DAS PALÄOLITHISCHE ORNAMENT
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metrischen Muster treten in Beziehung zu ganz bestimmten, nur so ge-
wollten, praktisch verwendbaren Formen. Zwar konnte auch die ein-
geritzte Tierzeichnung auf Geräten erscheinen, aber bei der Mehrzahl dieser
Darstellungen auf Knochen- und Geweihfragmenten und namentlich bei
den Höhlenmalereien war kein Grund gegeben, die gleichgültige Gestalt des
Trägers mehr als unbedingt nötig zu beachten. Hier zeigt sich wieder der grund-
sätzliche Unterschied vom Ornament: für dieses ist die Gestalt des Trägers das
Primäre, Bestimmende und muß deshalb eine besondere Bedeutung besitzen.
So begleitet auch das paläolithische Ornament die Konturen der Geräte mit
seinen Randlinien, hebt trennend die wichtigsten Teile hervor, betont den
regelmäßigen Bau durch den gleichmäßigen Rhythmus seiner Strichreihen,
Winkellinien, reziproken schraffierten Dreiecke usw. In der hier abgebil-
deten Schlagwaffe (?) aus Brassempouy (Abb. 5) unterscheidet das Orna-
ment an dem offenbar wirksamsten Teil einen konischen, unverzierten Kopf,
einen durch regelmäßige Ausstiche gerauhten Körper und einen Abschluß aus
zwei zwischen ausgestochenen Dreiecken verlaufenden Zickzackbändern. Be-
sonders dieses letzte Randmuster ist nicht nur ein ausgesprochenes, reines Orna-
ment, sondern es zeigt eine Form, die, wie wir sehen werden, in der um Jahr-
tausende jüngeren neolithischen Kunst erst einer sehr späten Entwicklungsstufe
angehört.
Auf die Frage nach der Entwicklung dieses paläolithischen Gerätornaments
möchte ich hier nicht eingehen. Dazu ist das Material zu gering und die relative
Datierung viel zu ungenau und unsicher. Nur ist zu bemerken, daß offenbar ein
unmittelbarer Zusammenhang zwischen der formalen Vollendung und materiel-
len Beschaffenheit der Geräte und der Möglichkeit ihrer Ornamentierung be-
stehen muß. Die aus Stein geschlagenen, mehr oder weniger retuschierten
Faustkeile, Kratzer, Bohrer usw. des Altpaläolithikums ließen keine ornamen-
tale Behandlung aufkommen, §ie verlangten sie nicht, noch gestatteten sie eine.
Aus dem gesamten Altpaläolithikum sind uns weder Knochengeräte noch Ge-
rätverzierungen bekannt, und auch das Vorhandensein einer Holzindustrie und
Holzornamentik scheint mir für diese Zeit sehr unwahrscheinlich, weil nicht ein-
zusehen ist, weshalb die Altpaläolithiker wohl zur Bearbeitung des Holzes und
nicht zu der des für Werkzeuge viel verwendbareren Knochens geschritten wären.
Umgekehrt stammen weitaus die meisten ornamentierten Geräte aus dem Mag-
Abb.5. Jungpaläolithisches Geräteornament. Elfenbeingerät aus Brassempouy,
Pyrenäen.
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metrischen Muster treten in Beziehung zu ganz bestimmten, nur so ge-
wollten, praktisch verwendbaren Formen. Zwar konnte auch die ein-
geritzte Tierzeichnung auf Geräten erscheinen, aber bei der Mehrzahl dieser
Darstellungen auf Knochen- und Geweihfragmenten und namentlich bei
den Höhlenmalereien war kein Grund gegeben, die gleichgültige Gestalt des
Trägers mehr als unbedingt nötig zu beachten. Hier zeigt sich wieder der grund-
sätzliche Unterschied vom Ornament: für dieses ist die Gestalt des Trägers das
Primäre, Bestimmende und muß deshalb eine besondere Bedeutung besitzen.
So begleitet auch das paläolithische Ornament die Konturen der Geräte mit
seinen Randlinien, hebt trennend die wichtigsten Teile hervor, betont den
regelmäßigen Bau durch den gleichmäßigen Rhythmus seiner Strichreihen,
Winkellinien, reziproken schraffierten Dreiecke usw. In der hier abgebil-
deten Schlagwaffe (?) aus Brassempouy (Abb. 5) unterscheidet das Orna-
ment an dem offenbar wirksamsten Teil einen konischen, unverzierten Kopf,
einen durch regelmäßige Ausstiche gerauhten Körper und einen Abschluß aus
zwei zwischen ausgestochenen Dreiecken verlaufenden Zickzackbändern. Be-
sonders dieses letzte Randmuster ist nicht nur ein ausgesprochenes, reines Orna-
ment, sondern es zeigt eine Form, die, wie wir sehen werden, in der um Jahr-
tausende jüngeren neolithischen Kunst erst einer sehr späten Entwicklungsstufe
angehört.
Auf die Frage nach der Entwicklung dieses paläolithischen Gerätornaments
möchte ich hier nicht eingehen. Dazu ist das Material zu gering und die relative
Datierung viel zu ungenau und unsicher. Nur ist zu bemerken, daß offenbar ein
unmittelbarer Zusammenhang zwischen der formalen Vollendung und materiel-
len Beschaffenheit der Geräte und der Möglichkeit ihrer Ornamentierung be-
stehen muß. Die aus Stein geschlagenen, mehr oder weniger retuschierten
Faustkeile, Kratzer, Bohrer usw. des Altpaläolithikums ließen keine ornamen-
tale Behandlung aufkommen, §ie verlangten sie nicht, noch gestatteten sie eine.
Aus dem gesamten Altpaläolithikum sind uns weder Knochengeräte noch Ge-
rätverzierungen bekannt, und auch das Vorhandensein einer Holzindustrie und
Holzornamentik scheint mir für diese Zeit sehr unwahrscheinlich, weil nicht ein-
zusehen ist, weshalb die Altpaläolithiker wohl zur Bearbeitung des Holzes und
nicht zu der des für Werkzeuge viel verwendbareren Knochens geschritten wären.
Umgekehrt stammen weitaus die meisten ornamentierten Geräte aus dem Mag-
Abb.5. Jungpaläolithisches Geräteornament. Elfenbeingerät aus Brassempouy,
Pyrenäen.