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Kautzsch, Rudolf
Diebolt Lauber und seine Werkstatt in Hagenau — Stuttgart, 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.2170#0019
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von Dr. E. Kautzsch. 75

III.

Universitätsbibliothek, Heidelberg (palat. germ. 21):
Deutsche Bibel (dritter Band).
Vgl. Bartsch 15; Wilken S. 316; s. auch o. A XVI.
Inhalt: s. Bartsch: Esdras-Ecclesiasticus.
14 Bilder, 14 Initialseiten.

Auch die Zeichnung des Rankenwerks weicht von der aller
übrigen Zeichner ab: sie ist bestimmter, einfacher, aber auch einförmiger.
Alle Farben sehr rein und tief, leuchtend, besonders ein schönes
Rothbraun und dunkeles, saftiges Grün.

C.

Dass die Zeichner B und C, welche vereint die grössere zweite
Hälfte der Kölner Bibel illustrierten, leicht aus einander zu halten sind,
sollte durch Aufzählung der Haupteigenheiten beider bewiesen werden.
Für B ist dies geschehen, es erübrigt noch, C nach Technik und Kunst
zu beschreiben.

Wenn B (wie A) auf ein sauberes Aussehen seiner Bilder hielt
und Missgestalten überall glücklich vermied, so ist das bei C keines-
wegs der Fall. Auch er zwar hat weniger Sinn für die längst ver-
blasste Idealität der älteren Illustration, als für die realistischen Köpfe
der neuen Zeit. Aber ganz ohne Zielbewusstsein folgt er dieser
Strömung. Gestalten wie der gekreuzigte Christus auf fol. 254' sind
verschwindende Ausnahmen. Wenn er sonst charakteristische Gesichter
(mit gebrochener Wangenlinie) zeichnet, entstehen allermeist ganz un-
mögliche Karikaturen. Übrigens sind selbst diese selten genug. In
der Regel treten nur ganz schematische Typen auf. Und dass er
nicht ernstlich mit den Neuerern ging, beweist die ungeheuerliche
Verhöhnung alles Raumgefühls. Nirgends stehen so oft selbst neben
einander gezeichnete Figuren in solchem Grössenmissverhältniss wie
hier. Dass dem entsprechend von einer Gruppenbildung, gar von einer
auch psychologisch klaren Handlung kaum die Rede sein kann, leuchtet
ein. Es ist durchschnittlich die gedankenlose, rohe Wiederholung der
Vorlage, was er bietet.

Diesem Zweck dient eine entsprechende Technik. C zeichnet
in vollkommenem Strichstil, aber seine Federführung ist weit entfernt,
so sicher und gleichrnässig zu sein, wie die A's. Die Striche werden
eben hingesetzt, wo sie hinkommen. Ob sie über ihr Ziel hinausfahren,
ob sie es erreichen, ist gleichgiltig. Und wenn scharfe Ecken ent-
stehen, wo Rundung sein sollte, wenn Lücken bleiben, wo der Umriss
geschlossen sein sollte, so kümmert das den Zeichner nicht, wenn er
nur die bequemste Art gefunden hat, eine Gestalt auf Papier zu bringen.
Er ist das stärkste Beispiel handwerksmässiger Schluderei in der
Werkstatt.

Von Einzelheiten der Formengebung möge hervorgehoben werden
die Zeichnung der Nase: zwei sehr dünne Striche bilden den Nasen-

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