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Schulz, Hugo [Oth.]; Conradus <de Megenberg> [Oth.]
Das Buch der Natur: die erste Naturgeschichte in deutscher Sprache — Greifswald, 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.2070#0255
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dem Ausflüge übernimmt. Sie beschützen auch ihren König mit aller
Sorgfalt und rechnen es sich zum besonderen Ruhm, für ihren König
sterben zu können. Aristoteles sagt, dass der Bienenkönig niemals
ohne ein grosses Volk um sich ausserhalb des Stockes erscheine.
Der Köuig* fliegt in der Mitte seiner zahlreichen Begleitung, die andern
Bienen umgeben ihn, und wenn eine Biene im Flug die Flügel des
Königs streift, wird sie von dem ganzen übrigen Heer bestraft. Jede
einzelne Biene begehrt beim Ausfliegen möglichst in der Nähe des
Königs sich zu halten, und hält es für besonders rühmlich und
ehrenvoll, in seiner Nähe und seinem Dienst gesehen zu werden.
Wird der König einmal müde, so tragen ihn die stärksten Bienen
und helfen ihm weiter. Plinius erzählt, dass die Bienen bei Honig-
mangel im eigenen mit grossem Ungestüm über den nächsten
fremden Stock herziehen. Dessen Bewohner setzen sich dann zur
Wehre und es kommt zum Kampf. Auch um die Blumen auf dem Felde
streiten sie untereinander. Man kann aber diesen Streit dadurch
schlichten, dass man Staub auf die Kämpfenden wirft oder sie mit
Rauch anbläst. Nachher versöhnt man sie wieder mit Milch oder
AVasser. Schlechten Geruch hassen sie sehr und fliehen weit vor
ihm weg, auch unsaubere Schmiere ist ihnen sehr zuwider. Basilius
sagt: An den Bienen wie auch an den Wespen bemerkt man überall
am Körper kleine Oeffnuugen oder Spalten. Sie athmen nemlich
nicht, haben auch keine Lungen. Sie nehmen die Luft als Nahrung
mit ihrem ganzen Körper auf, indem sie sie überall in sich einziehen.
Sie sterben desshalb leicht, wenn man sie mit Oel bestreicht, da dies
die Oeffnuugen und Spalten an ihrem Leibe verstopft. Giesst man
aber sofort Essig auf sie, so öffnen sich die Spalten gleich wieder,
und die Bienen werden wieder lebendig. Wenn die Bienen krank
sind, fressen sie mehr wie gewöhnlich, lediglich wegen der grossen
Vorliebe, die sie zum Honig hegen. Eine Schmetterlingsart, Papilio,
schädigt die Bienen sehr. Die Schmetterlinge setzen sich nemlich
auf den Klee und andere süsse Blumen, saugen das süsse Mark aus
und vernnsaubern den kostbaren Blflthenbau durch ihre Eier, aus
welchen Würmer entstehen. Auch die Frösche stellen ihnen nach,
wenn sie zum Wrasser fliegen, und es heisst, dass die Frösche von
dem Stachel der Bienen, wenn sie von ihnen gestochen werden,
Nichts empfinden. Die WTespen und Hornissen sind ihre natürlichen
Feinde, auch die Schwalben und andere Vögel verzehren die Bienen.
Sie haben die Eigenart, ihre Todten zu beklagen, und wenn der
 
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