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Jellinek, Max Hermann
Friedrich von Schwaben: aus der Stuttgarter Handschrift (Deutsche Texte des Mittelalters, Band 1) — Berlin, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.2058#0016
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XX

der Interpolator mit fünf Versen des Originals zugleich den Schluß eines entlehnten
Stückes beseitigt, vgl. 2208—38. Daß etwa Ia oder seine Vorlage den Wigalois
nachgeschlagen und Verse getilgt habe, die ihm als Einschübe in den Text der Ent-
lehnung erschienen, halte ich für ausgeschlossen. Läßt es sich doch nachweisen, daß
er seinerseits den Wigaloistext geändert hat, vgl. 884. 85, wo er den rührenden
Heim beseitigt hat.l) Nicht unmöglich scheint mir jedoch, daß la hin und wieder
eine interpolierte Handschrift herangezogen hat; namentlich die Stelle 4811—32 ist
mir sehr verdächtig.

Nach den Ausführungen von Voss konnte die Wahl der abzudruckenden Hand-
schrift nur zwischen I und S schwanken. I bot den Vorteil, daß sie in einem Teil
die dem Ursprünglichen am nächsten kommende Fassung repräsentiert, für S sprach
der Umstand, daß sie die korrekteste Handschrift der Redaktion Z ist. Ich habe
mich für S entschieden, erstens weil es mir wünschenswert erscheint, daß bei Ab-
drücken einzelner Handschriften Manuskripte gewählt werden, die von einem Schreiber
hergestellt sind, zweitens weil I keine einheitliche Redaktion gibt, drittens weil P
höchst nachlässig ist.

Für den kritischen Apparat standen mir zur Verfügung eine von mir vor
14 Jahren genommene Abschrift von H, eine gleichfalls von mir im Jahre 1890 an-
gefertigte Kollation von I mit H, für die ersten 497 Verse auch eine Kollation von
M mit H. Von W kenne ich nur einzelne gedruckte Stellen.

Dem Programm der Akademie entsprechend mußte ich mich bei der Mit-
teilung von Lesarten auf eine Auswahl beschränken. Welche Gründe mich in
jedem einzelnen F'all geleitet haben, das auseinanderzusetzen halte ich für über-
flüssig. Meistens sollen die Lesarten dazu dienen die Verbesserung eines Fehlers in
S an die Hand zu geben oder zu zeigen, daß eine Korruptel in S wahrscheinlich
schon der Vorlage angehört. Über das Maß des unumgänglich Notwendigen bin ich
bei der Mitteilung von Varianten aus Ia hinausgegangen. Ich wollte, wenn auch
nicht den Wortlaut jedes einzelnen Verses, so doch den Versbestand dieser wichtigen
Handschrift zur Anschauung bringen. An einer Stelle 2062—98 bin ich mit Ia-
Varianten besonders freigebig gewesen, um an einem Beispiel zu zeigen, wie weit die
Treue der Wiedergabe bei Ia geht; haben wir doch hier an der Wigaloisstelle ein
Kriterium für das Ursprüngliche. Absolute Vollständigkeit der Varianten habe ich
übrigens auch an dieser Stelle nicht erstrebt.

Nur in ganz seltenen Fällen handelte es sich mir um Mitteilung orthographischer
Varianten. Ich fasse also sehr oft unter IH zwei orthographisch verschiedene aber
sonst identische Lesarten zusammen und gebe sie in der Regel in der Schreibung von

') Man beachte auch, daß in dem nicht in I& überlieferten Vers 1561 das Schloß Lohenis in
Rudolfs Wilhelm mit seinem Besitzer verwechselt wird. Dem Verfasser des alten Gedichtes ist dies
nicht zuzutrauen, denn sein Arminolt von Norwegen hat offenbar Rudolfs Amilot zum Paten.
Wenn I<* den norwegischen Fürsten Arnolt nennt, so zeigt dies nur, daß I* nicht in allen Einzelheiten
zuverlässig ist.
 
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