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Die angenehmen Zeitvertreibe, in den Erzählungen des Herrn von Adelsberg — Frankfurt am Main, 1767 [VD18 14316323]

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https://doi.org/10.11588/diglit.27687#0048
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Zustande gekommen wäre? Ach! mein Herr,
sagte sie mit einem riefen Seufzer, und fuhr dar«
auf fort, da sie ihren weissen magern Arm und
ihre verfallene Hand ausstreckre, die sie aus
Mange! der Kräfte kaum aufheben konnte; se-
hen Sie jenes schöne Feld, welches so grün und
lustig aussieht, und von der Zueückstralung der
Sonne glanzet, hier an der andern Seile des
Waldes und des Ganges?
Ich sehe cs, sagte ich. Der erste Tbeil
meines Lebens, fuhr sie fort, war so wie dassel-
be, ein Schauplatz des Vergnügens und der
Heiterkeit, dis ein falscher, schmeichelnder, nie-
derträchtiger und verführischer Mensch mich zu-
erst beredetesolchen zu verlassn, und Hernach-
mais mich selbst verlies, da er mir meine Ehre
geraubet hatte. Darauf war mein folgendes
Leben gleich dem dunkeln Gange; ich sündigte
mit einem jeden, der nur kam, und dieses führ-
te mich in einen weiclaufrigen Waid und in eine
grosse Wildniß von einsamen Wehe und melan-
cholischer Betrübnis, und nun will ich zu dem
finstersten Theile desselben, dem Sinnbilde mei-
nes Elendes, gehen, um mich daselbst so ge-
schwind, als ich nur kann, zu Tode zu weinen,
und mir durch Seufzer das Herz zu zerspalten;
da will ich unbekannt fallen, und nicht als ein
noch abscheulicheres Aergerniß sterben, dann ich
gelebt habe.

Wie
 
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