ihm überdie
Maßen lieb war, die konnte latein sprechen,
deutsch, englisch und böhmisch. WaS die Elster
sah oderhörte, das sagte sie ihrem Herrn. Der
Bürger hatte auch einejungeschöneFrau, wie
ihr, Herr, eine habt, die hatte er gar lieb. Aber
dieLiebe, die sie zu ihm hatte, die war klein, denn
er taugte ihr aufdem Bette nicht. Deß hatte sie
einenJünglingbei sichzuallenZeiten, undwenn
der Herr ausritt in feinen Geschaften, zuhand
sandte sie nach dem Buhlen. Da die Elster dieS
sah, so sagte sie es demHerrn allemal, wenn er
kam, und es wurden viele Leute ihrer Untreue
gewahr. DerHerr schalt sie ost darum, aber sie
sprach:„Herr,ihrglaubteurerunseligenElster,
also lang als die lügt, sowerdenwirnimmer ein-
trachtigsein." Daspracher: „Frau, wisset, die
Elsterkann nicht lügen, sie sagtnur, was siehört
und sieht, und darum glaube ich ihrmehrdenn
euch." Darnach nicht lange mußte der Herr
wieder reiten fernvondepStadt. AlSbald sandte
die Frau nach ihrem Buhlen, daß er bald käme.

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